Hoffnung aus Stoff und Garn: Ukrainerinnen nähen Kleidung für Verletzte

Nähstube in Olpe


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In den Räumlichenkeiten der KAB und des KCW Olpe/Siegen nähen ukrainische Frauen Kleidung für Kriegsverletzte. von Lorena Klein
In den Räumlichenkeiten der KAB und des KCW Olpe/Siegen nähen ukrainische Frauen Kleidung für Kriegsverletzte. © Lorena Klein

Olpe. Hoffnung, verpackt in transparenten Päckchen, macht sich von Olpe aus auf den Weg in die Ukraine. In den Räumlichkeiten der KAB an der Westfälischen Straße ist eine Nähstube entstanden. Ukrainische Frauen treffen sich hier mehrmals in der Woche, um Kleidung für Kriegsverletzte in ihrer Heimat anzufertigen, die dort dringend benötigt wird. Die erste Lieferung ist jetzt auf die Reise geschickt worden.


Bunte Päckchen stapeln sich auf den Tischen. Klamotten in unterschiedlichen Farben und Mustern, zusammen mit Müsliriegeln und Teebeuteln eingepackt in durchsichtige Folie. In jedes der weichen Bündel ist ein selbstgebastelter, blau-gelber Schutzengel aus Filz gebettet. In Zukunft wollen die Frauen in der kleinen Nähstube in der Olper Innenstadt noch einige Päckchen packen.

Doch jetzt muss erst einmal Platz geschaffen, die erste Lieferung aus Olpe auf ihre Reise geschickt werden. In die Heimat, die sie verlassen mussten. In die Ukraine. Dort wird die sogenannte adaptive Kleidung dringend für Kriegsverletzte gebraucht.

Hemden, Hosen und Kissen

Die Kleidungsstücke seien speziell auf die Behandlung Verletzter und Pflegebedürftiger abgestimmt, erklärt Natalya Franz vom Verein „DoVira Help Foundation“ aus Sundern. Dank eingearbeiteter Klettverschlüsse und Bänder lassen sie sich unkompliziert öffnen. Auch Dutzende orthopädische Kissen für die Krankenhäuser haben die Ukrainerinnen genäht. Der Holzschrank ist bis oben hin gefüllt.

In ukrainischen Krankenhäusern ist Kleidung für Kriegsverletzte oft knapp, weiß Natalya Franz. Kleiderspenden und Nähzimmer vor Ort können den hohen Bedarf allein nicht decken. „Doch die Verletzten werden immer mehr und nicht weniger“, betont Franz. Teilweise haben die Soldaten einen Arm oder Fuß verloren, hinzu kommen psychische Probleme. „Ohne Klamotten fühlen sie sich hilflos.“

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In den Räumlichenkeiten der KAB und des KCW Olpe/Siegen nähen ukrainische Frauen Kleidung für Kriegsverletzte: Nähmeisterin Olga Kotyliak und Natalya Franz vom Verein DoVira (rechts).

In Sundern hat Natalya Franz, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, die erste Nähstube dieser Art ins Leben gerufen. Und im August auch eine in Olpe. „Meine Idee war es, geflüchtete Frauen zusammenzubringen und aktiver zu machen“, erklärt sie. Unterstützung erhielt DoVira dabei von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und dem dazugehörigen Ketteler-Cardijn-Werk Olpe/Siegen, mit denen der Verein bereits in einigen Projekten zusammengearbeitet hat. Nun stellten sie ihre Räumlichkeiten an der Westfälischen Straße zur Verfügung.

Mittlerweile sind es rund zehn Frauen, die sich hier regelmäßig treffen und sich die Aufgaben teilen. Dann werden Alltagshemden an den Seiten aufgeschnitten und umgenäht, aus Bettwäsche entstehen bunte Unterhosen, Kissen werden gestopft.

Zeichen des Beistands

Nähmeisterin Olga Kotyliak hat stets den Überblick. „Ich bin froh, dass ich mit einer guten Tat helfen kann. Und machen kann, was ich liebe“, sagt die gelernte Näherin. Mit dabei ist auch die ehrenamtliche Helferin Regina Stracke aus Dahl, die in ihrem Dorf schon so einige Spenden sammeln konnte.

Egal ob Auto oder Prinzessin: Lustige Motive sollen die Stoffe zieren, betont Natalya Franz. „Es ist der einzige Spaß, den die Verletzten austauschen können.“ Bald sollen auch adaptive Pyjamahosen und Wollsocken für den Winter hergestellt werden. Kleider-, Stoff- und Materialspenden – gerne mit ausgefallenen Mustern – können unter der Woche in die Nähstube gebracht werden (siehe Infokasten).

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Kleidung und Kissen werden direkt in die Ukraine geschickt. Dort erleichtern die Spenden die Behandlung von Verletzten – und hinterlassen auch ein kleines Zeichen der Hoffnung und des Beistands.

Die erste Lieferung aus Olpe ist jetzt mit dem Bus unterwegs in die Ukraine: 40 orthopädische Kissen, 30 Hemden und 40 Unterhosen. Ganz oben auf den Kartons liegen jeweils Zettel, auf denen die Näherinnen ihre persönlichen Wünsche geschrieben haben. „Mit Liebe genäht und verpackt“, betont Natalya Franz.

Ein kleines bisschen Hoffnung wollen die Frauen mitten ins Kriegsgebiet schicken. „Und wir wollen nicht nur helfen“, sagt Natalya Franz. „Derjenige, der das bekommt, weiß, dass er nicht vergessen wurde.“

Spenden für die Nähstube

Um weitere adaptive Kleidung anfertigen zu können, braucht die Nähstube folgende Spenden:

  • saubere und gewaschene Stoffe aus Baumwolle, Leinen, Kattun, Satin, Chintz, Popeline, Flanell, Fleece
  • weißes Gummiband (25 Millimeter breit), Klettband (20 Millimeter breit)
  • T-Shirts und Herrenhemden aus Flanell
  • bunte Bettwäsche aus festem, gut erhaltendem Baumwollstoff
  • Garne
  • Füllwatte
  • Wolle
  • elektrische Nähmaschinen
  • außerdem wird eine Waschmaschine gebraucht, um die Stoffe ggf. vor Ort zu waschen

Spenden sollten vorher telefonisch bei Olga Kotyliak unter Tel.: 0151 /29 15 37 87 angemeldet werden.

Abgabezeiten: montags, mittwochs und freitags von circa 10 bis 17 Uhr.

Auch auf Geldspenden, zum Beispiel für den Zukauf von Materialien und Süßigkeiten, ist der Verein DoVira Help Foundation angewiesen:

IBAN: DE66 4665 0005 0000 0910 82, BIC: WELADED1ARN

Weitere Infos und Kontakt: https://dovira-help.de/

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