Wird Gesamtschulumbau zum finanziellen Risiko? UWG will Exit-Fahrplan

Antrag für Ratssitzung in Wenden


  • Wenden, 09.02.2022
  • Politik
  • Von Wolfgang Schneider
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Die Gesamtschule Wenden. von privat
Die Gesamtschule Wenden. © privat

Wenden. Die UWG-Fraktion im Wendener Gemeinderat fordert nach intensiver Abwägung einen Ausstieg aus der aktuellen Umbauplanung der Gesamtschule nach dem sogenannten „Cluster-Modell“. Sie befürchtet, dass das geplante Millionen-Projekt zu teuer wird und die lange Bauzeit negative Auswirkungen auf die Schülerzahlen hat.


Für die nächste Sitzung des Gemeinderates hat die UWG einen entsprechenden Antrag gestellt. Darin heißt es unter anderem: „Die Verwaltung erstellt für die Gesamtschule einen Exit-Fahrplan aus der aktuellen Umbauplanung und startet die Planung eines alternativen Umbaukonzeptes, welches sich vorrangig an der Beibehaltung des Klassenraum-/Lehrraumkonzeptes orientiert. Dabei ist ein tragfähiges Finanzierungskonzept zu erstellen.“

Noch kein Finanzierungskonzept

Im Sommer 2019 war dem Gemeinderat das Umbaukonzept durch ein Architekturbüro vorgestellt worden. Damals wurde ein Kostenvolumen von weit unter 20 Mio. Euro für möglich erachtet. Daraufhin erhielt das Aachener Architekturbüro den Auftrag für die Vorplanung des Umbaukonzepts. Zudem wurde der Bürgermeister beauftragt, ein Finanzierungskonzept für den Umbau vorzulegen.

Dieses liege bis jetzt immer noch nicht vor, kritisiert die UWG. Fraktionschef Thorsten Scheen schreibt in der Antragsbegründung: „Stattdessen wurden die Kosten des Umbaukonzeptes stetig nach oben korrigiert. Im August 2020 beliefen sich die geplanten Kosten für den Umbau zu einer sogenannten „Clusterschule“ bereits auf 32,2 Millionen Euro.“ Angesichts des starken Anstieges der Baupreise geht Scheen davon aus, dass die Gesamtkosten inzwischen bei über 40 Millionen Euro liegen.

Am Ende 50 bis 60 Mio. Euro?

Das sei vermutlich noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn: „Bei nur vier Prozent Preisanstieg in den Folgejahren würden sich die Gesamtkosten nach einer prognostizierten Bauzeit von sieben bis acht Jahren noch weiter deutlich erhöhen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie am Ende zwischen 50 und 60 Millionen Euro liegen werden.“

Auch die lange Bauzeit von etwa acht Jahren kann nach Meinung der UWG negative Auswirkungen haben. Schüler, die zu Baubeginn auf die Gesamtschule kämen, würden bis zum Abitur quasi in einer Baustelle beschult. Scheen: „Es ist nicht abzusehen, wie sich ein solches Bauvorhaben auf das Wahlverhalten der Eltern und Schüler bzw. auf die Entwicklung der Schülerzahlen auswirken könnte.“

Klassenraumkonzept beibehalten

„Aus diesem Grund halten wir ein Beibehalten des Klassenraum-/Lehrerraumkonzeptes (ggf. In Ergänzung durch ein sog. „Klassenraum-Plus-Konzept“) für sinnvoll und geboten. Dies würde auch keineswegs zu einem gravierenden Qualitätsverlust im Vergleich zur „Clusterschule“ führen. Die Kosten dürften etwa im hälftigen Bereich der Planung für eine „Clusterschule“ liegen.“

Hintergrund: Schularchitektur

In jüngster Zeit haben sich bei der architektonischen Planung von Schulen drei Organisationsmodelle durchgesetzt, die eine flexible und individuellere Raumnutzung möglich machen:

  • das Klassenraum-Plus-Modell, bei dem das herkömmliche Klassenzimmer um weitere Flächen ergänzt wird, die eine größere Differenzierung möglich machen. So werden beispielsweise Rückzugsorte oder Gruppenräume geschaffen oder die Klassenzimmer so vergrößert, dass eine Differenzierung innerhalb eines Raumen möglich ist.
  • das Cluster-Modell, bei dem mehrere Klassen einen Pool von Räumen nutzen. Die Räume sind hier so angeordnet, dass verschiedene Kombinations- und Trennungsvarianten möglich sind.
  • die Lernlandschaft, die völlig ohne Klassenzimmer auskommen kann und bei der Lernsituationen in einem offenen Raum geschaffen werden..
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