Amazon-Mitarbeiter verdienen jetzt mehr – auch in Gerlingen

Was das mit Gewerkschaften zu tun hat


Logistik Amazon von amazon.de
Logistik Amazon © amazon.de

Gerlingen. Wegen geringem Lohn und schlechter Arbeitsbedingungen ist Amazon in der Vergangenheit mehrfach in die Schlagzeilen geraten und kritisiert worden. Nun hat der Onlineversandhändler den Einstiegslohn für Logistikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Deutschland erhöht – auch im Gerlinger Verteilzentrum verdienen Mitarbeiter jetzt mehr.


Am Standort in Gerlingen beträgt der Einstiegslohn seit dem 1. September 15,05 Euro brutto pro Stunde. Der Einstiegslohn für Fachkräfte und Teamleiter liegt bei 21,50 Euro brutto pro Stunde. Führungskräfte verdienen je nach Position und Qualifikation entsprechend mehr. Das gibt das Amazon Presse-Team bekannt.

Generell hat Amazon im September den Einstiegslohn für Logistikmitarbeiter in Deutschland – bezogen auf Jobs, für die keine Vorqualifikation nötig ist – auf 15 Euro brutto pro Stunde und mehr erhöht. Das entspricht einer Anhebung um 39 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

21 Euro Stundenlohn für Fachkräfte

Durch die Anpassung erhalten Vollzeitmitarbeitende in der Logistik einen durchschnittlichen Jahreslohn von 39.000 Euro brutto plus Extras nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit. Für Fachkräfte und Teamleiter hat Amazon die Löhne auf 21 Euro brutto pro Stunde und mehr erhöht.

„Die Reaktionen der Mitarbeitenden auf die jetzige Erhöhung waren durchweg positiv, was mir persönlich sehr wichtig ist“, sagt Steven Austin, Standortleiter des Amazon-Verteilzentrums in Gerlingen.

Im Wettbewerb mit Gewerkschaften?

Mit kritischem Blick ordnet Robert Koepp von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Lohnerhöhungen bei Amazon in einem Schreiben vom 20. September ein. Mit den neuen Gehältern toppe der Konzern die geltenden ver.di-Flächentarifverträge für Spedition und Logistik.

Amazon wolle die „Ideologie“ verbreiten, dass es für gute Löhne keine Gewerkschaft brauche und steuere aktiv gegen sie, hebt Koepp hervor: „Gewerkschaften seien laut Amazon lediglich bürokratische Apparate, die eine eigenständige und unternehmensschädigende Agenda hätten.“

„Wenn Amazon die Löhne erhöht, dann deshalb, weil das Unternehmen durch ver.di-Tarifverträge in der restlichen Logistik- und Einzelhandelsbranche dazu getrieben wird”
— Robert Koepp, ver.di

„Nicht zufällig verschafft sich Amazon mit seiner neuen Erhöhung einen Lohnabstand von 0,71 Euro“, so Koepp. „Der Online-Händler versucht damit, sich in der Konkurrenz um Arbeitskräfte einen Vorteil zu verschaffen. Fest steht also: Wenn Amazon die Löhne erhöht, dann deshalb, weil das Unternehmen durch ver.di-Tarifverträge in der restlichen Logistik- und Einzelhandelsbranche dazu getrieben wird.“

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