Locker statt langatmig: Jugendparlament befragt Landtagskandidaten

Diskussionsrunde in Olpe


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Landtagskandidaten im Wahlkreis Olpe stellen sich den Fragen des Olper Jugendparlaments von Sigrid Mynar
Landtagskandidaten im Wahlkreis Olpe stellen sich den Fragen des Olper Jugendparlaments © Sigrid Mynar

Olpe/Kreis Olpe. Den Fragen von Stefanie Joebges, Johannes Arens und Emilia Müller vom Olper Jugendparlament stellten sich am Montagabend, 4. April, in der Olper Stadthalle die Landtagskandidaten Jochen Ritter (CDU) und Christin-Marie Stamm (SPD) aus Olpe, Thorsten Scheen (Freie Wähler) aus Wenden, Dr. Gregor Kaiser (Grüne) und Engelbert Prevorcic (DKP) aus Lennestadt, Colin Stamm (FDP) derzeit Münster, Ursula Regine Stephan (AfD) aus Hilchenbach und Thomas Bock (Die Linke) aus Attendorn.


Die Fragen hatten die Moderatoren in der vergangenen Woche in ihren Schulklassen und in der OT Olpe gesammelt und auf die Themenfelder Bildung, Freizeit/ Mobilität und Nachhaltigkeit verdichtet. Zusätzlich hatten die jungen Leute für jeden Kandidaten eine persönliche Überraschungsfrage parat.

Kandidaten gaben Einblick in ihre Motivation

Bei ihrer Vorstellung gaben die Kandidaten dem jugendlichen Publikum einen kurzen Einblick in ihre privaten und beruflichen Lebensumstände und eine Erklärung für ihr politisches Engagement. Engelbert Prevorcic bekannte, dass er realistisch sei und keine Chancen habe, in den Landtag einzuziehen. Von den marxistischen Ideen für eine bessere Welt zeigte sich der selbständige Schreiner überzeugt.

Dr. Gregor Kaiser nannte die Bekämpfung von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit als seinen Antrieb, in die Politik einzusteigen. Jochen Ritter und Thorsten Scheen bewerben sich durch ihre Erfahrungen in der Kommunalpolitik um ein Landtagsmandat. „Ich habe erlebt, wie tief Landes- und Bundespolitik in die Kommunen hineinwirkt, deshalb möchte ich an dieser Stelle mitgestalten“, so Thorsten Scheen.

Verschiedene Beweggründe

Christin-Marie Stamm sagte, sie sei durch Hannelore Kraft inspiriert worden. Thomas Bock nannte das Eintreten für soziale Gerechtigkeit als Triebfeder und den Kampf gegen rechts, wozu er von seinem alten Schulleiter Hartmut Hosenfeld aus Attendorn inspiriert worden sei.

Ursula Regine Stephan gab an, sie sei durch die 68er-Jahre und den „heißen Herbst“ 1978 politisiert worden. Zunächst in der CDU, für die sie im Rat der Stadt Dortmund saß. Zur AfD sei sie gegangen, nachdem ihr die CDU zu weit nach links gerückt sei.

AfD-Kandidatin traut modernen Medien nicht viel zu

„Sollte Medienkompetenz ein eigenes Schulfach werden?“ lautete eine Frage zur Bildungspolitik. Die Integration von Digitalthemen in den Schulunterricht wurde mehrheitlich als wichtig erachtet, jedoch nicht als eigenes Schulfach. Lediglich Thomas Bock plädierte für ein eigenes Schulfach. Ursula Regine Stephan meinte, Digitalisierung habe die Arbeit eher erschwert als erleichtert. „ich traue den modernen Medien nicht viel zu“, sagte die ehemalige Lehrerin.

Bei der Frage, wie mit geflüchteten Kindern aus der Ukraine in Schulen umgegangen werden sollte, war die Mehrheitsmeinung, dass sie gemeinsam mit den deutschen Schülern beschult werden sollten. Das Wichtigste sei das Erlernen der Sprache, waren sich alle einig.

Radwege und Nachhaltigkeit sind Fragen der Jugend

Weitere Themen waren der Ausbau und die Sicherheit von Radwegen, Nachhaltigkeit und die Wertschätzung von Lebensmitteln. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass Lebensmittel günstiger sind als ihre Herstellung“, beantwortete Gregor Kaiser die Kritik an den hohen Lebensmittelkosten. Bei der Debatte um höhere Preise für Lebensmittel gehe es um auskömmliches Einkommen für Landwirte und artgerechte Tierhaltung.

Dazu passte eine weitere Frage aus dem Publikum, wie man zu der zu erwartenden Verknappung von Lebensmitteln durch die Zunahme der Weltbevölkerung stehe. Hier regte Colin Stamm an, mit Vernunft über den Einsatz von Gentechnik nachzudenken.

Diskussion mit Zwischenrufen

Atomkraft und Kohleverstromung wurden kontrovers diskutiert. Vor allem der Grünen-Kandidat lehnte beides ab, während Ursula Regine Stephan gegen Windkraftanlagen war und den Braunkohletagebau verteidigte. Sie selbst sei in diesem Gebiet gewesen und habe mitbekommen, wie geordnet und gut geregelt die Umsiedlung der Menschen stattgefunden habe. „Die Leute waren oft froh, weil sie in schöne neue Häuser umgezogen sind“, war ihre Aussage, die zu erbosten Zwischenrufen aus dem Publikum führte.

Bei der Frage, ob Cannabis freigegeben werden sollte, waren lediglich die Vertreter von CDU, Freien Wählern und AfD dafür, das Verbot aufrecht zu erhalten.

Das Moderatorenteam des Jugendparlaments mit Betreuerin Diana Fries (Stadt Olpe). von Sigrid Mynar
Das Moderatorenteam des Jugendparlaments mit Betreuerin Diana Fries (Stadt Olpe). © Sigrid Mynar

Gekonnt und souverän sorgten die jungen Moderatoren während der über zweistündigen Veranstaltung dafür, dass auf der Bühne keine langatmigen Diskussionen entstanden, sondern die Fragen der jungen Leute Vorrang bekamen.

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