Leuchtturmprojekt für Region: Firmenareal soll zum Zukunftsquartier werden
Mögliche Investoren stellen Konzept für Rothemühle vor
- Wenden, 19.01.2022
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Rothemühle/Olpe. Ihre Pläne für die Neugestaltung des ehemaligen Balcke-Dürr-Firmengeländes in Rothemühle haben die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden und die Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH aus Münster am Mittwochvormittag, 19. Januar, in einer Pressekonferenz vorgestellt. Unter dem Motto „Leben, Arbeiten, Wohnen im Zukunftsquartier Rothemühle“ planen sie eine umfangreiche Umgestaltung und Aufwertung der Industriebrache.
Zum Hintergrund: Sparkasse und Pyramis sind einer der Bewerber um den Kauf der Industriebrache der ehemaligen Firma Apparatebau Rothemühle und deren Nachfolgers Balcke-Dürr. Derzeit befindet sich das gut 58.000 Quadratmeter große Areal im Besitz der Gemeinde Wenden, die für den Verkauf einen Mindestpreis von 2,1 Millionen Euro aufruft.
„In die heutige Zeit passen keine alten Hallen“, erklärte Pyramis-Geschäftsführer Michael Kirchner. Deshalb habe sich das Bewerber-Duo für den Rückbau der meisten Hallen auf dem 49.000 Quadratmeter großen Firmengelände entschieden. Nur die Hallen 4 und 6 sollen erhalten werden. In Halle 4 soll ein Kultur- und Veranstaltungszentrum entstehen, in Halle 6 sollen verschiedene Kleinbetriebe Flächen im „unteren Preissegment“ anmieten können.
Ein Kernstück der Pläne ist das Freilegen des derzeit überbauten Biggeflusses auf einer Länge von rund 250 Metern. Der Bachlauf soll in Richtung Böschung verlegt und umfassend renaturiert werden. Das steigere den Nahverholungswert, helfe der Natur und trage zu einem attraktiven Gewerbegebiet bei, so Kirchner.
Für die Renaturierung der Bigge erhoffen sich die potenziellen Investoren Fördergelder des Landes. Dafür stünden die Chancen sehr gut, erklärte Ex-Landrat Frank Beckehoff, der als Projektmanager für Pyramis arbeitet.
Auf dem etwa 9.100 Quadratmeter großen ehemaligen Mitarbeiterparkplatz ist ein kleines Wohngebiet vorgesehen. Die Planer können sich auf dem Gelände sieben Einfamilienhäuser (Grundstücke zwischen 770 und 830 qm) und zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 14 Wohneinheiten vorstellen. Die Nachbarschaft von Wohnen und Arbeiten ermögliche kurze Wege und mache das eine oder andere Auto überflüssig, so Kirchner.
Das geplante Kunst-, Kultur- und Begegnungszentrum bietet Platz für Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten und soll durch eine kleine Gastronomie (zum Beispiel ein Café) ergänzt werden. Kirchner: „Da kann sich etwas Tolles entwickeln.“ In unmittelbarer Nähe ist ein Dienstleister-, Gründer- und Kreativzentum vorgesehen, in dem sich zum Beispiel Start-Ups ansiedeln können und es Büros fürs Co-Working gibt. Das Konzept sei „innovativ, modern und verknüpft mit der Tradition“, sagte Kirchner.
Die Kosten für den Kauf des Areals, die Freilegung der Bigge, das Kunst- und Kulturzentrum, die Erschließung und den Bau von Parkflächen beziffern die möglichen Investoren auf etwa 12 Millionen Euro. Rechnet man die Kosten für den Bau neuer Hallen und für das kleine Wohngebiet dazu, kommt man auf ein Gesamtvolumen von 50 bis 60 Millionen Euro. Das Projekt sorge für eine „hohe Wertschöpfung in der Region“, betonte Sparkassen-Vorstand Wilhelm Rücker. Das Projekt biete einen Mehrwert für die gesamte Gemeinde Wenden.
Pyramis-Geschäftsführer Michael Kirchner hofft, dass das Konzept bei den Wendener Kommunalpolitikern gut ankommt: „Das ist ein Leuchtturmprojekt für die Region und eine tolle Chance.“ Kirchner und Rücker hoffen deshalb, den Zuschlag zu erhalten, denn: „Wir treten nicht an, um zu verlieren.“
Welcher Interessent den Zuschlag erhält, weil er mit seinem Konzept den vom Gemeinderat beschlossenen Kriterienkatalog erfüllt, wird sich in wenigen Wochen entscheiden. Falls Sparkasse und Pyramis das Rennen machen, wollen sie eine gemeinsame Projektgesellschaft gründen, in der die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden Minderheitsgesellschafter wird.