Wachkoma-Patient kehrt im Franziskaner-Hof langsam zurück ins Leben

Engmaschige Betreuung zielführend


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Matthias Brunnet, hier mit Franziska Birkholz und Ann-Kathrin Schulte (r.) war nach vorheriger Absprache mit dem Interview einverstanden.  von privat
Matthias Brunnet, hier mit Franziska Birkholz und Ann-Kathrin Schulte (r.) war nach vorheriger Absprache mit dem Interview einverstanden. © privat

Attendorn. Die Diagnose von Matthias Brunnet erschreckt. Der 53-jährige hat medizinisch ausgedrückt einen minimierten Bewusstseinszustand und befindet sich in der Phase F. Umgangssprachlich ist Matthias Brunnet ein Wachkoma-Bewohner. Mit Einverständnis des gesetzlichen Betreuers und des Bewohners selbst dürfen wir über seine Krankengeschichte berichten.


Er wird im Senioren- und Pflegeheim Franziskaner-Hof in Attendorn, einer Einrichtung der GFO, betreut. Es ist die einzige Einrichtung im Kreis Olpe, die auf die Behandlung von Menschen mit genannter Diagnose spezialisiert ist. Sechs Menschen der Phase F werden dort umfassend versorgt und therapiert mit dem Ziel, möglichst viel Lebensqualität wiederzuerlangen.

Dieses Ziel steuert Herr Brunnet langsam, aber bestimmt, an. Die Pflegedienstleitung Franziska Birkholz und die Logopädin Ann-Kathrin Schulte freuen sich über seine täglichen Fortschritte. Seine Krankheitsgeschichte begann vor eineinhalb Jahren, Matthias Brunnet musste nach einem Herzinfarkt reanimiert werden.

Bei der Fotoaktion lächelte Matthias Brunnet in die Kamera. von privat
Bei der Fotoaktion lächelte Matthias Brunnet in die Kamera. © privat

Durch die Sauerstoffunterversorgung erlitt der 53-jährige einen hypoxischen Hirnschaden, er musste beatmet werden und erhielt eine Trachealkanüle. Neben den medizinischen Therapien stehen ein verständnisvoller, einfühlsamer Umgang sowie die logopädischen Behandlungen im Vordergrund. „Alles in allem trägt Früchte.“ Matthias Brunnet muss nicht mehr dauerhaft beatmet werden, er ist viel wacher geworden.

Die Arbeit im multiprofessionellen Team, um die Wohnbereichsleitung Frau Nadja Lauchner zeigt, dass es möglich ist, Fähigkeiten wiederzuerlangen und Ressourcen zu fördern.

Auf Handschütteln reagiert der 53-Jährige auch wieder.  von Nicole Voss
Auf Handschütteln reagiert der 53-Jährige auch wieder. © Nicole Voss

Um den Bewohner langfristig von der Beatmung zu nehmen, hält der Franziskaner-Hof engen Kontakt zur Fachklinik Kloster Grafschaft. Herr Brunnet reagiert inzwischen wieder auf Ansprache, zeigt Mimik und Gestik: „Wenn ich ihm die Hand reiche, antwortet er darauf, indem er meine Hand drückt“, freut sich Franziska Birkholz.

Seine eigenen Bedürfnisse drückt er aus, indem er z.B. auf das Fenster zeigt, wenn es geöffnet werden soll oder er zeigt in die Richtung zum Fernseher, wenn er TV schauen möchte.

Bestätigendes Blinzeln und Lachen

Auch das bestätigende Blinzeln mit den Augen und sein Lachen sind Zeichen seiner emotionalen Entwicklung zurück ins Leben. Herr Brunnet versucht auch wieder zu sprechen: „Nach etwa 10 Minuten mithilfe eines Sprechventils wird das Sprechen für ihn allerdings noch zu anstrengend und dann ärgert es ihn, wenn es nicht klappt“, erzählt Ann-Kathrin Schulte.

Sie selbst ist zurzeit Studentin für Lehre und Forschung der Logopädie, hat eine Teilzeitstelle im Franziskaner-Hof und schreibt gerade an ihrer Master Arbeit. Trotz einiger finanziellen Herausforderungen und Auflagen wurde ihre Logopädie-Stelle im Franziskaner-Hof geschaffen, die guten Resultate Ihrer Arbeit sprechen dabei für sich.

Kleine Fortschritte sind große Erfolge 

Jeder noch so kleine Fortschritt und die persönliche Entwicklung ihrer Bewohner ist für das Team um Ann-Kathrin Schulte, Franziska Birkholz und das gesamte Pflegepersonal ein großer Erfolg, über den sich alle freuen.

Und wie sieht es bei Herrn Brunnet auf die Nachfrage hin aus, ob er sich auch gut aufgehoben fühlt? Der 53-jährige reagiert mit einem lang anhaltenden Augenzwinkern und einem Lächeln.

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