Abschied von Josef Wermert: Ende einer Ära im Olper Stadtarchiv
Niemals geht man so ganz...
- Olpe, 28.05.2024
- Kultur
- Von Sigrid Mynar
Olpe. Wenn Josef Wermert am Mittwoch, 29. Mai, seine Bürotür schließt, endet eine 35-jährige Ära im Olper Stadtarchiv, das erst durch sein Wirken zu dem wurde, was es heute ist: eine wahre Schatzkammer mit geschichtsträchtigen Bildern, Exponaten und Schriften, die die Räume und Wände füllen.
Zahlreiche Veröffentlichungen, unter ihnen die fundierte, seit 2002 in mehreren Bänden herausgegebene Stadtgeschichte, die in Fachkreisen weit über den Kreis Olpe hinaus Beachtung findet, sind auf sein Engagement zurückzuführen und von unschätzbarem Wert für die historische Identität der Stadt Olpe.
Schmunzelnd erinnert sich Wermert an das Jahr 1989, als ihm ein Archivkollege aus dem Münsterland die Stellenausschreibung der Stadt Olpe zeigte. „Olpe, wo ist das denn?“ war seine erste Reaktion. Inhaltlich interessierten ihn die beschriebenen Aufgaben aber und er verschickte seine Bewerbung. Nach zwei Vorstellungsrunden beim damaligen allgemeinen Vertreter des Stadtdirektors (und spätern Bürgermeister) Horst Müller und mit den Amtsleitern Peter Spitzer und Peter Wurm war die Entscheidung gefallen.
Das Kennenlernen des bestehenden Archivs war allerdings ernüchternd. Ein dunkler Raum im Untergeschoss des Rathauses war Archiv, Bibliothek, Leseraum und Büro in einem. „Und fürchterlich fußkalt“ erinnert sich Wermert mit Schaudern.
Zwei Jahre später besichtigte er mit Bernd Knebel den Dachboden im Alten Lyzeum. Nachdem dort Wände eingezogen und notwendige Leitungen verlegt wurden, hatte Josef Wermert adäquate Räumlichkeiten, in denen er in den folgenden Jahren die Archivalien stetig erweitern und vor allem sicher und geordnet aufbewahren konnte. „Der schönsten Arbeitsplatz im Rathaus“, wie viele Kollegen behaupten.
Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Heimatverein und zahlreiche persönliche Kontakte mit der Olper Bevölkerung wuchs deren Vertrauen, dem Stadtarchiv private Nachlässe und Sammlungen anzuvertrauen.
„Die Wertschätzung in der Bevölkerung war für mich sehr besonders und hat dazu geführt, dass ich faszinierende Bestände ins Haus holen konnte.“ Dazu zählen bedeutende Nachlässe, wie die von Franz Hitze oder der Familie Freusberg, Urkunden und zahlreiche stadtgeschichtlich bedeutende Gegenstände, die Josef Wermert teils in Onlineauktionen oder privat auf Trödelmärkten aufstöberte.
Großes Ansehen wurde dem Olper Archivar auch überregional entgegengebracht. Als Ritterschlag bezeichnet er seine 2004 erfolgte Berufung in die Historische Kommission Westfalens.
Wie sehr Josef Wermert in Fachkreisen, bei Kollegen und Wegbegleitern geschätzt wird, bezeugt auch das Abschiedsfrühstück, das Dr. Hans-Bodo Thieme und Dr. Roswitha Kirsch-Stracke mit zwei Überraschungsgästen krönten: Aus Münster waren der Leiter des LWL-Archivamts, Prof. Dr. Markus Stumpf, und die Direktorin des Staatsarchivs Münster, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, angereist. Ein Abschiedsgeschenk, das Wermert in ganz besonderer Erinnerung bleiben wird, wie er versichert.
Es folgte eine offizielle Verabschiedung durch Bürgermeister Peter Weber und unzählige Abschiedsbesuche von Olper Bürgerinnen und Bürgern. Unter ihnen auch sein ehemaliger Chef Horst Müller, der Wermert damals für Olpe gewinnen konnte. „Josef Wermert ist für mich das geschichtliche Gewissen der Stadt. Er war ein Glücksgriff“, so Müller.
„Das Feld ist bestellt, ich kann ruhigen Gewissens gehen“, strahlt Wermert, denn seine große Sorge, dass seine Stelle nicht nachbesetzt und damit das Stadtarchiv vernachlässigt werden könnte, ist seit dem 15. April vom Tisch. Mit Dr. Timo Erlenbusch, der seine Nachfolge antritt, sieht Wermert eine gute Zukunft für das Stadtarchiv.
„Die Geschichtsarbeit wird mich auch im Ruhestand nicht loslassen“ ist sich Josef Wermert sicher und will zukünftig seinen Beruf zum Hobby machen.