Umfrage zum 5G-Ausbau: Sorgen vor Sicherheitslücken und Ärger über Funklöcher

Mobilfunktechnologie


 von Symbol Nils Dinkel
© Symbol Nils Dinkel

Kreis Olpe/Siegen. Mehr als drei Viertel der heimischen Unternehmen (76 Prozent) halten den Ausbau der neuen Mobilfunktechnologie 5G für bedeutend, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu sichern. Aber auch die Beschleunigung von Arbeits- und Produktionsprozessen (48 Porzent) und die Vernetzung von Menschen und Geräten (41 Prozent) werden als wichtige Mehrwerte gesehen.


Die mit Abstand meisten Betriebe (68 Prozent) sehen den größten Nutzen der 5G-Technologie darin, dass das mobile Internet leistungsfähiger wird. Das zeigen die Ergebnisse einer Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), an der sich 702 Betriebe aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.

IHK-Präsident Felix G. Hensel: „Die große Beteiligung der Betriebe verdeutlicht, welchen Stellenwert das Thema in den Top-Etagen der heimischen Wirtschaft mittlerweile einnimmt. Hier geht es nicht um Zukunftsmusik, sondern um eine technologische Entwicklung, bei der Deutschland nach Auffassung sehr vieler in der Wirtschaft den Anschluss nicht verlieren darf.“
Wirtschaft hat große Hoffnung
Die Rückmeldungen zeigten, dass die Wirtschaft große Hoffnungen auf den neuen Mobilfunkstandard setze. Schnell wachsende Datenmengen und immer anspruchsvollere Anwendungen machten den raschen Ausbau wünschenswert. Außerdem wird ein gravierender Vorteil von 5G darin gesehen, dass er neue disruptive Technologien ermöglicht.

Felix G. Hensel: „Wer hier schläft, entzieht sich selbst die Grundlage für Innovationen.“ Auffällig sind in diesem Zusammenhang die Bewertungen des bestehenden Mobilfunknetzes durch die Wirtschaft.
Ländliche Raum in der Steinzeit
„Aus Sicht etlicher Unternehmen befindet sich der ländliche Raum in Sachen Netzabdeckung in der informationstechnischen Steinzeit“, verdeutlicht IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.

Entsprechend deutlich fallen einige Rückmeldungen aus: „Wir befassen uns mal wieder mit Träumen, statt eine dringend benötigte Grundversorgung zu gewährleisten. Es kann nicht sein, dass im Jahr 2019 Telefongespräche auf dem Weg von Olpe nach Dortmund oder im Ruhrgebiet ständig durch Funklöcher unterbrochen werden“, lautete die Antwort eines Unternehmers.
Ärger wegen Funklöcher
Ein anderer meinte: „Deutschland ist bereits jetzt abgeschlagen und vielen anderen Nationen unterlegen. Die verbreiteten Funklöcher sind ärgerlich und lästig!“

Der Grund für die Verärgerung spiegelt sich auch in den Umfragewerten wider: Mehr als 43 Prozent der Unternehmen bewerten die Mobilfunkabdeckung in der Region als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Gerade einmal 20 Prozent halten die Abdeckung für „sehr gut“ oder „gut“.

Mit einiger Sorge betrachten die heimischen Unternehmen mögliche Sicherheitsrisiken im Bereich der Spionage und der Sabotage. 41 Prozent der Betriebe sind der Meinung, dass sich diese Risiken durch den Ausbau des Mobilfunkstandards 5G erhöhen werden. 34 Prozent sehen diese Gefahr nicht.
Chinesische Netzausrüster?
Die Diskussion über 5G wurde in den vergangenen Monaten durch die Frage dominiert, ob chinesische Netzausrüster aus den genannten Sicherheitsbedenken beim 5G-Ausbau ausgeschlossen werden sollen oder nicht. Zwar wird diese Frage von einer Mehrheit (51 Prozent) der Unternehmen bejaht, während lediglich 29 Prozent der Auffassung sind, chinesische Unternehmen sollten nicht ausgeschlossen werden.

Allerdings ist ein relativ hoher Anteil der Befragten, nämlich ein Fünftel (20 Prozent), bei diesem Thema offenbar unentschlossen. Vielen Betrieben fiel offenbar auch hier eine Beurteilung sehr schwer. Klaus Gräbener: „Einerseits begründet das tiefe Misstrauen gegenüber der chinesischen Politik offenbar sehr häufig die Sorge, in eine einseitige Abhängigkeit zu geraten. Andererseits herrscht zugleich die Überzeugung, dass gerade die stark exportabhängigen deutschen Unternehmen an offenen Marktzugängen ein vitales Interesse haben. Wer nach China liefern will, zugleich aber chinesische Firmen vom deutschen Markt fernhält, geht Risiken ein, die ihm zumindest bewusst sein sollten."
Höhere Kosten und Verzögerung
Die IHK Siegen fragte auch nach möglichen Auswirkungen eines Ausschlusses chinesischer Netzausrüster. 30 Prozent der befragten Betriebe erwarten demnach, dass ein solcher Ausschluss den 5G-Ausbau verteuern wird. Fast ebenso viele (28 Prozent) gehen davon aus, dass sich der Netzausbau hierdurch verzögern würde. Ein Fünftel der Befragten (20 Prozent) ist der Auffassung, ein Ausschluss werde sich nicht auswirken. Auch bei dieser Frage gibt es einen hohen Anteil an Unternehmen, die keine Antwort gaben (23 Prozent).

Felix G. Hensel: „Die Umfrage zeigt, dass das Vertrauen der Wirtschaft in einen zeitnahen 5G-Ausbau angesichts des Schweizer Käses an Mobilfunklöchern gelinde gesagt ‚ausbaufähig‘ ist. Hinzu kommt, dass auch in der Wirtschaft das Thema 5G von Sicherheitsbedenken überschattet wird, die viele in den Unternehmen allerdings nicht greifen können. Hier sind in erster Linie die Politik und die Fachleute aus Telekommunikationsunternehmen gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten.“
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