„Eine einmalige Lebenserfahrung“: Nina Ewald engagiert sich in Tansania

Möllmickerin leistet Freiwilligenarbeit


  • Wenden, 27.12.2022
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  • Von Lorena Klein
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In Tansania erlebt Nina Ewald aus Möllmicke im Rahmen eines Volunteer-Programms eine unvergessliche Zeit. von privat
In Tansania erlebt Nina Ewald aus Möllmicke im Rahmen eines Volunteer-Programms eine unvergessliche Zeit. © privat

Möllmicke/Arusha. Mit dem Abitur in der Tasche ging es für Nina Ewald im Sommer aus der Schule in die große weite Welt. Doch nicht nur reisen möchte sie, sondern auch helfen. Im Rahmen der Organisation „STEP Africa“ arbeitet die 18-Jährige in sozialen Einrichtungen in Tansania. Nachdem Nina die vergangenen Wochen zu Hause in Möllmicke verbracht hat, bricht sie in wenigen Tagen zum zweiten Teil ihrer Reise auf - und kann es kaum erwarten.


Schon länger stand für Nina Ewald fest, dass sie nach dem Abitur an der St. Franziskus-Schule Olpe innerhalb eines „Gap Years“ neue Erfahrungen sammeln möchte. Durch eine Freundin wurde sie auf die Organisation „STEP Africa“ in Tansania aufmerksam, die von einer ehemaligen Berlinerin gegründet wurde. In Kooperation mit lokalen Projekten und Einrichtungen werden dort zahlreiche Hilfs- und Freiwilligenprogramme verwirklicht.

„Das hat mir direkt zugesagt, so dass auch ich mich kurzerhand angemeldet habe“, erzählt Nina. Im August startete für die frischgebackene Abiturientin die Reise nach Ostafrika.

Freiwillige aus der ganzen Welt

Im Rahmen des Programms treffen Leute aus der ganzen Welt und aus verschiedenen Generationen aufeinander, berichtet Nina begeistert. Die Volunteers, also die freiwilligen Arbeiter, leben zusammen mit Einheimischen in zwei großen Hostels in der Großstadt Arusha.

In drei Monaten hat Nina bereits in verschiedenen Einrichtungen geholfen. „Unter der Woche waren wir meistens in Kindergärten und Vorschulen“, erzählt sie. Dort unterstützen die Volunteers die Lehrerinnen beim Unterricht und kontrollieren die Hausaufgaben der Schüler. Auch in der Küche und bei der Nachmittagsbetreuung oder Ausflügen gibt es viel zu tun.

Kultur kennenlernen

Besonders in Erinnerung bleibt Nina der Ausflug ins „Outreach“, der Gegend weiter entfernt von der Stadt. Dort besuchte sie mit anderen Volunteers die Massai-Dörfer, die unter anderem durch Spenden- und Aufklärungsprojekte unterstützt werden. „Das war eines der interessantesten Erlebnisse für mich. Man lernt so viel über die Kultur dieser Menschen kennen“, erzählt Nina.

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In Tansania erlebt Nina Ewald aus Möllmicke im Rahmen eines Volunteer-Programms eine unvergessliche Zeit.

Eine Kultur, die mit einer europäischen Sicht auf die Dinge nicht immer nachvollziehbar sei, weiß sie. Doch trotz der kulturellen Unterschiede, trotz Kommunikationsschwierigkeiten und anfänglicher Verwunderung – zum Beispiel über die helle Hautfarbe der fremden Besucher – sei die Gruppe mit einer unglaublichen Herzlichkeit aufgenommen worden.

Hilfe für Waisenkinder

Am Wochenende half Nina meistens im Waisenheim. Auf drei verschiedenen Stationen kümmert sich die Einrichtung um etwa 40 Babys und Kleinkinder im Alter bis zu drei Jahren. 95 Prozent der Kinder haben ihre Mutter bei der Geburt verloren – aufgrund der Folgen und Verletzungen von Beschneidung.

Die weibliche Genitalverstümmelung und sexualisierte Gewalt erschüttert Nina zutiefst: „Es ist schlimm, was diesen Frauen widerfahren ist.“ Schockierende Zustände, mit dem sie sich gerne im zweiten Teil ihrer Reise im Frauenhaus auseinandersetzen möchte.

Ein kleines Leben

Im Waisenheim wurde Nina zudem Teil einer bewegenden Geschichte. Sozialarbeiter, die aufgrund einer Beerdigung in ein Massai-Dorf geschickt wurden, brachten bei ihrer Rückkehr ein Baby mit. Amani war gerade ein paar Tage alt – der Sohn der verstorbenen Frau. „Das Neugeborene wurde mir nach der Ankunft in die Arme gelegt“, erzählt Nina. Es sei nicht klar gewesen, ob das Baby überlebt.

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Sofort schloss Nina den kleinen Amani in ihr Herz.

Wann immer sie im Waisenhaus war, habe sie sich um den Kleinen gekümmert. Ein paar Tage später dann ein erstes Zeichen der Hoffnung: Das Baby schrie. „Mittlerweile hat sich das Kind gut entwickelt“, berichtet Nina mit Stolz und Rührung in der Stimme. „Für mich war das einer der prägendsten Momente der gesamten Reise.“

Es sind besondere, schöne, aber auch teils bedrückende Bilder, die Nina nach den ersten drei Monaten mit nach Hause nimmt. „Es wird sicherlich eine Weile dauern, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.“

Urlaub und Ehrenamt

Natürlich standen zwischen den Arbeitseinsätzen auch typische Touristen-Aktivitäten wie eine Safari und ein Trip nach Sansibar auf dem Plan. Diese Mischung aus ehrenamtlicher Arbeit und Urlaub gefiel der jungen Reisenden besonders gut.

„Ohne das Volunteering hätte ich Tansania nie so intensiv kennengelernt“, betont sie. „Man muss bereit sein, sich auf eine andere Kultur und völlig andere Lebensverhältnisse einzulassen und wächst an seinen Aufgaben. Dann sieht man auch, dass nicht alles selbstverständlich ist, was wir in Europa haben.“ Für sie steht fest: „Es ist eine einmalige Lebenserfahrung.“

Doch die Reise ist noch nicht zu Ende – in wenigen Tagen startet der Flieger wieder Richtung Süden. Die Vorfreude bei Nina ist riesengroß. Vorfreude auf weitere Erfahrungen und unvergessliche Momente.

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