„Die Sperrung der Talbrücke Rahmede darf keine Arbeitsplätze kosten“

Kammerpräsident Jochen Renfordt spricht Klartext


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Die gesperrte Talbrücke Rahmede der A 45. von Autobahn Westfalen/Susanne Schlenga
Die gesperrte Talbrücke Rahmede der A 45. © Autobahn Westfalen/Susanne Schlenga

Kreis Olpe/Südwestfalen. Das südwestfälische Handwerk fordert den schnellen Neubau der Talbrücke Rahmede auf der A45. Mit Johannes Vogel, dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, hat man dabei einen einflussreichen Mitstreiter an seiner Seite.


Jochen Renfordt, Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen, machte eindringlich auf die Missstände aufmerksam: „Das ist eine absolute Katastrophe für die gesamte Region, aber ganz speziell auch für die dort ansässigen Betriebe und ihre Mitarbeiter. Hier ist eine extrem wichtige Nord-Süd-Achse auf Dauer weggebrochen.“

Jochen Renfordt weist auf die katastrophale Situation rund um die Talbrücke Rahmede hin. von privat
Jochen Renfordt weist auf die katastrophale Situation rund um die Talbrücke Rahmede hin. © privat

Eine Meinung der auch Johannes Vogel, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion im Bundestag, durchaus folgt. „Die Lage in meinem Wahlkreis ist dramatisch. Wir müssen schnell alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu ändern“, sichert der Bundestagsabgeordnete aus Olpe im Dialog mit der Handwerkskammer Südwestfalen seine Unterstützung zu.

Prüfungen laufen auf Hochtouren

Vom Betreiber der Brücke, der Autobahn GmbH, war jüngst kolportiert worden, dass ein Neubau innerhalb von fünf Jahren schon ein ambitioniertes Ziel sei. Das will sich Vogel aber nicht zu eigen machen und plädiert für Ehrgeiz. „Die Prüfungen an der Brücke laufen auf Hochtouren und die Autobahn GmbH hat noch keinen finalen Zeitplan bekannt gegeben. Den sollten wir abwarten“, so Vogel.

Johannes Vogel, von privat
Johannes Vogel, © privat

„Klar ist aber, dass der Neubau so zügig wie möglich durchgezogen werden muss. Deswegen brauchen wir auch schnell Klarheit und müssen alle Register ziehen.“

Gesetzesänderungen sind kein Tabu

Das könne dann durchaus auch die Änderung von Gesetzen sein, wie der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP betont: „Es gilt zu prüfen, ob eine gesetzliche Planung einfacher umsetzbar wäre. Wenn ja oder wenn sich sonst durch Gesetzesänderung irgendetwas beschleunigen lässt, dann wird die FDP-Fraktion dem sicher nicht entgegenstehen – im Gegenteil.“

Darüber hinaus habe Vogel sehr wohl zur Kenntnis genommen, dass das Thema auch im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVI) einen sehr hohen Stellenwert genießt. „Ich spreche Bundesminister Volker Wissing sehr regelmäßig darauf an“, machte Vogel deutlich. „Ich weiß, dass die Maßnahme auch im Ministerium mit der notwendigen Bedeutung gesehen wird, nicht ohne Grund wurde die Baumaßnahme ja auch in Bezug auf Planungskapazitäten mit der Priorität 1 versehen.“

Die Brücke hat im Bundesverkehrsministerium oberste Priorität. von Sven Prillwitz/Stadt Lüdenscheid
Die Brücke hat im Bundesverkehrsministerium oberste Priorität. © Sven Prillwitz/Stadt Lüdenscheid

Allerdings wird es noch eine ganze Zeit dauern, bis sich die ersten spürbaren Erleichterungen rund um die Talbrücke Rahmede einstellen werden. Bis dahin müssen Anwohner, Betriebe und Mitarbeiter mit den aktuellen Zuständen umgehen.

Präsident Renfordt, weist nachdrücklich auf die wirtschaftlich schwierige Situation der betroffenen Betriebe hin. „Die Sperrung der Talbrücke Rahmede darf keine Arbeitsplätzen kosten.“ Vogel versicherte, dass die Finanz- und Wirtschaftsexperten in der FDP prüfen, wie den Betrieben geholfen werden kann.

Verkehrschaos im „Epi-Zentrum“

Wie chaotisch es teilweise zugeht, verdeutlicht Sabine Jungkurth. Die Unternehmerin ist Mitglied im Vorstand der Handwerkskammer und führt einen Betrieb mit 65 Beschäftigten, der mitten im „Epi-Zentrum“ zwischen Altena und Lüdenscheid liegt.

„Durch die Sperrung sind die Straßen rund um die A45 täglich komplett verstopft. Auf dem Weg zum Kunden haben wir teilweise doppelte Fahrzeiten“, macht Jungkurth klar. „Von Termintreue kann man da überhaupt nicht mehr sprechen.“ Darüber hinaus pendeln 70 Prozent der Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz und müssen tagtäglich die Strapazen über sich ergehen lassen.

Fünf Stunden Fahrzeit für Berufsschüler

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Michael Neuhaus. Der Vizepräsident der Handwerkskammer Südwestfalen vertritt die Arbeitnehmerseite und beschreit die teils katastrophale Situation für Berufsschüler. „Uns wurden Beispiele genannt von Schülern, die aus Kreuztal zur Berufsschule nach Dortmund müssen“, so der Anlagenmechaniker. „Die müssen jetzt mit Bus und Bahn anreisen und haben Gesamtfahrzeiten von bis zu fünf Stunden und mehr.“

Viele weichen auf den Zug aus: bis zu fünf Stunden täglich verbringen viele Berufsschüler im Zug wegen der Brückensperrung. von Deutsche Bahn
Viele weichen auf den Zug aus: bis zu fünf Stunden täglich verbringen viele Berufsschüler im Zug wegen der Brückensperrung. © Deutsche Bahn

Konkrete Vorschläge dazu hat Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen, bereits parat. „Eine erste Maßnahme wäre sofort umsetzbar und betrifft die Ausschreibung für den Neubau der Brücke“, verdeutlicht Schmitt. „Es muss darauf geachtet werden, dass die kurze Bauzeit eine hohe Priorität in der öffentlichen Ausschreibung hat. Das sollte das entscheidende Zuschlagskriterium sein.“

Nachbarländer machen es Deutschland vor

„Man muss es einmal klar benennen, wir bremsen uns selbst aus! Unsere Nachbarländer zeigen seit Jahren, dass es für Mensch, Klima und Natur besser geht.“ „Hier werden EU-Richtlinien zielgerichtet umgesetzt und es gibt ein aktives Umweltmanagement. Da können auftretende Probleme deutlich zügiger gelöst werden.“

Die Botschaft des Handwerks ist sonnenklar: „Politik und Verwaltung müssen die Herausforderungen jetzt auch wirklich lösen wollen“, so Präsident Renfordt. „Dann und nur dann können wir die Zukunft in Deutschland gemeinsam erfolgreich gestalten.“

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