Bau boomt – Industrie optimistisch – Gastgewerbe ist der Corona-Verlierer

IHK-Umfrage: Konjunkturklima deutlich verbessert


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Das Konjunkturklima hat sich gegenüber den vorigen Umfragen deutlich verbessert. von IHK Siegen
Das Konjunkturklima hat sich gegenüber den vorigen Umfragen deutlich verbessert. © IHK Siegen

Kreis Olpe/Siegen. „In weiten Teilen der heimischen Wirtschaft hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt. Der Optimismus ist in der Industrie, im Bau und im Großhandel zurück, aber eben nicht überall. Teile des Handels und der Dienstleister, vor allem aber das Gastgewerbe sind die Corona-Verlierer. Wir sehen eine konjunkturelle Zweiklassen-Gesellschaft. Die einen kommen immer besser durch, bei den anderen liegen die Nerven blank.“


Mit diesen Worten kommentierte IHK-Präsident Felix G. Hensel am Montag, 10. Mai, die Ergebnisse der im April durchgeführten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 553 Unternehmen mit mehr als 42.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.

„Entwicklung, die Mut macht“

Der Konjunkturklima-Index – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung - steigt um 18 Punkte auf einen Wert von 118 und damit auf den höchsten Stand seit Januar 2019. 39 Prozent der Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe berichten von einer guten und 20 Prozent von einer schlechten Lage. Ebenfalls deutlich verbessert haben sich die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate (+18 Punkte). Felix G. Hensel: „Seit dem konjunkturellen Tiefpunkt vor einem Jahr kletterte der Klimaindex um mehr als 50 Punkte. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, die Mut macht.“

Erstmals seit zwei Jahren wollen wieder mehr Unternehmen Personal aufbauen (18 Prozent) als abbauen (17 Prozent). Zu Jahresbeginn lag das Verhältnis von positiven und negativen Einstellungsabsichten noch bei 14 zu 25 Prozent.

Im Kreis Olpe beurteilen die Unternehmen die Lage besser als in Siegen-Wittgenstein. von IHK Siegen
Im Kreis Olpe beurteilen die Unternehmen die Lage besser als in Siegen-Wittgenstein. © IHK Siegen

In großen Teilen der Industrie überwiegen die positiven Meldungen. 42 Prozent beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage als gut, 14 Prozent als schlecht. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Weit überwiegend brummt es in unserer Industrie wieder. Die Auftragseingänge haben spürbar angezogen. Die Auslastung ist deutlich gewachsen. Vielleicht sind wir ja schneller als erwartet über den Berg.“

Zur Unzeit ziehen derzeit von anderer Seite dunkle Wolken auf. Zahlreiche Unternehmen haben mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen und deutlich anziehenden Vormaterialkosten zu kämpfen. Felix G. Hensel: „Die Materialverfügbarkeit entwickelt sich zum Flaschenhals. Drei Viertel der Industrieunternehmen klagen aktuell über Lieferengpässe, 93 Prozent melden steigende Vormaterialkosten. Das sind historisch hohe Werte. Der gerade auf Touren kommende Konjunkturmotor droht schon bald wieder zu stottern.“

Materialknappheit am Bau

Die Baubranche zeigt sich weiterhin unbeeindruckt von der Corona-Krise. So gut wie alle befragten Baubetriebe geben eine gute oder befriedigende Geschäftslage an. Konjunkturexperte Stephan Häger: „Die Auftragsbücher im Bausektor sind gut gefüllt und die Auslastung sehr ordentlich. Aber auch in der Baubranche sind Materialknappheit und steigende Kosten ein großes Thema.“

Äußerst schwierig ist immer noch die Lage in Teilen des Einzelhandels. Sechs von zehn Händlern bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht, nur ein Fünftel als gut. Vor allem der Modeeinzelhandel und der Kfz-Handel blicken jedoch nach den ersten Fortschritten der Impfkampagne wieder optimistischer in die Zukunft.

Im Gastgewerbe sind die Werte im Keller - sowohl bei der Lage als auch bei den Erwartungen. von IHK Siegen
Im Gastgewerbe sind die Werte im Keller - sowohl bei der Lage als auch bei den Erwartungen. © IHK Siegen

Dagegen ist in der gesamten Gastronomie die Stimmung äußerst düster. Neun von zehn Gastronomen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht. Auch die Zukunftsaussichten sind von deutlichem Pessimismus geprägt.

Klaus Gräbener: „Das sind unterirdische Werte. Der Endlos-Lockdown setzt dem Hotel- und Gastgewerbe immens zu. Zahlreiche Unternehmen kämpfen ohne wirkliche Perspektive um das nackte Überleben. Etliche von ihnen glauben nicht mehr daran, dass bei ihnen nach der Krise die Lichter wieder angehen. Große Teile dieser Unternehmen fühlen sich von der Politik verlassen.“

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