„Historischer Stimmverlust“ - aber Müller setzt sich deutlich durch

Stimmen der Direktkandidaten


Topnews
Florian Müller (links) und Jochen Ritter beobachten im Kreishaus die Entwicklung der Stimmauszählungen. von Adam Fox
Florian Müller (links) und Jochen Ritter beobachten im Kreishaus die Entwicklung der Stimmauszählungen. © Adam Fox

Kreis Olpe. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Bundestagswahl haben sich am Sonntagabend, 26. September, die Kandidaten aus dem Kreis Olpe im Gespräch mit LokalPlus zu ihrem Abschneiden geäußert. Zufrieden zeigte sich Wahlgewinner Florian Müller (CDU) mit seinem Ergebnis und kündigte an, die Weiterentwicklung der Region weiter nach vorne bringen zu wollen.


Mit deutlichem Abstand und wie erwartet hat sich Florian Müller (CDU) gegen seine Mitbewerber im Wahlkreis 149 durchgesetzt. Der Unionskandidat wird damit in den Bundestag einziehen - und Dr. Matthias Heider beerben. Im Olper Kreishaus äußerte sich Müller zum persönlichen Abschneiden und deutete dieses als „klaren Vertrauensvorschuss“ des Wählers.

„Im Wahlkampf haben wir die richtigen Themen angesprochen. Wir möchten die Weiterentwicklung der Region nach vorne bringen“, gab Müller den Schlüssel des Erfolgs an.

Spannung im Olper Kreishaus. von Adam Fox
Spannung im Olper Kreishaus. © Adam Fox

Trotz persönlichem Erfolg sah Müller das Abschneiden seiner Fraktion auf Bundesebene mit gemischten Gefühlen. Einerseits habe man einen „bemerkenswerten Schlussspurt gesetzt“ und auf den letzten Metern noch ein wenig Boden gut gemacht. Dennoch sprach Müller von einem „historischen Stimmverlust“. Man müsse sich intern damit auseinandersetzen, woran es gelegen habe. „Wir müssen gucken, wie wir zukünftig das Vertrauen der Wähler zurückgewinnen“, gab er zu bedenken.

Auch CDU-Landtagsabgeordneter Jochen Ritter sprach von einem „beachtlichen Vorsprung“ Müllers und einem „fulminanten Wahlkampf“. Man habe im Kreis Olpe die Leute erreichen können, so Ritter.

Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Langenohl (links), Bundestagskandidatin Nezahat Baradari und Bürgermeister Christian Pospischil freuten sich über das Abschneiden Baradaris und das der SPD. von Adam Fox
Stadtverbandsvorsitzender Wolfgang Langenohl (links), Bundestagskandidatin Nezahat Baradari und Bürgermeister Christian Pospischil freuten sich über das Abschneiden Baradaris und das der SPD. © Adam Fox

Große Hoffnung auf den Einzug in den Bundestag hat Nezahat Baradari (SPD): „Abwarten“, sagte sie im Gespräch mit LokalPlus und zeigte sich sehr zufrieden mit dem Endergebnis. Ihrer Meinung nach sei eine Ampel-Koalition möglich, wünschenswert wäre Rot-Grün, aber: „Bitte keine Große Koalition mehr – dafür wird man vom Wähler bestraft.“

Stolz zeigte sich Wolfgang Langenohl, Stellvertreter des SPD-Kreisverbandes: Baradari habe in jedem Bezirk dazu gewonnen und Attendorn, insbesondere Schwalbenohl „erobert“. Attendorn und Lennestadt sehe er als „zwei rote Punkte im Kreis Olpe“.

Johannes Vogel (FDP). von ARD
Johannes Vogel (FDP). © ARD

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Johannes Vogel, der in Olpe lebt und im Wahlkreis 149 für die Liberalen antrat, hatte zwar gegen Müller keine Chance, zieht aber über die Landesliste der FDP erneut in den Bundestag ein. Er sprach von einem „tollen Ergebnis“. In der ARD schloss Vogel in seiner Funktion als stv. FDP-Bundesvorsitzender eine Koalition mit der CDU als zweitstärkste Kraft im Bundestag nicht aus. Es gehe darum, gemeinsame Inhalte auszuloten und die Überzeugungen der FDP bestmöglich einzubringen.

Johannes Vogel: „Die FDP hat erstmalig in ihrer Geschichte ein zweistelliges Wahlergebnis bestätigen und sogar verbessern können. Dieser klare Wahlerfolg gibt uns großen Rückenwind. Persönlich freue ich mich auch über ein gutes Ergebnis im Wahlkreis. Das macht mich stolz und dankbar. Dieses Ergebnis ist eine große Motivation für mich.“

Holger Thamm von den Grünen verfolgte das Geschehen im Olper Kreishaus. von Adam Fox
Holger Thamm von den Grünen verfolgte das Geschehen im Olper Kreishaus. © Adam Fox

Keineswegs begeistert war Holger Thamm (Grüne). Sein Abschneiden bezeichnete er als „nicht zufriedenstellend“. Dem Gewinner der Wahl, Florian Müller, gratulierte Thamm, gab jedoch an: „Ich hätte mir im Kreis Olpe einen Wechsel gewünscht. Auch deshalb bin ich angetreten.“

Für das Ergebnis auf Bundesebene sei es noch zu früh, eine Wertung zu treffen. Thamm: „Mit entscheidend wird natürlich auch sein, ob unsere Fraktion in die Regierung kommt.“

Auch Klaus Heger (AfD) verbrachte den Wahlabend im Kreishaus. von Adam Fox
Auch Klaus Heger (AfD) verbrachte den Wahlabend im Kreishaus. © Adam Fox

Sein persönliches Abschneiden im Kreis Olpe bezeichnete Klaus Heger von der AfD als „halbwegs erträglich“. Gegenüber der Wahl vor vier Jahren könne man nur von einem minimalen Rückgang sprechen. Dem Gewinner, Florian Müller, gratulierte Heger. Müller habe einen fairen Wahlkampf geführt. Dies sei nicht bei allen Kandidaten der Fall gewesen.

Das Ergebnis seiner Fraktion auf Bundesebene sei eine Enttäuschung. Heger stellte fest: „Es wird auf Bundes- und Landesebene parteiintern zu viel gestritten. Der Wähler mag das nicht.“ Er sei froh, dass es ersten Berichten zufolge keine rot-rot-grüne Fraktion geben werde.

Otto Ersching, Bundestagskandidat der Linken im Jahr 2021. von privat
Otto Ersching, Bundestagskandidat der Linken im Jahr 2021. © privat

„Überhaupt nicht zufrieden“: So äußerte sich Otto Ersching von den Linken zu den Wahlergebnissen sowohl auf Bundesebene als auch in seinem Wahlbezirk. „Dass wir Stimmen verlieren, damit habe ich gerechnet, aber nicht so sehr“, sagte er im Gespräch mit LokalPlus. Sein persönliches Ergebnis sah er zweigeteilt: In Olpe sei es nicht so gut gelaufen, in Lüdenscheid indes liege sein Ergebnis über dem der Kommunalwahl. „Woran es liegt, das muss man sehen“, sagte Ersching, und weiter: „Wir sollten weiter Protestpartei sein und uns nicht im Wahlkampf schon an einer Debatte über Koalitionsgespräche beteiligen.“

Dagmar Welz, Bundestagskandidatin von dieBasis, ist zufrieden. von privat
Dagmar Welz, Bundestagskandidatin von dieBasis, ist zufrieden. © privat

Zufrieden und glücklich zeigte sich Dagmar Welz (Die Basis): „Wir können nur gewinnen, es geht ja weiter. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass die Basis überhaupt so weit kommt. Mit diesem Ergebnis machen wir weiter.“ Sie wolle mit der Basis etwas verändern und habe schon so viele mit ihrer Partei geschafft: „Nächstes Jahr sind Landtagswahlen, da schauen wir weiter.“

Engelbert Prevorcic von der DKP. von privat
Engelbert Prevorcic von der DKP. © privat

„Wir haben uns nach unseren Möglichkeiten bemüht und haben viele neue Kontakte geknüpft – das war uns wichtig“, sagte Engelbert Prevorcic (DKP) angesichts seiner knapp 220 Stimmen. Daher gebe es keine Enttäuschung bei ihm. „Beim Wahlantritt ging es mir darum, deutlich zu machen, dass es im Sauerland Kommunisten gibt. Das ist uns gelungen.“ Mit Blick auf das Bundesergebnis ist er sich sicher, dass sich die Politik nicht ändern wird, „alles bleibt wie es war. Das heißt aber auch, dass die Probleme und Baustellen der Menschheit gravierender werden. Das kann auf Dauer nicht der Weg sein.“

Artikel teilen: