Antisemitismus heute: Aktionstag am Rivius Gymnasium

Kritische Diskussion, Geschichte hautnah und eine Sitzbank mit Hintergrund


  • Attendorn, 04.11.2023
  • Schule & Bildung
  • Von Nico Heuel Rodriguez
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Die von Siegbert Picker gefertigte Sitzbank soll ein ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Antisemitismus. Sie findet ihren neuen Platz nun im Rivius Gymnasium Attendorn. von Nico Heuel-Rodriguez
Die von Siegbert Picker gefertigte Sitzbank soll ein ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Antisemitismus. Sie findet ihren neuen Platz nun im Rivius Gymnasium Attendorn. © Nico Heuel-Rodriguez

Attendorn. Ein Aktionstag „Judenhass RELOADED – Antisemitismus heute“ fand am Freitag, 3. November, am Rivius Gymnasium in Attendorn statt. Ein Thema, das derzeit aktueller ist als Jahrzehnte lang bevor.


Als die Aula um 10 Uhr gefüllt war, begann der Tag für die Schüler mit einer kurzen Ansprache der Schulleitung Daniela Greitemann, in der die Teilnehmer den Schülern vorgestellt wurden. Antisemitismus sei „gerade in der heutigen Zeit ein wichtiges Thema“, so Greitemann. Die Aufklärung sei für sie und die Schule sehr wichtig.

„Es war völlig egal, wer wer ist - bis 1933“

Nach dem musikalischen Übergang am Piano von Jan Wittmann und Xinyi Wu hielt Florian Müller – Bundestagsabgeordneter der CDU – eine Rede, in der er eine Einleitung zum Thema Rassismus und Antisemitismus gab. Danach stellte sich Tom Kleine von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ den Schülern vor und nannte einige antisemitische Erfahrungen speziell in Bezug auf das Judentum. „Es war völlig egal, wer wer ist - bis 1933“, so Tom Kleine.

An diese Ansprachen schloss sich der Hauptteil der Thematik an, der von Mayaan Klaẞing geleitet wurde. Die Kulturwissenschaftlerin, die seit 2009 Antisemitismus Coachings anbietet, sprach über die Herkunft von Antisemitismus und dessen Funktion.

Bei der Podiumsdiskussion stellten sich die Teilnehmer den teilweise auch kritischen Fragen der Schüler. von Nico Heuel-Rodriguez
Bei der Podiumsdiskussion stellten sich die Teilnehmer den teilweise auch kritischen Fragen der Schüler. © Nico Heuel-Rodriguez

„Es ist mir noch nie so schwer gefallen, einen Vortrag vorzubereiten.“ Mit diesen Worten eröffnete Klaẞing emotional ihren Vortrag. Die Begründung für Antisemitismus sei die Suche nach einem Sündenbock, sagte sie. Besonders wichtig sei ihr jedoch die Differenzierung von Kritik und Antisemitismus. Das besondere Engagement des Rivius Gymnasiums hob sie ebenfalls hervor.

In der anschließenden Podiumsdiskussion stellte Moderator Tom Kleine einige Fragen in die Runde. Wie kann man gegen Antisemitismus vorgehen? Florian Müller antwortete: „Man muss drüber sprechen und sich damit auseinandersetzen.“ Ein Lob galt jedoch den Stolpersteinen in Attendorn, die an die Menschen erinnert, die vom nationalsozialistischen Terrorregime deportiert, ermordet oder verfolgt wurden.

Fahrt nach Auschwitz

Auch in Patrick Jankes Geschichtsunterricht wird über die antisemitische Thematik gesprochen, sowohl global als auch lokal. Die Vorbereitungen auf die Studienfahrt nach Auschwitz beginnen bei dem Geschichtslehrer des Rivius Gymnasiums bereits in der Oberstufe, um die Schüler frühzeitig inhaltlich auf die Fahrt einzustimmen.

An dieser Fahrt teilgenommen hat auch Silan Becker, ehemaliger Abiturient des Rivius Gymnasiums. Die Nachbereitung und Zeitzeugen-Gespräche hätte bei ihm besonders Wirkung gezeigt. Dem schloss sich Elias Harnischmacher – ebenfalls ehemaliger Abiturient – an: Er habe von der Studienfahrt auch einiges mitgenommen. „Wenn man es in echt und in Farbe, außerhalb von seinem Geschichtsbuch sieht, dann macht das etwas mit einem.“

Gegen Ende der Podiumsdiskussion durften die Schüler Fragen stellen und diskutieren. Schnell erhitzten sich die Gemüter, so dass diese Diskussion zeitig für beendet erklärt wurde.

Sitzbank gegen Rassismus und Antisemitismus

Zum Abschluss folgte die Einweihung der von Siegbert Picker gefertigten Sitzbank gegen Rassismus und Antisemitismus. Die Holzbank mit Stahlrahmen wird im Flur des Rivius Gymnasiums ihren Platz finden, und sich mit der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ergänzen.

Die wochenlange Arbeit an der Sitzbank zahlt sich aus, denn für ihn, die Mitglieder der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ und das Rivius Gymnasium hat sie einen hohen Stellenwert: Sie soll ein ein Zeichen setzen gegen Rassismus und Antisemitismus.

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