Pflege im Kreis Olpe - Mangel an allen Ecken und Enden (Teil 2)

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Kreis Olpe. Während im ersten Teil die Zahlen beleuchtet wurden, geht es in Teil 2 um die Situation bei verschiedenen Pflegeanbietern. Auch sie sehen den Status quo kritisch und haben klare Forderungen und Vorstellungen davon, was aus Berlin und Düsseldorf kommen muss, um die Lage zu entschärfen. Zudem sollten die richtigen Anreize gesetzt werden, damit zukünftig ein „Pflegenotstand“ verhindert werden kann.


Karina Reimann, Geschäftsleitung Unternehmenskommunikation & Service des Caritasverbandes im Kreis Olpe, ist der Auffassung, dass ein Mangel an Pflegepersonal schon jetzt deutlich spürbar ist. „Mitarbeiter in diesem Bereich sind schwer zu bekommen. Zudem arbeiten die Arbeitsbelastung sowie der demographische Wandel gegen uns. Die meisten Mitarbeiter in der Pflege arbeiten nicht in Vollzeit bis zur Rente“.

„Überbordende Bürokratie“ abbauen

Mit einer Zunahme der Pflegebedürftigen rechnet man wie beim Kreis Olpe auch bei der Caritas. Reimann empfiehlt: „Ziel muss es sein, dass die Pflegebedürftigen solange wie möglich zu Hause versorgt werden können. Die ambulante Pflege sollte gegenüber der stationären bevorzugt werden.“ Am Beispiel der ambulant betreuten Wohngemeinschaft in Attendorn werde deutlich, dass diese Wohnform immer mehr auf dem Vormarsch sei.

Zunächst einmal sollte man die aus Sicht der Caritas „überbordende Bürokratie“ abbauen. Neben einer Gehaltserhöhung seien zudem Maßnahmen erforderlich, die dazu führen, die Personalsituation zu entspannen und die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern. Auch die Zuschüsse für die stationäre Altenpflege müssten deutlich steigen.

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Der ambulante Betreuungsdienst Mediro mit Sitz in Drolshagen sieht die Lage in der Pflege ebenfalls sehr kritisch. Inhaberin Olga Rogalsky gibt an, dass der Betreuungsdienst gerade deshalb einen Zulauf erhalten habe, da die klassische Pflege von Personalmangel geprägt sei:

„Wir haben über die Zusammenarbeit mit diesen Menschen sehr häufig von mangelhafter pflegerischer Versorgung gehört. Es werden innerhalb einer Schicht an die 30 Patienten „versorgt“. Das sind pro Stunde circa fünf Menschen.“

Pflegepersonal wird „weggelockt“

Die Zukunft des Berufs sieht Rogalsky nicht in Gefahr. Allerdings sieht sie das Risiko, dass qualifiziertes Personal in andere Berufe abwandert: „Grundsätzlich ist ein Anstieg der Auszubildenden in der Pflege beobachtbar. Und es kommt immer mehr Pflegepersonal dazu. Ob diese langfristig in der Pflege bleiben, ist ungewiss. Andere Arbeitgeber mit deutlich besseren Bezahlungen und Arbeitsbedingungen locken Leute von der Pflege weg, etwa Testzentren oder Personaldienstleister.“

Damit der Pflegeberuf mehr Zulauf bekommt, hält Rogalsky es für notwendig, eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehöre unter anderem, die Gründung von Pflegediensten zu vereinfachen. Auch die bessere Aufklärung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen über zustehende Leistungen sollte zur Norm werden. Viele wüssten nicht, was ihnen tatsächlich zustehe.

Politiker sollen sich vor Ort ein Bild machen

Anke Maikranz-Boenig, Leiterin Altenhilfe beim DRK-Kreisverband Olpe, wünscht sich eine stärkere Vereinbarung von Familie und Beruf. Auch Mitarbeiter ohne Familie hätten ein Recht auf eine moderate Dienstplanung. „Das größte Geschenk an die Beschäftigten wäre es, wenn die Arbeit in der Regelarbeitszeit zu schaffen wäre. Das ist unser größter Wunsch an die Politik.“

Maikranz-Boenig hat einen weiteren Wunsch an die Politiker: „Sprecht endlich mit den Mitarbeitern und Kunden an der Basis. Hört euch an, wie der Alltag wirklich ist.“ Um die Zukunft des Berufs macht sich die Leiterin keine Sorgen: „Das DRK Olpe hat deutlich mehr Auszubildende zur Gesundheitsfachfrau als in den letzten Jahren. Dies freut uns sehr und in der Regel bleiben uns die Auszubildenden nach den Prüfungen treu.

Die Zahl der Pflegekräfte ist bei uns auch gestiegen, trotzdem können wir nicht jeden Wunsch und jede Anfrage erfüllen. Denn die Anfragen sind deutlich stärker gestiegen als das Personal aufgestockt werden konnte.“

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