Update: Müll statt Mode: Kleiderkammer kämpft mit unbrauchbaren Spenden
Getrenntsammlungspflicht sorgt für Chaos
- Olpe, 24.01.2025
- Verschiedenes
- Von Claudia Wichtmann

Olpe. Gebrauchte Kondome, Schuhe ohne Sohlen, dreckige oder beschädigte Kleidung – das finden die ehrenamtlichen Mitarbeiter von der Kleiderkammer der Caritas Olpe nahezu täglich in den Altkleidercontainern. Berge von nicht mehr verwertbarer Kleidung und unbrauchbaren Gegenständen werden hier von Bürgern entsorgt. Der Grund soll eine Fehlinterpretation der seit dem 1. Januar geltenden Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle in Deutschland sein.

Update vom 24. Januar, 11.30 Uhr:
Der Dachverband FairWertung, der gemeinnützige Kleidersammler in Deutschland vertritt, sieht die Umsetzung der Getrenntsammlungspflicht mit großer Sorge.
„Unsere gemeinnützigen Sammlungen litten bereits vor der Einführung der Getrenntsammlungspflicht unter der Zunahme von minderwertiger und unbrauchbarer (Fast-Fashion) Kleidung“, berichtet Anton Vaas, Vorsitzender von FairWertung, auf Anfrage von LokalPlus.

FairWertung appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, bewusst tragbare und saubere Textilien an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Gleichzeitig tritt der Verband dem Missverständnis entgegen, dass die Getrenntsammlungspflicht mit Bußgeldern für die Entsorgung von Textilabfällen über die Restmülltonne einhergeht.
Thomas Ahlmann, Geschäftsführer von FairWertung, erklärt: „In unserem Netzwerk sind über 80 Organisationen, die ein oder mehrere Einrichtungen für Altkleidersammlung betreiben. Alle berichten davon, dass sie zuletzt deutlich mehr 'Spenden' bekommen haben. Dabei handelt es sich oft um Unrat oder kaputte Sachen.“
Er vermutet, dass durch die irreführende oder widersprüchliche Berichterstattung zur Getrenntsammlungspflicht viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert seien und ihren textilen Abfall nun nicht mehr über die Restmülltonne, sondern in den Einrichtungen abgeben. „Dies bedeutet einen erheblichen Mehraufwand und vor allem Kosten, denn die Einrichtungen müssen diese Überschüsse vielfach kostenpflichtig entsorgen“, so Thomas Ahlmann weiter.


„Ärgerlich ist, dass gesetzlich die Abfallwirtschaftsbetriebe für diese Abfälle verantwortlich sind. Eine Abwälzung dieser Pflicht auf karitative Einrichtungen, die eine wichtige Aufgabe vor Ort leisten, ist nicht akzeptabel.“ Der Abfallwirtschaftsbetrieb sollte eine kostenlose Abholung der textilen Abfälle aus den Einrichtungen ermöglichen, wenn keine anderen Abnehmer zur Verfügung stehen, so der Geschäftsführer.
Ursprünglicher Bericht vom 23. Januar, 18.20 Uhr:
Zum Hintergrund: Seit dem 1. Januar gilt die Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle in Deutschland. Sie wurde eingeführt, damit Textilien wiederverwendet oder nachrangig recycelt werden können, und richtet sich an Abfallwirtschaftsbetriebe.
In einem Medienbericht erklärt Thomas Ahlmann, Geschäftsführer von FairWertung, wo das Problem liegt: „Das grundsätzliche Missverständnis ist, dass gedacht wird, dass sich die Verordnung an den Bürger richtet. Sie richtet sich aber an den Abfallwirtschaftsbetrieb vor Ort, der es zu organisieren hat.“
Soll heißen: Bürger sollen weiterhin stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien über die Restmülltonne entsorgen. Für die Trennung ist das Abfallunternehmen zuständig.
Das wissen aber nicht alle Bürger und entsorgen ihren Müll in den Altkleidercontainern. „Allein heute sind uns 14 blaue Säcke entgegengefallen, als wir den Container geöffnet haben“, berichtet Katharina Gerner, Leiterin der Kleiderkammer der Caritas Olpe. „Ein Viertel davon war vielleicht verwertbare Kleidung, der Rest war nur Müll.“

Taschentücher, alte Zeitungen, beschädigte Kleidung und Schuhe, defektes Geschirr, alte Hunde- und Katzenkörbchen – dies ist nur ein Bruchteil an unverwertbaren Dingen, die die Ehrenamtler im Altkleidercontainer und vor der Tür der Kleiderkammer finden.
Es sei schon früher so gewesen, dass die Menschen Müll in der Kleiderkammer abgegeben hätten, doch seit der Verordnung zur Getrenntsammlungspflicht sei es deutlich mehr, erzählt Katharina Gerner weiter. „Wir wissen gar nicht mehr, wie wir das alles entsorgen sollen. Der Müll stapelt sich bis unter die Decke.“
Bis vor einiger Zeit habe eine Firma den Unrat abgeholt und entsorgt. Doch selbst die wisse nicht mehr wohin damit und habe die Abholung eingestellt.
Die Getrenntsammlungspflicht sei ein wichtiger Baustein zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Textilien, heißt es in einem Positionspapier von FairWertung. Damit die Getrenntsammlung von kommunalen und gemeinnützigen Trägern in der derzeit schwierigen Marktlage erfolgreich realisiert werden könne, sei es besonders wichtig, auf Qualität und die sorgfältige Trennung der Alttextilien zu achten.

Es ist also unerlässlich, dass die Bürger ihre Abfälle bewusst und verantwortungsvoll entsorgen – und der Müll dort landet, wo er hingehört: im Restmüll und nicht in den Altkleidercontainern.
