Wenn Bodendeponie, dann Ortsumgehung: Wendener Rat fasst konkrete Pläne
Verkehrsentlastung für Gerlingen
- Wenden, 12.09.2024
- Politik
- Von Lorena Klein
Wenden/Gerlingen. Die Gemeinde Wenden packt das Thema Ortsumgehung Gerlingen wieder an und treibt die Planungen voran. Der Wille ist da, die Umsetzung steht und fällt mit der Finanzierung. Hoffnung setzt die Gemeinde in eine Bodendeponie, die in der Nähe des Ortes geplant ist und deren Betreiber sich an den Kosten beteiligen soll. Für eine Änderung der nächtlichen Höchstgeschwindigkeit auf der Koblenzer Straße gibt es derweil grünes Licht.
Wann kehrt Ruhe ein im Gerlinger Ortskern? Dass diese Frage die Einwohner Gerlingens bewegt, zeigte sich bei der Sitzung des Wendener Gemeinderats am Mittwochabend, 11. September, nicht zuletzt an einigen Zuhörern aus Gerlingen.
Die Diskussion um eine Ortsumgehungsstraße war vor der Sommerpause durch die Ergebnisse einer Kosten-Nutzen-Analyse, Verkehrszählung und IHK-Blitzumfrage (LokalPlus berichtete) erneut entflammt. Entlasten würde sie die Verkehrssituation auf der viel befahrenen Koblenzer Straße (L 512) definitiv, so das klare Fazit.
In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause stellte sich der Gemeinderat einstimmig hinter den Beschluss, den Bau der Ortskernentlastungsstraße weiter voranzutreiben. Konkret soll die Leistungsphase 3, also die Entwurfsplanung, in Auftrag gegeben werden.
Das bedeutet nicht, dass der Bau der Straße auch tatsächlich umsetzbar ist. Doch es sei ein Signal, ein Schritt in Richtung Verbindlichkeit, betonten Ratsmitglieder. „Ein Schritt in die richtige Richtung“, so der stellvertretende Bürgermeister Ludger Wurm (CDU), jedoch noch keine „bahnbrechende Situation“.
Denn der Dreh- und Angelpunkt einer Ortsumgehung für Gerlingen ist – gerade vor dem Hintergrund weiterer großer Investitionen im Gemeindegebiet –die Finanzierung. Damit befasst sich der zweite Teil des Beschlusses, genauer gesagt mit der Option einer Bodendeponie, die unterhalb der ehemaligen Klärschlammdeponie im Ruttenberg entstehen könnte.
Die Deponie könnte „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, erklärte Ratsmitglied Christian Stock (CDU). Die Kapazitäten des bestehenden Steinbruchs seien bald erschöpft, für die heimische Bauwirtschaft würde eine ortsnahe neue Deponie eine „erhebliche Entlastung“ bedeuten. Und sie könnte eine tragende Rolle bei der Finanzierung einer Gerlinger Ortsumgehung spielen.
Denn der Ort ist durch den Verkehr schon jetzt bis zu Limit ausgelastet – an einer Ortsumgehung führt im Falle einer Deponie im Ruttenberg kein Weg vorbei. Dem Vorhaben will die Gemeinde Wenden deshalb nur zustimmen, wenn sich der Betreiber der Deponie zu 50 Prozent an den Gesamtkosten des Baus einer Ortsumgehungsstraße beteiligt. Das sind nach aktuellem Stand etwa 10 Millionen Euro.
Der Gedanke dahinter: Die Bodendeponie – mit Kapazität für 5 Millionen Tonnen Bodenmasse – soll pro Tonne angeliefertem Boden 2 bis 3 Euro an die Gemeinde Wenden zahlen. Bei dem Beitrag handelt es sich um einen Orientierungswert, der an die tatsächlichen Gesamtkosten des Straßenbaus angepasst werden soll. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sollen abgeklärt und der Plan für eine Bodendeponie grundsätzlich geprüft werden. Außerdem soll erneut ein Antrag auf Fördermittel bei Bund und Land gestellt werden.
„Die Gerlinger machen sich Sorgen, dass über diese Tour nicht doch noch ein Industriegebiet Ruttenberg entsteht“, äußerte Sven Scharz (SPD) Bedenken, dass durch die Bodendeponie neben der erhofften finanziellen Entlastung vor allem eine zusätzliche Verkehrsbelastung für Gerlingen hinzukommt.
Ein Beitrag zum Lärmschutz im Gerlinger Ortskern ist nun definitiv in Aussicht. Nachts von 22 bis 6 Uhr sollen auf einem mehr als einen Kilometer langen Teilstück der Koblenzer Straße, in etwa von der Hausnummer 6 bis 109, nur noch höchstens 30 statt 50 Kilometer pro Stunde erlaubt sein. Den Antrag hatte die CDU im Jahr 2020 gestellt. Die neue Verkehrsregel ist das Ergebnis einer Lärmberechnung von Straßen.NRW und Beratungen der Verkehrskommission des Kreises Olpe. Wann genau sie in Kraft tritt, ist noch unklar.
Darüber hinaus hatte die UWG-Fraktion beantragt, die feste Blitzeranlage in Gerlingen vom Ortseingang in den Ortskern zu versetzen. Messungen eines mobilen Blitzers, der im Februar in der Ortsmitte stand, ergaben den bisher zweitniedrigsten Wert an Verstößen im gesamten Kreisgebiet. Eine Versetzung der festen Anlage ist daher derzeit unwahrscheinlich.