Feuchter Sommer brachte gute Erträge - Schweinefleisch als Ladenhüter

Bilanz der heimischen Landwirte


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Beim Erntedank-Gespräch mit dabei: (von links) Michael Richard, Hildegard Hansmann-Machulla (beide Landwirtschaftlicher Kreisverband), Tina und Guido Quinke sowie Stefan Becker-Borggräfe (Vorsitzender Landwirtschaftlicher Ortsverband Lennestadt). von Adam Fox
Beim Erntedank-Gespräch mit dabei: (von links) Michael Richard, Hildegard Hansmann-Machulla (beide Landwirtschaftlicher Kreisverband), Tina und Guido Quinke sowie Stefan Becker-Borggräfe (Vorsitzender Landwirtschaftlicher Ortsverband Lennestadt). © Adam Fox

Melbecke/Kreis Olpe. Zum Erntedank-Gespräch hatten der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe und die Inhaber des Melbecker Quinkenhofs, Tina und Guido Quinke, eingeladen. Michael Richard und Hildegard Hansmann-Machula (beide Landwirtschaftlicher Kreisverband) und Stefan Becker-Borggräfe vom Ortsverband Lennestadt informierten über die Erntebilanz und die aktuellen Chancen und Herausforderungen der heimischen Region. Die beiden Gastgeber zeigten, was ihren Hof ausmacht.


Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, bilanzierte: „Dem Grünland hat der nasse Sauerländer Sommer sehr gut getan.“ Auf vier Grasschnitte in reichlicher Menge und mittlerer bis guter Qualität sei man gekommen. Auch beim Thema Mais hatte der Vorsitzende nichts auszusetzen. Die ordentliche Bilanz bei Grünland und Mais habe einen positiven Effekt auf die Futterversorgung gehabt. Es musste angesichts des feuchten Sommers kein teures Futter wie in den vergangenen Jahren zugekauft werden.

Die Ernteerträge waren deutlich besser als in den trockenen Vorjahren. Teilweise sei sogar nachts geerntet worden, um die Mengen zu bewältigen, zeigte sich Richard zufrieden. Gegenüber den Vorjahr konnte mehr Roggen (+14,4 Prozent), Silomais (+11,1) Hafer (+10,5) und Mais (+10,5) geerntet werden.

Bauern bleiben auf Säuen sitzen

Richard ging auch auf die Situation der Schweinezucht ein - und fand klare Worte: „Wir versinken im Schweinefleisch“. Grund dafür ist die afrikanische Schweinepest, die grassiert. Die Folge: China, bislang größter Importeur von Schweinefleisch, kauft dieses nicht mehr ein. Die Bauern bleiben auf ihren Säuen sitzen und es kommt zum Schweinestau.

Während die Chinesen das deutsche Schweinefleisch meiden, kaufen sie Holz in bislang nie dagewesenen Mengen ein. Trotz Borkenkäferbefalls. Richard fasste die Lage so zusammen: „China rettet gerade die Waldbauern und lässt die Schweinezüchter vor die Wand fahren.“

Entscheidungen gefragt

Insgesamt stehe die Branche vor vielen Herausforderungen: Importstopps wegen Schweinepest und Corona, Diskussionen über das Tierwohl. Viele Betriebe sehen keine Zukunft und wollen dichtmachen bzw. umstrukturieren, auch zum Wohle der Tiere. Doch oft fehlt das Geld für Veränderungen.

Der Grevenbrücker Landwirt Stefan Becker-Borggräfe, Halter von 60 Milchkühen, stellte die Frage: „Wo will die Gesellschaft mit der Landwirtschaft hin?“ Auch die Politik müsse sich entscheiden und sagen, ob sie normierte EU-Betriebe oder kleinere Höfe bevorzuge.

Quinkenhof breit aufgestellt

Eine Entscheidung getroffen haben hingegen schon längst Tina und Guido Quinke. Bis 1992 ein reiner Milchviehbetrieb, haben sie im Laufe der Zeit ihr Angebot erweitert. Inzwischen zeichnet sich der Quinkenhof durch Diversität aus. Ein Gemischtwarenladen, Forstwirtschaft, elf Ferienwohnungen und Reitkurse mit 55 Islandpferden gehören zu ihrem Portfolio.

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Die beiden Inhaber des Quinkenhofs, Tina und Guido Quinke.

Gerade die beiden letzten Angebote waren im Lockdown nicht möglich. „Das hat uns finanziell wehgetan. Wir freuen uns, dass der Spuk vorbei scheint“, blickt das Ehepaar der Zukunft positiv entgegen. Bei der Frage, wer den Hof übernimmt, schmunzeln die beiden. Die älteste Tochter, eines von vier Kinder, kann es sich vorstellen.

„Die Schulen sind voll mit Leuten, die Landwirte werden wollen“, freut sich Michael Richard. Für einen Hof gebe es im Schnitt drei Aspiranten.

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