Verkehrssituation in Gemeinde Wenden ist für Wirtschaft ein wunder Punkt
Ortsumgehung Gerlingen alternativlos
- Wenden, 14.06.2024
- Straße & Verkehr , Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Wenden/Gerlingen. Durchschnittlich 20.000 Fahrzeuge quälen sich an jedem Werktag durch Gerlingen. Die Verkehrssituation ist für die Anwohner der Ortsdurchfahrt unerträglich. Nicht nur in Gerlingen, sondern auch in anderen Teilen der Gemeinde Wenden ist die Verkehrslage angespannt. Das beeinträchtigt den Wirtschaftsstandort und macht den heimischen Firmen Sorgen.
Das zeigt eine Blitzumfrage, die Anfang Juni von der IHK Siegen in Abstimmung mit der Gemeinde durchgeführt wurde. 88 von etwa 400 Unternehmen haben sich beteiligt – eine laut IHK erfreulich hohe Rücklaufquote Die Umfrageergebnisse wurden am Freitagmittag, 14. Juni, in Gerlingen vorgestellt.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Sechs von zehn der teilnehmenden Unternehmen geben der Verkehrssituation die Schulnote vier oder schlechter (Gesamtdurchschnitt 4,2). Knapp die Hälfte der befragten Firmen erklärt, von der angespannten Verkehrssituation in der Gemeinde Wenden stark oder sehr stark betroffen zu sein.
Die Leidtragenden der problematischen Verkehrssituation sind vor allem die Mitarbeiter der Unternehmen sowie Kunden und Lieferanten. Jeder elfte Betrieb berichtet, bereits Kunden und Aufträge verloren zu haben. Und 15 Prozent haben Probleme, neue Mitarbeiter zu gewinnen.
Alarmierend sind laut IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer auch die Auswirkungen der Verkehrsprobleme auf die Planungen der Wirtschaft: 14 Prozent der Unternehmen halten sich deshalb mit Investitionen zurück, jeder zehnte Betrieb denkt sogar konkret darüber nach, den Standort oder Teile davon zu verlagern.
Groß ist der Wunsch der Wirtschaft nach einer Ortsumgehung in Gerlingen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in der Gemeinde erwarten dadurch positive Effekte; in Gerlingen sind es sogar 85 Prozent der Firmen. Langers Fazit: „Die Verkehrssituation ist ein wunder Punkt, der die Unternehmen belastet.“
Wendens Bürgermeister Bernd Clemens betonte, da die Ortsdurchfahrt (L 512) eine Landesstraße sei, sehe man bei der Finanzierung einer Umgehung vorrangig das Land in der Pflicht. Die Aussichten, aus Düsseldorf Geld zu bekommen, seien aber schlecht, da im Koalitionsvertrag der Landesregierung der Leitsatz „Erhalt vor Neubau“ stehe.
Kosten von 15 bis 20 Millionen Euro für eine Umgehungsstraße seien allein von der Gemeinde nicht zu stemmen. „Die geplante Bodendeponie wäre eine Chance, von der Bodenbörse Südsauerland eine finanzielle Beteiligung an den Kosten einer Umgehung zu erhalten“, blickte Clemens voraus. Das Thema Ortsumgehung wird im nächsten Sitzungsblock von Ausschüssen und Rat erneut thematisiert. Dann soll eine Kosten-Nutzen-Analyse vorliegen.
Gerlingens Ortsvorsteher Benjamin Hacke, der auch Sprecher der Initiative „Besser leben in Gerlingen“ (BliG) ist, fand: „Wir sehen den Gemeinderat in der Pflicht und wir erwarten, dass er sich klar zur Ortskernentlastungsstraße bekennt.“ Hackes Rat: „Am besten ist es, die Kräfte zu bündeln und zusammen mit den heimischen Abgeordneten Druck auf die Landesregierung zu machen.“
Sein BliG-Kollege Franz-Josef Luke ergänzte: „Die Zahlen der Umfrage belegen, dass eine Entlastungsstraße alternativlos ist. Sie ist wichtig für die Wohnqualität und die Wirtschaft.“ Die BliG-Vertreter und Bürgermeister Clemens appellierten an den Landesbetrieb Straßenbau, die Ampelschaltungen in Gerlingen und an der Autobahnanschlussstelle besser zu koordinieren, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen.
Bis eine Ortsumgehung in Gerlingen fertig sei, werde es mindestens sechs bis acht Jahre dauern, sagte Bürgermeister Clemens – eine gesicherte Finanzierung vorausgesetzt. Etwas Hoffnung dürfte ihm die Umfrage machen, denn fast jedes neunte Unternehmen kann sich grundsätzlich eine finanzielle Beteiligung am Bau einer Umgehungstraße vorstellen.