Schlechte Grasernte und hohe Futterkosten machen Milchbauern zu schaffen

Landwirtschaftlicher Kreisverband zieht Bilanz


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Beim Hofbesuch (von links): Bernd Eichert, Tobias und Andrea Kaufmann, Hildegard Hansmann-Machula, Michael Richard und Georg Jung. von Sigrid Mynar
Beim Hofbesuch (von links): Bernd Eichert, Tobias und Andrea Kaufmann, Hildegard Hansmann-Machula, Michael Richard und Georg Jung. © Sigrid Mynar

Wendenerhütte/Kreis Olpe. „Gottes Segen und Bauernstand erhalten Volk und Vaterland“ lautet eine Balkeninschrift auf dem schmucken, über 250 Jahre alten Hof der Familie Kaufmann in Wendenerhütte. Am Mittwoch, 7. Oktober, war er der Ort des Erntedank-Gesprächs des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe.


Milchviehbetriebe hätten in diesem Jahr ein finanzielles Minus zu verzeichnen gehabt, berichtete der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, Michael Richard. Aber Direktvermarkter hätten profitiert, weil Verbraucher zunehmend bewusst regional einkaufen. Corona habe diesen Trend noch einmal verstärkt.

„Drei Jahre lang zu wenige Regen, die Folgen werden jetzt sichtbar“, bedauerte der Vorsitzende die Situation der Landwirte. Insbesondere die verminderte Grasernte, die zur Grundfutterversorgung der Rinder und Milchkühe benötigt wird, sei aufgrund der Trockenheit ein Problem. „Hohe Futterkosten bei stagnierendem Milchpreis machen den Milchbauern zu schaffen“. Alle drei Schnitte in diesem Jahr hätten mindestens 20 Prozent weniger Ertrag gebracht, wenn auch mit guter Qualität.
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Bei Äckern für Mais, Kartoffeln und Gemüse fällt die Bilanz besser aus. „Das liegt an der Wurzeltiefe, Grünland ist anfälliger bei Trockenheit“ erläutert Georg Jung, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Erschwerend seien für die Landwirte in diesem Jahr auch die Einschränkungen durch Corona. Auch das Waldsterben sei natürlich eine Katastrophe.

Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands und Bio-Bauer, betonte, dass mehr Unterstützung durch die Politik nötig sei. Insbesondere eine regionale Betrachtung der Bewirtschaftungsbeschränkungen und Nutzungsvorschriften. „Da sind noch dicke Bretter zu bohren“, so der Landwirt
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Schlechte Grasernte und hohe Futterkosten machen Milchbauern zu schaffen
Die Anbausysteme müssten dem Klimawandel durch Diversifizierung angepasst werden. Zum Bespiel sollte stellenweise Grünland zu Ackerland umgewandelt werden dürfen, denn „durch mehr Anbau von Futtergetreiden könnten wir die Situation etwas entspannen". Es müsse einiges geschehen, um die bäuerlichen Familienbetriebe zu stärken, so das Fazit der Teilnehmer.

Wie leistungsfähig ein Familienbetrieb sein kann, zeigten Tobias Kaufmann und seine Mutter Andrea. Tobias Kaufmann und seine Frau Claudia haben den Betrieb 2017 übernommen und durch Investitionen in eine modernisierte Rindermast und Jungbullenaufzucht zukunftssicher gemacht. Mit ihrem zweiten Standbein, der Pensionspferdehaltung von 63 Pferden und überdachtem Reitplatz, dürfen sie optimistisch in die Zukunft ihres stattlichen Hofs schauen.
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Welchen Stellenwert die heimische Landwirtschaft besitzt, zeigt die Statistik, die der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, Michael Richard vorlegte. Sie zeigt, dass rund 400 Betriebe mit über 5 Hektar im Kreis Olpe ansässig sind, geschätzte 20 bis 22 Prozent davon sogar im Haupterwerb. Schwerpunkte sind die Mutterkuhhaltung, Milchwirtschaft, Pferde- und Schafhaltung und Weihnachtsbäume.
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