Kostenexplosion bei Schulanbau: Wie die Stadt Olpe gegensteuern will

Statt 600.000 drohen 1,1 Mio. Euro Kosten


  • Olpe, 19.09.2024
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
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So soll der Erweiterungsbau der Grundschule am Hohenstein aussehen. von Kreisstadt Olpe
So soll der Erweiterungsbau der Grundschule am Hohenstein aussehen. © Kreisstadt Olpe

Olpe. An der Grundschule am Hohenstein in Olpe soll ein Erweiterungsbau für mehr Platz sorgen. Das wollen Verwaltung und Politik. Für den Bau, durch den zwei neue Klassenräume entstehen, waren Kosten von 600.000 Euro kalkuliert. Doch das Ergebnis der Ausschreibung war mehr als ernüchternd und belief sich auf 1,1 Millionen Euro – gut 80 Prozent mehr als kalkuliert. Was tun – diese Frage beschäftigte die Ausschüsse und am Mittwochnachmittag, 18. September, abschließend den Stadtrat.


Das Ergebnis der Beratungen: Gebaut werden soll an der Hohensteinschule auf jeden Fall, denn der zusätzliche Platz wird dringend benötigt. Ratsmitglieder und Verwaltung setzen aber auf Einsparmöglichkeiten und bessere Ergebnisse, wenn bestimmte Gewerke erneut ausgeschrieben werden – und zwar einzeln und nicht als Komplettpaket.

Sparvorschläge erarbeiten

Die technische Beigeordnete Judith Feldner stellte die Punkte vor, durch die an der Kostenschraube gedreht werden soll: Verzicht auf KfW 40-Standard, Verzicht auf die sichtbare Holzbalkendecke, Änderungen bei der Lüftungsanlage und den Erd- und Fundamentarbeiten, Einzelausschreibung der Photovoltaikanlage und einiges mehr. Einsparpotenzial unterm Strich: bis zu 250.000 Euro.

„Die 1,1 Millionen Euro wollen wir auf keinen Fall ausgeben“, betonte Feldner. Deshalb ist die ursprüngliche Ausschreibung aufgehoben worden. Nach Überarbeitung und Ergänzung der Unterlagen soll das Vergabeverfahren wiederholt werden.

Nur zwei Firmen gaben Angebote ab

Wie der Preis letztlich ausfällt und ob die Einzelausschreibung einiger Gewerke sich kostenmindernd auswirkt, wird sich zeigen. Bei der schlüsselfertigen Ausschreibung waren zehn Firmen angeschrieben worden, doch nur zwei hatten ein Angebot abgegeben.

Am Ende stimmten 29 Ratsmitglieder dem Vorschlag der Verwaltung zu, eines enthielt sich. Vier Mitglieder der Grünen-Fraktion votierten dagegen, weil sie den aus Kostengründen vorgesehenen Verzicht auf eine besser gedämmte Bodenplatte (ca. 20.000 Euro Einsparung) nicht mittragen wollen.

Warum sind die Kosten so hoch?

Als mögliche Gründe für die extreme Differenz zwischen Kostenschätzung und Ausschreibungsergebnis nennt die Verwaltung:

  • Der Kostensteigerung aufgrund der Entwicklung der Holzpreise, Inflation und Baupreisentwicklung wurden bei der Kostenschätzung nicht ausreichend Rechnung getragen.
  • Es wurde ein hoher Energiestandard ausgeschrieben: Holzbau als Effizienzhaus 40 Standard mit PV-Anlage, Wärmepumpe, Lüftung und allseitigen Sonnenschutzanlagen.
  • Die gestalterischen Vorgaben sind hochwertiger ausgefallen als ursprünglich geplant.
  • Aufgrund unkalkulierbarer Risiken und Kosten für die Gründungsarbeiten wurden offensichtlich erhebliche Risikoaufschläge kalkuliert, die in hohem Maße preistreibend gewirkt haben.
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