Nach Reparatur: In der Beismicke klingen wieder drei Glöckchen

Ein Ruheort mit einer bewegenden Geschichte


  • Olpe, 06.06.2024
  • Glaube & Religion , Verschiedenes
  • Von Kerstin Sauer
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In der Beismicke, auf einer Lichtung mitten im Buchenwald bei Neuenkleusheim, steht die barocke Marien-Kapelle. Etwas unterhalb der Kapelle dreht sich das Wasserrad und bringt drei Glöckchen zum Klingen. von Johannes Wagner
In der Beismicke, auf einer Lichtung mitten im Buchenwald bei Neuenkleusheim, steht die barocke Marien-Kapelle. Etwas unterhalb der Kapelle dreht sich das Wasserrad und bringt drei Glöckchen zum Klingen. © Johannes Wagner

Neuenkleusheim. Es ist ein Ort, um Ruhe zu finden. Mitten in der Natur, abgelegen von der Straße, in den Wäldern bei Neuenkleusheim: die kleine Marienkapelle in der Beismicke mit Wasserrad und Glöckchen. In den Wintermonaten wurden letztere instandgesetzt und repariert. Jetzt klingen auf der Lichtung wieder alle drei Glöckchen.


Wer Ruhe sucht, Zeit zum Nachdenken oder auch zum Gebet, ist an diesem idyllischen Fleckchen Erde mitten im Buchenwald genau richtig. Acht Ruhebänke laden zum Verweilen ein. Die Stille wird nur gefüllt vom leisen Klang der drei Glöckchen: B – Fis - Es. Dass dieser Ort etwas mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat, ist nur schwer vorstellbar. Und doch…

Neuenkleusheim als Hauptquartier am Kriegsende

Kurz vor Ende des Krieges, die Alliierten waren schon im Anmarsch, wählte der Oberbefehlshaber der deutschen Heeresgruppe B Neuenkleusheim als Hauptquartier. Das recht versteckt liegende Dorf sollte Sicherheit bieten. Die Sorge der Einwohner – rund 400 Einheimische und etwa 150 Evakuierte – war groß: Was, wenn die Alliierten das Hauptquartier entdeckten?

Am 4. April 1945 wurde das Quartier nach Rhode verlegt. Nur sechs Tage später besetzten amerikanische Truppen das Dorf Neuenkleusheim, ohne auf Widerstand zu stoßen. Damit war für die Einwohner der Krieg beendet.

Eine Kapelle als Dank

Auf Anregung des damaligen Pfarrers und Dechanten Moritz Strawe entschlossen sich die Neuenkleusheimer, ein Kapellchen zu errichten. Zum Dank dafür, dass ihr Dorf im Krieg nicht zerstört worden war. Ein Ort war schnell gefunden: In der Beismicke – dort, wo bereits seit den 30er-Jahren ein Marien-Bildstock stand und sich ein Wasserrad drehte - sollte die Kapelle entstehen.

1947 war der Bau beendet. Kapelle, Wasserrad und Glöckchen bildeten von nun an ein harmonisches Ensemble. Das Rad, das vom Quellwasser aus der ehemaligen Grube „Schwarz-Rot-Gold“ angetrieben wird, wurde 1950 zum ersten Mal erneuert, 1991 – vom damaligen Heimatkreis – zum zweiten Mal.

Das Wasserrad mit den drei Glöckchen: Nach der Renovierung erklingen auf der Lichtung wieder alle Drei in B – Fis - Es. von Johannes Wagner
Das Wasserrad mit den drei Glöckchen: Nach der Renovierung erklingen auf der Lichtung wieder alle Drei in B – Fis - Es. © Johannes Wagner

Im vergangenen Winter stand nun das Glöckchen an: Erwin Kleine aus Neuenkleusheim hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Konstruktion neu zu lagern, zu schmieren und zu richten.

Jetzt klingt es wieder, das Glöckchen in der Beismicke. Von den Einwohnern Neuenkleusheim liebevoll gehegt und gepflegt, lädt dieser versteckte Ruheort Wanderer aus Nah und Fern ein. Zweimal im Jahr findet hier ein Gottesdienst statt, und auch die Kindergartenkinder aus Neuenkleusheim, Rahrbach und Welschen Ennest sind regelmäßig zu Besuch. Und füllen die Beismicke mit Leben.


Wo ist die Beismicke?

Die Beismicke ist von zwei Seiten erreichbar: Der kürzere und einfachere, aber auch verstecktere Weg führt vom Wanderparkplatz Graevenstein rund 15 bis 20 Minuten bergab durch den Wald. Etwas steiler und mit 30 Minuten Gehzeit etwas länger ist der Weg von Neuenkleusheim aus aufwärts.

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