Erst vegetarisch, dann vegan: Leonies Weg zur rein pflanzlichen Ernährung

LP-Serie: Ernährung bunt und gesund


  • Kreis Olpe, 13.06.2021
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  • Von Kerstin Sauer
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Seit Jahren vegan - und glücklich mit ihrer Ernährung: Die 22-jährige Leonie hat im Gespräch mit LokalPlus erzählt, wie es zu ihrer Ernährungsumstellung kam. von Kerstin Sauer
Seit Jahren vegan - und glücklich mit ihrer Ernährung: Die 22-jährige Leonie hat im Gespräch mit LokalPlus erzählt, wie es zu ihrer Ernährungsumstellung kam. © Kerstin Sauer

Altenhundem/Siegen. Mit 13 Jahren hörte Leonie auf, Fleisch zu essen. Seit sechs Jahren lebt die 22-Jährige vegan. Was als Vorhaben eines „typisch 13-jährigen Mädchens“ begann, wie sie selbst heute lachend erzählt, ist für die gebürtige Altenhundemerin inzwischen eine Lebenseinstellung geworden, nach der sie mit Überzeugung und Begeisterung lebt.


Eins vorneweg: Radikal ist sie keinesfalls in ihrer veganen Lebensweise. Im Gegenteil: „Ich würde mir nie anmaßen, über andere Menschen zu urteilen“, betont die Studentin der Medienwissenschaften. Aber, so wünscht sie sich: „Ich fände es schön, wenn für die vegetarische oder vegane Lebensart und ihre Hintergründe ein Bewusstsein geschaffen wird. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein guter.“

Ihren ersten Schritt in die neue Richtung machte Leonie 2011. Obwohl sie als Kind immer Fleisch mochte, eröffnete sie als Teenager ihren Eltern: „Ab heute esse ich kein Fleisch mehr.“ Die Gründe seien anfangs rein moralischer Natur gewesen: „Typisch für dieses Alter halt, ich wollte einfach keine Tiere mehr essen.“

Die Sache mit dem Eisenwert...

Zuhause wurde Leonie immer unterstützt. „Meine Eltern haben extra für mich eingekauft und gekocht“, erzählt sie. Weiß aber auch, dass ihre Mutter die Ernährung besorgt beobachtet hat. „Sie hatten Sorge um meine Gesundheit, ob ich über meine neue Ernährung alle nötigen Nährstoffe bekomme.“ Regelmäßig musste Leonie daher ihre Blutwerte messen lassen. Und erinnert sich lachend an eine interessante Begebenheit: „Mama und ich haben beide den Eisenwert bestimmen lassen. Meiner war besser als ihrer.“

Obst, Gemüse, vegane Produkte aus dem Bio-Laden oder dem Supermarkt: Vegane Ernährung kann gesund sein, muss sie aber nicht, weiß Leonie. von Kerstin Sauer
Obst, Gemüse, vegane Produkte aus dem Bio-Laden oder dem Supermarkt: Vegane Ernährung kann gesund sein, muss sie aber nicht, weiß Leonie. © Kerstin Sauer

In die Hintergründe der vegetarischen Ernährung wuchs Leonie erst nach und nach herein: Plötzlich kamen, neben dem Verzehr von Tieren, ganz andere Aspekte - ethische, gesundheitliche, ökonomische und ökologische - hinzu, die das junge Mädchen immer mehr von der neuen Ernährungsweise überzeugten. Die Studentin erzählt: „Meine beste Freundin hatte sich schon früher entschieden, vegan zu leben. Das war mir aber anfangs eine Spur zu extrem. Doch durch mehr Hintergrundwissen konnte ich auch die Beweggründe besser verstehen. “

Die drei Säulen

Wenn man Leonie fragt warum genau sie sich vegan ernährt, stützt sie sich auf drei Säulen:

Der ethische Aspekt:

„Egal, wie die Tiere leben und gehalten werden: Am Ende sterben sie alle. Die Tiere – egal ob Kühe, Kälber, Küken oder Schweine – leben unter fürchterlichen Umständen. Wenn es eine gewaltfreie Alternative zu meiner Ernährung gibt, warum sollte ich dann die gewaltvolle wählen? Wir haben in unserer Gesellschaft das Privileg und den Luxus, auf Alternativen zurückgreifen zu können. Und dazu habe ich mich entschieden.“

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Oft ist es im Regal nur der Griff zum Nachbarprodukt: Die Auswahl an veganen Produkten wird immer größer.

Der ökologische und ökonomische Faktor:

„Massentierhaltung und der Konsum von tierischen Lebensmitteln hat einen Enormen Einfluss auf die Umwelt und aufs Klima. Auch Ernährungsgerechtigkeit spielt hier eine Rolle. Warum können wir im Schnitt 60 Milliarden Nutztiere ernähren, aber keine 8 Milliarden Menschen? Bis ein Stück Fleisch auf dem Teller liegt, wurden viele Kilo Nahrung und Liter Wasser verbraucht. Das ist ein Apparat, der mehr Ressourcen frisst, als er hergibt, so kann es auf Dauer nicht funktionieren.“

Die gesundheitliche Säule:

„Veganer ernähren sich keinesfalls nur von Sellerie und Tofu. Die Vegane Küche ist bunt und lecker, kann auch genauso ungesund sein, so wie jede andere Ernährungsform auch. Aber Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die rein pflanzliche Ernährung, wenn man es richtig macht, die gesündeste Art zu leben ist. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung, bestehend Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Natürlich nicht nur aber so oft es eben geht.

Viele Freunde leben vegan

Seit sechs Jahren lebt Leonie vegan. So wie viele ihrer Freunde und Studienkollegen, die sie in Siegen kennengelernt hat. Und – fiel ihr die Umstellung schwer? „Ich habe schon immer gerne Käse und Joghurt gegessen“, sagt die 22-Jährige grinsend.

Schmunzeln muss Leonie, wenn sie zu hören bekommt: ‚Ach, du Arme, das darfst du ja gar nicht essen!‘ Das stimme eigentlich nicht, betont sie: Sie habe das Glück, alles essen zu können, was sie möchte, habe sich aber bewusst dazu entschieden, es nicht zu tun. „Klar: Die Ernährung ändert sich“, sagt Leonie, aber: „Es gibt heute so viele vegane Produkte, oft ist es im Supermarkt nur der Griff zum Nachbarprodukt. Und auch geschmacklich wird heute sehr viel imitiert. Ob das gesund ist, ist ein anderes Thema, aber zumindest fehlt einem nichts mehr.“

Leonie fühlt sich wohl – in ihrer Lebensweise und mit ihrer Ernährung. Und ist davon überzeugt, ein klein wenig dazu beizutragen, dass es der Erde besser geht. Denn jeder Schritt in die richtige Richtung...

Hintergrund-Tipps von Leonie zum Thema:

YouTube:

Niko Rittenau - Ernährungswissenschaftler, Autor und Content Creator

(https://www.youtube.com/user/NPRittenau)

Netflix Dokumentarfilme:

  • Cowspiracy (2014) – Massentierhaltung und Einflüsse auf die Umwelt und das Klima
  • What the Health (2017) – Vegane Ernährung und Gesundheit
  • Game Changers (2018) – Vegane Ernährung und Sport
  • Seaspiracy (2021) – Überfischung der Weltmeere
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