Florian Müller: „Politik muss in der Krise noch mehr erklären als sonst“

CDU-Bundestagskandidat zu Besuch bei LokalPlus


  • Kreis Olpe, 20.04.2021
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
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CDU-Bundestagskandidat Florian Müller (Mitte) zu Besuch bei LokalPlus - mit Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (links) und Geschäftsführer Christof Sieler. von Adam Fox
CDU-Bundestagskandidat Florian Müller (Mitte) zu Besuch bei LokalPlus - mit Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (links) und Geschäftsführer Christof Sieler. © Adam Fox

Kreis Olpe/Drolshagen. Schwarze Jeans, die oberen Hemdknöpfe offen, legeres Sakko und sportliche Schuhe. Florian Müller ist nicht der Anzug- und Krawatten-Politiker alter Schule. Das liegt ganz gewiss auch am Alter, denn mit 33 Jahren ist er der jüngste Bundestagskandidat, den die heimischen Christdemokraten je aufgestellt haben.


Der Drolshagener gibt sich offen und dynamisch, will möglichst viele Menschen erreichen und keine parteipolitischen Scheuklappen tragen. Das wird bei seinem Besuch in der LokalPlus-Redaktion deutlich. Im Gespräch mit dem jungen Familienvater spielt – natürlich – die Corona-Pandemie eine Rolle.

„Vor allem die Kinder leiden“

„Vor allem die Kinder leiden. Ihnen fehlen die sozialen Kontakte. Das lange Homeschooling hat viele Familien stark belastet“, weiß er aus seinem privaten Umfeld und aus vielen Gesprächen. „Die Menschen sind nach mittlerweile über 13 Monaten von den Einschränkungen ermüdet. Das kann ich gut verstehen.“ Deshalb seien gerade jetzt die Politiker gefordert, um die Menschen auch weiterhin mitzunehmen: „Politik muss in der Krise noch viel mehr erklären als sonst.“

Der 33-Jährige räumt ein, dass das in der Vergangenheit nicht immer gelungen sei und die Sonderwege einzelner Bundesländer nicht immer schlüssig und nachvollziehbar gewesen seien. „Aber der Föderalismus bietet eben auch die Chance, flexibel zu reagieren“, wirft er in die Waagschale. Ein schnelles Ende der Pandemie sei nicht zu erwarten, da dürfe man den Menschen keine falschen Hoffnungen machen.

„Digitale Medien sind die Zukunft“, sagte Florian Müller während seines Besuchs bei LokalPlus in Altenhundem. von Adam Fox
„Digitale Medien sind die Zukunft“, sagte Florian Müller während seines Besuchs bei LokalPlus in Altenhundem. © Adam Fox

Müller: „Wir werden uns noch lange mit Corona beschäftigen müssen. Ich hoffe, dass wir durch die Impfungen die Herdenimmunität bis zum Ende des Sommers erreicht haben und damit ein normalisiertes Leben möglich wird.“

Auch die Milliarden-Ausgaben zur Abfederung der Pandemie-Folgen seien natürlich eine Belastung für die Zukunft: „Wir haben das Volumen von zwei Bundeshaushalten an Schulden aufgenommen. Das wird noch lange Zeit Auswirkungen haben.“

„SPD täte Opposition gut“

Eine Fortsetzung der großen Koalition nach der Wahl im September hält der CDU-Direktkandidat nicht für erstrebenswert. „Der SPD täte die Opposition mal gut“, findet er. Und wer soll dann ran? „Wir müssen gucken, mit welcher Partei wir die größte Schnittmenge haben. Am liebsten wäre mir die FDP, aber die jetzigen Umfragen geben das nicht her.“ Ob eine schwarz-grüne Koalition tragfähig sei, da hat Müller seine Zweifel: „Die Grünen sind eben eine sehr heterogene Kraft.“

Florian Müller nach seiner Wahl in der Aufstellungsversammlung. von Nils Dinkel
Florian Müller nach seiner Wahl in der Aufstellungsversammlung. © Nils Dinkel

Söder oder Laschet – wer soll es bei der Union machen? Zur der am Dienstag, 20. April, entschiedenen und in den vergangenen Tagen alles dominierenden K-Frage hat Florian Müller schon länger eine klare Meinung: „Beide sind geeignet, Kanzler zu werden. Favorit für mich ist Armin Laschet“, schreibt er bei Facebook.

Und argumentiert: „Armin Laschet kennt das Sauerland. Er weiß, wie wichtig unsere Region wirtschaftspolitisch ist. Davon werden wir profitieren. Armin Laschet verfolgt seit Jahren einen von Pragmatismus und Differenzierung geprägten politischen Kurs. Sein Kompass richtet sich nicht nach kurzfristigen Umfragen. Daher hat er für mich eine beständigere inhaltliche Linie.“

Verkehr und Digitales

Wo will Florian Müller im Bundestag seine politischen Schwerpunkte setzen? „Ich würde gerne im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur mitarbeiten. Ob Verkehrsinfrastruktur, Auto der Zukunft oder digitale Entwicklung, das sind alles spannende Themen.“

Wichtig sei der Ausbau des Glasfaser- und 5G-Netzes. „Die weißen Flecken in unserer Region sind ärgerlich und peinlich“, findet er. In der hier vorherrschenden Automotive-Branche seien zwar längst nicht alle Zulieferer negativ vom Trend zur E-Mobilität betroffen, aber: „Alle Unternehmen sind gut beraten, sich auf einen strukturellen Wandel einzustellen.“

Beim Interview: Florian Müller, Geschäftsführer Christof Sieler und Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (von links). von Adam Fox
Beim Interview: Florian Müller, Geschäftsführer Christof Sieler und Redaktionsleiter Wolfgang Schneider (von links). © Adam Fox

Klimaschutz ist für den jungen CDU-Politiker längst keine Domäne der Grünen, sondern zwingende Notwendigkeit. Deshalb seien Windenergie und Photovoltaik wichtige Energiequellen und notwendig, um bis 2050 „eine grüne Null bei der Klimaneutralität“ zu erreichen. Zudem müsse die Forschung und der Ausbau von Speichertechnologien vorangetrieben werden, um erneuerbare Energien hierzulande sinnvoll und beständig nutzen zu können. Gezeitenkraftwerke und die Kernfusion hält Müller für weitere Bausteine einer tragfähigen Energiepolitik.

Der 33-Jährige hält große Stücke auf seine Heimat und die Menschen hier. „Im Sauerland bin ich fest verwurzelt. Ich bin in Attendorn geboren und in Drolshagen mit meinen beiden Geschwistern aufgewachsen. Ich habe von meinen Eltern und Geschwistern gelernt, wie wichtig das Ehrenamt für den Zusammenhalt und das Funktionieren unserer Gemeinschaft ist“, bekennt er sich als Land-, Vereins- und Familienmensch.

Junge Menschen wollen bauen

Deshalb ist auch Bauen für ihn ein ganz wichtiges Thema: „Viele jüngere Menschen kommen entweder zurück in ihre Heimat oder haben Wurzeln hier geschlagen und wollen Eigentum.“ Um das angesichts ständig steigender Baupreise zu ermöglichen, hält Müller eine Befreiung von der Grunderwerbssteuer und eine Fortführung des Baukindergelds für sinnvoll.

Was würde auf dem von Friedrich Merz bekannten Bierdeckel stehen, wenn Florian Müller seine Ziele ganz kurz und prägnant formuliert? „Die Wirtschaft diverser gestalten, bei Natur und Klimaschutz besser aufstellen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern, die Lebensqualität bewahren und das Ehrenamt stärken.“

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