„Eklatantes Versagen der Politik und Fehlentscheidung mit teuren Folgen“

Zukunfts-Werkstatt Ottfingen arbeitet Schulschließung auf


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Panoramabild der ehemaligen Grundschule Ottfingen von Dorf-Initiative Grundschule Ottfingen
Panoramabild der ehemaligen Grundschule Ottfingen © Dorf-Initiative Grundschule Ottfingen

Ottfingen/Wenden. Als eine „Fehlentscheidung mit kostspieligen Folgen“ bezeichnet der Verein Zukunfts-Werkstatt Ottfingen (ZWO) die 2016 erfolgte Schließung der Grundschule Ottfingen. In einem offenen Brief an den Wendener Bürgermeister Bernd Clemens und die im Gemeinderat vertretenen Fraktionen wirft die ZWO den Fraktionen und der Verwaltung eklatantes Versagen vor.


Um mit dem Thema Schulschließung in Ottfingen abschließen zu können, hält es die ZWO für unumgänglich, dass die in der Vergangenheit gemachten Fehler analysiert und Konsequenzen gezogen werden. In dem dreiseitigen offenen Brief von ZWO-Geschäftsführer Jürgen Wanski heißt es unter anderem:

„Die Geschichte der Ottfinger Grundschule wurde 2016 durch die Schließung beendet. Inzwischen ist es offensichtlich, dass dies eine Fehlentscheidung mit kostspieligen Folgen war. Der vor fünf Jahren aufgegebene Schulraum muss jetzt durch Anbauten in Wenden und Rothemühle neu geschaffen werden.

Schild an der ehemaligen Grundschule Ottfingen. von privat
Schild an der ehemaligen Grundschule Ottfingen. © privat

Die Kinder, die im kommenden Schuljahr eingeschult werden, waren vor fünf Jahren bereits geboren. Genau diese Kinder benötigen heute und morgen die fehlenden Klassenräume. Und genau diese Zahlen finden sich im Konzept, dass 2015 jedem Ratsmitglied sowie der Verwaltung übermittelt wurde. Im Nichtbeachten der aufgeführten Argumente liegt der wesentliche Grund für das politische Versagen. Die Fraktionen im Gemeinderat - mit Ausnahme der Grünen - haben eklatant versagt. Ebenso die Verwaltung.

Denn eine zwingend notwendige Plausibilitätsprüfung hätte die Zahlen aus dem Schulentwicklungsplan mehr als in Frage gestellt. Konnte oder wollte die Gemeindeverwaltung nicht mit Weitsicht planen? Jetzt muss/soll für 10 Millionen Euro der Raum geschaffen werden, der in Ottfingen geschlossen wurde.

Gebäude der ehemaligen Grundschule Ottfingen (Altbau). von privat
Gebäude der ehemaligen Grundschule Ottfingen (Altbau). © privat

Eine Schulschließung ist kein politisches Alltagsgeschäft, sondern ein sehr sensibler Vorgang, der nur auf transparenten und belastbaren Fakten vollzogen werden darf. Denn eine Schulschließung ist unumkehrbar und bitter für die jetzt Betroffenen und auch alle zukünftigen Generationen. Zudem hinterlässt sie eine klaffende Wunde in der gesamten Schullandschaft der Gemeinde.

Ironie des Schicksals ist, dass beginnend mit dem Jahr 2016 und den drei folgenden Jahren nahezu 100 Kinder in Ottfingen zur Welt kamen. Das konnte natürlich niemand ahnen, bedeutet aber, dass in Kürze eine komplette Einzügigkeit an der ehemaligen Grundschule vorbei zum Bus laufen muss, aufgeteilt auf zwei Schulstandorte und zudem am Standort Rothemühle noch in zwei Klassen verteilt.

Grundschule Dahl, ein Teilstandort der Düringerschule. von Wolfgang Schneider
Grundschule Dahl, ein Teilstandort der Düringerschule. © Wolfgang Schneider

Bemerkenswert ist, dass die Schulaufsichtsbehörde auch in Lennestadt (Bilstein) und Olpe (Dahl) ähnliches vorhatte. In Lennestadt das Thema Schulschließung und in Olpe die Nichtgenehmigung einer 15-er Klasse. Anders als in Wenden haben sich die zuständigen Bürgermeister vehement dagegen gewehrt - und das erfolgreich.

Es gab keine zwingende Notwendigkeit, überhaupt eine Grundschule zu schließen, am wenigsten aber den größeren und besser ausgestatteten Standort. Nun müssen 10 Millionen Euro (reine Baukosten) investiert werden, die vermeidbar waren. Das sind ca. 500 Euro pro Einwohner oder, bezogen auf die 24 Mitglieder des Gemeinderates, die für die Schließung gestimmt haben, 416.666 Euro pro Ratsmitglied.

Verantwortung übernehmen

Für die notwendige politische Befriedung hilft es nicht, die gemachten Fehler zu verdrängen und ausschließlich „nach vorne zu schauen“. Daher müssen die Entscheidungsträger in der Politik, in der Verwaltung und der Schulaufsichtsbehörde Verantwortung übernehmen. Aufklärung bedeutet stets auch, solche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Fehler einzuräumen ist dabei nicht nur Mittel gegen Politikverdrossenheit, sondern auch Pflicht gegenüber dem Wähler.“

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