Wall-Center zentrales Thema bei IHK-Wirtschaftsgespräch in Attendorn


Walter Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG), Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer IHK Siegen), Bürgermeister Christian Pospischil  und Hermann-Josef Droege (stellvertretender  Hauptgeschäftsführer IHK Siegen) (von links). von privat
Walter Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG), Klaus Gräbener (Hauptgeschäftsführer IHK Siegen), Bürgermeister Christian Pospischil und Hermann-Josef Droege (stellvertretender Hauptgeschäftsführer IHK Siegen) (von links). © privat

Attendorn. „Wir werden bei der Neukonzeption des Wall-Centers auf eine breite Beteiligung aller Bürger setzen und hierfür das richtige Format finden“, erklärte Bürgermeister Christian Pospischil beim IHK-Wirtschaftsgespräch in Attendorn.


Mehr als 80 Vertreter aus Wirtschaft und Politik tauschten sich mit der Stadtspitze zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen aus. Erwartungsgemäß standen Handelsfragen und besonders die weitere Entwicklung des Wall-Centers im Mittelpunkt der Diskussion.

Deutlich wurde der Wunsch einiger Anwesender, bei den weiteren Schritten auch Alternativen zu der derzeit verfolgten Ansiedlung eines großflächigen Vollsortimenters, eines weiteren Drogeriemarktes sowie einer Apotheke und eines Textil-Discounters in den Blick zu nehmen und dabei auch das Gespräch mit möglichen weiteren Investoren zu suchen. Die nachteiligen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das bisherige Beteiligungsverfahren und ein Grundstückskauf im Plangebiet machen derzeit eine Neuplanung erforderlich.
Viele Menschen bereit, sich in die Überlegungen einzubringen
IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener, der den Standort für großflächigen Einzelhandel grundsätzlich als geeignet sieht, äußert sich jedoch kritisch zu möglichen Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel und betonte: „Ziel sollte sein, bestehende gesunde Strukturen nicht zu ersetzen, sondern zu ergänzen.“

Für Maik Rosenberg (aquatherm GmbH) sind die zahlreichen Einwendungen im Zuge des Beteiligungsverfahrens ein Beleg dafür, dass viele Menschen bereit sind, sich in die Überlegungen einzubringen.
Bürgermeister Pospischil verwies auf politischen Auftrag
„Mein großer Wunsch ist, dass diese Tradition hier fortgesetzt wird und bei solch weitreichenden Ansiedlungen wie dem Wall-Center die Interessen der Betroffenen aktiv aufgegriffen werden“, so Maik Rosenberg. Christian Pospischil zeigte Verständnis für das Anliegen, verwies aber auch auf den bestehenden politischen Auftrag.

Walter Viegener betonte: „Die Besucher des Wall-Centers werden ihren Kofferraum vollladen und wieder wegfahren und sicher nicht in die Innenstadt gehen, um weiter einzukaufen.
Brauchen Sortimente, die im näheren Umkreis niemand hat
Christian Springob, Vorsitzender der Werbegemeinschaft sah das ähnlich: „Der Kunde möchte mit den im Wall-Center vorgesehenen Sortimenten schnell fertig werden und sich nicht noch Zeit zum Bummeln in der Innenstadt nehmen. Wir brauchen Sortimente, die im näheren Umkreis niemand hat.“

Bürgermeister Pospischil verwies dagegen auf die bisherigen Erfahrungen mit der Ansiedlung des Allee-Centers, des Hanse-Hotels und des Kinos, die allesamt mehr Frequenz auch für den Bereich innerhalb der Wälle gebracht hätten. Das Wall-Center liege noch näher an der Innenstadt. Bezüglich der Sortimente seien zwar viele ergänzende Angebote wünschenswert. In der Realität könne man aber nur die Sortimente bedienen, für die es auch interessierte Anbieter gebe.
Kaufkraftabfluss in Nachbarkommunen
Der Attendorner Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwalt und Notar Sascha Koch (HTR) bezweifelte, dass die vorgesehenen Sortimente im prognostizierten Maß Kaufkraft binden. Die größten Abflüsse gebe es in den Randgebieten der Stadt. Von dort werde aber niemand für Produkte des täglichen Bedarfs, die er auch an seinem bisher gewohnten Einkaufsort außerhalb des Stadtgebietes vorfinde, das Wall-Center besuchen. 

Bürgermeister Pospischil und Beigeordneter Graumann verwiesen auf die hohe Attraktivität der Attendorner Innenstadt, welche Besucher von weit her anlocke. Das Angebot mit nur je einem Anbieter im Bereich Vollsortimenter und Drogerieartikel sei jedoch so gering, dass viele Attendorner selbst zum Einkauf von Drogerieartikeln in die Nachbarkommunen auswichen. 
Kritische Stimmen einbinden
Rainer Eiden (Atta Drogerie Willy Krapohl Nachf. KG) zeigte sich überzeugt, dass das Wall-Center den erwarteten Umsatz mache. Allerdings zu großem Teil auf Kosten des bestehenden Einzelhandels.

Abschließend warb Klaus Gräbener dafür, die weiteren Schritte im Konsens zu unternehmen und sagte: „Je stärker kritische Stimmen eingebunden werden, desto breiter ist am Ende das Fundament.“
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