Bisher keine Annäherung - Was wird aus Abellio-Bahnlinien?

Verkehrsverbünde tendieren zu Neuvergabe


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Noch wird der Bahnhof in Altenhundem von Abellio angesteuert. von Nils Dinkel
Noch wird der Bahnhof in Altenhundem von Abellio angesteuert. © Nils Dinkel

Kreis Olpe/Hamm. Der Streit zwischen den drei NRW-Verkehrsverbünden und dem angeschlagenen privaten Eisenbahnunternehmen Abellio ist eskaliert. Die Vertragspartner konnten sich nicht über die Höhe der Aufteilung der Verluste einigen. Nun droht dem niederländischen Unternehmen endgültig die Insolvenz. Das hätte Folgen für den Bahnverkehr auch im Kreis Olpe, denn Abellio betreibt den Ruhr-Sieg-Express (RE 16) und die Ruhr-Sieg-Bahn (RB 91).


Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der Nahverkehr Rheinland (NVR) halten es nach jüngsten Gesprächen mit Abellio Rail für erforderlich, die bislang bei Abellio beauftragten Bahnlinien ab 1. Februar 2022 zunächst für maximal zwei Jahre neu zu vergeben. Sie kritisierten am Mittwoch, 10. November, die fehlende Kompromissbereitschaft des Unternehmens. Noch bis Freitag, 12. Novem,ber, besteht die Möglichkeit zu einer Einigung.

Wer die betreffenden Linien für den Fall, dass dies nicht gelingt, künftig bedienen könnte, ermitteln die Aufgabenträger derzeit in einer sogenannten Ex-Ante Ausschreibung zur Direktvergabe. Die entsprechenden Vorbereitungen sind bereits in die Wege geleitet worden.

Schutzschirmhauptverfahren

Abellio befindet sich derzeit in einem sogenannten regulären Schutzschirmhauptverfahren in Eigenverwaltung zur Sanierung. Sollten Abellio und Nederlandse Spoorswegen bei ihrer bisherigen Verhandlungslinie bleiben, werden die Aufgabenträger die Direktvergabe der betreffenden Verkehrsleistungen an einen oder mehrere Wettbewerber ab 1. Februar 2022 umsetzen. Bis dahin ist die Abellio Rail GmbH aufgrund einer Vereinbarung verpflichtet, die Verkehre im bisherigen Umfang zu leisten.

Die bereits vollzogene Ex-Ante-Ausschreibung ist eine beabsichtigte beschränkte Ausschreibung, über die sich interessierte Unternehmen ohne Teilnahmewettbewerb im Voraus kundig machen konnten. Ausgeschrieben waren sämtliche Linien, für deren Betrieb bislang die Abellio Rail GmbH in NRW und angrenzenden Räumen beauftragt ist. Die zwischenzeitlich eingegangenen Angebote sollen in den kommenden Wochen geprüft sowie in Gesprächen mit den Anbietern möglichst zügig eine entsprechende Beauftragung vorbereitet werden.

Stellungnahme vom Grünen-Landtagsabgeordneten Johannes Remmel:

„Es muss unbedingt verhindert werden, dass es Einschränkungen oder gar eine Einstellung des Betriebs, auf den für NRW so wichtigen Schienenverbindungen gibt. Wir fordern daher die neue Verkehrsministerin Brandes auf, dafür Sorge zu tragen, dass weder die Fahrgäste noch die Kommunen Leidtragende der Insolvenz des niederländischen Verkehrsunternehmen Abellio werden.

Das Land müsse endlich von der Zuschauerposition zum aktiven Handeln übergehen und alles notwendige Unternehmen, um die Kommunen bei der Frage der zukünftigen Finanzierung der betroffenen Regional- und S-Bahnlinien nicht im Regen stehen zu lassen.

Es sei sicherzustellen, dass auch im nächsten Jahr die bislang von Abellio betriebenen Linien ihren Betrieb wie bisher fortführen können und die Kommunen und Verkehrsverbünde dafür entsprechend finanzielle Unterstützung bekommen. „Auf keinen Fall dürfen die Mehrkosten für eine wie auch immer geartete Notvergabe oder Übernahme durch eine andere Verkehrsgesellschaft letztlich an den Kommunen hängenbleiben“, so Remmel.

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