Zwischen Wut und Enttäuschung - der „letzte“ Sommer der Dauercamper

Campinganlage Waldenburger Bucht


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Die Campinganlage Waldenburger Bucht wird spätestens am 31. März 2023 unbewohnt sein. von Adam Fox
Die Campinganlage Waldenburger Bucht wird spätestens am 31. März 2023 unbewohnt sein. © Adam Fox

Attendorn. Es bleiben nur noch acht Monate bis zum 31. März 2023. Dann müssen die Dauercamper allerspätestens die Campinganlage Waldenburger Bucht räumen. LokalPlus hat nachgefragt, wie die Stimmung aktuell ist. Wut und Enttäuschung überwiegen. Die Nachwirkungen der Entscheidung sind immens: einige wollen die Flinte ins Korn werfen und nie wieder campen.


Einer, der seine Zeit gerne in Attendorn verbringt, ist Günter Hees. Der Siegener Halbjahres-Camper hat in den vergangen Jahren gemeinsam mit seinen Enkeln die Zeit am Biggesee verbracht. Doch seitdem die Dauercamper vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind, kann Hees einen deutlichen Stimmungsfall beobachten. „Die Stimmung ist schlecht. Die Gemeinschaft ist zerrissen worden.“

Die Leerstände in der Hochsaison sind unübersehbar. von Adam Fox
Die Leerstände in der Hochsaison sind unübersehbar. © Adam Fox

Dies könne man auch daran erkennen, das bereits jetzt schon viele das Weite gesucht haben. Von den Plänen vom Investor EuroParcs sowie der Stadt Attendorn hält Hees nichts. „Es geht nur ums Geld“, so der Senior. Auch könne er nicht verstehen, dass die Stadt Attendorn bei so einem Projekt mitmache. Günter Hees wird sich bald um einen neuen Platz bemühen: die Campinganlagen Sonderner Kopf und Kalberschnacke gehören zu seinem engeren Favoritenkreis.

Kreuzfahrten und Inselreisen statt Campen

Ingeborg Kleine aus Olpe hingegen wird nach 15 Jahren Camping in Attendorn die Campingsachen einmotten. Ein anderer Platz habe ihr nicht zugesagt. „Ich werde zukünftig den Fokus auf Kreuzfahrten und Inselreisen legen.“

Die Entscheidung von EuroParcs habe sie äußerst wütend gemacht. „Damit hat keiner gerechnet“, so Kleine. Die wenigsten sehen die finanziellen Verluste, die auf die Camper hinzukommen.

„Ich möchte kein zweites Mal enttäuscht werden“

Das Sauerland und den Biggesee besonders schätzen und lieben gelernt hat Genofewa Zelwert aus Hagen. „Hier kann man noch die Natur genießen und zu sich kommen. Es herrscht eine idyllische Ruhe“, zeigt sich Zelwert von der Region begeistert.

Bis zum März 2023 möchte sie deshalb die Vorzüge genießen. Wie es danach weitergeht? „Mit dem Thema Camping habe ich abgeschlossen. Ich möchte nicht ein zweites Mal enttäuscht werden“, sagt Zelwert. Bislang habe sie sich noch keine Urlaubsalternative überlegt.

Mit dem Thema Camping hat Genofewa Zelwert abgeschlossen. Damit ist sie nicht allein. von Adam Fox
Mit dem Thema Camping hat Genofewa Zelwert abgeschlossen. Damit ist sie nicht allein. © Adam Fox

Was die Zeit nach den Dauercampern angeht, ist sich die Hagenerin sicher: „Die Tiny-Häuser werden ein Flop.“ Ihre Argumentation: Niemand werde sich auf die von EuroParcs vorgegebenen Kriterien einlassen. Auch die steigenden Preise, Stichwort Inflation, würden so manchen Käufer abschrecken. (Zum Hintergrund: Die private Nutzung der Ferienhäuser durch die Eigentümer ist auf rund vier Wochen im Jahr begrenzt. Die restliche Zeit wird für die Vermietung an Feriengäste genutzt.)

„Die Stimmung ist miserabel“

Die Campinganlage am Biggesee ist nicht nur hierzulande, sondern auch bei den holländischen Nachbarn beliebt. Rik und Michaela Masselink aus Zeevelar sind fast jedes Wochenende in Attendorn.

Rik und Michaela Masselink aus dem niederländischen Zeevelar kommen am Wochenende gerne nach Attendorn. von Adam Fox
Rik und Michaela Masselink aus dem niederländischen Zeevelar kommen am Wochenende gerne nach Attendorn. © Adam Fox

Sie nutzen die Zeit am liebsten dafür, um mit ihren Hunden wandern zu gehen. Das Ehepaar möchte bis zum Schluss bleiben. Für die Zeit danach haben sie drei Alternativen, davon allerdings keine in der näheren Umgebung.

Jutta und Peter Klapper aus Oberhausen sind seit 31 Jahren auf der Anlage Dauercamper. Sie genießen das Sauerland und haben am Mittwoch das Zoff-Konzert besucht. Die Senioren werden ihre Camping-Zeit in Attendorn ausklingen lassen und sich keine Alternative suchen. „Die Stimmung ist miserabel. EuroParcs hat alles durcheinandergewirbelt“ so das Ehepaar.

Mit einem „läppischen Brief“ abserviert

Auch Monika aus dem Weserbergland hat eine ähnliche Position wie ihre Vorredner: „Die Stimmung ist schrecklich.“ Die Atmosphäre auf dem Campingplatz sei ungefähr so, als wenn eine Familie auseinandergebrochen worden wäre. Am Ende habe EuroParcs die Dauercamper mit einem „läppischen Brief“ abserviert.

Ende September ist für Monika Schluss in Attendorn. Bis dahin werde sie die Zeit noch zum Fahrrad fahren, Wandern und Stand-Up Paddeling nutzen. Ab Oktober wirft sie in Sachen Camping die Flinte ins Korn: „Das ist kein Thema mehr für mich“, so Monikas Fazit.

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