Arbeitskräftemangel und Energiepreise nehmen Wirtschaft in die Zange

Mehrheit der Unternehmen hat Personalsorgen


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Nachwuchs fehlt in der heimischen Wirtschaft. von IHK
Nachwuchs fehlt in der heimischen Wirtschaft. © IHK

Kreis Olpe/Siegen. Weite Teile der heimischen Wirtschaft sind in erheblicher Sorge wegen der Kostenexplosion bei der Energieversorgung. Hinzu kommt der allgegenwärtige Mangel an Arbeitskräften. 63 Prozent der Unternehmen in Industrie, Großhandel und Baugewerbe klagen über Fachkräfteengpässe. Bei 35 Prozent aller Unternehmen sind diese sogar derart gravierend, dass Aufträge abgelehnt werden müssen.


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„Das Geschäftsmodell zahlreicher heimischer Unternehmen wird gewissermaßen von zwei Seiten in die Zange genommen. Die einen haben pure Existenzängste. Die anderen erhalten Aufträge, die sie nicht abarbeiten können, weil ihnen das Personal fehlt“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage bei 206 Firmen.

Zu wenig geeignete Bewerber

Mittlerweile sind es nicht mehr allein Fach-und Führungskräfte, die fehlen. Nahezu jeder fünfte befragte Betrieb gab an, Schwierigkeiten bei der Besetzung von Arbeitsplätzen zu haben, die keine abgeschlossene Berufsausbildung erforderten. Dies verdeutliche, dass der Arbeitskräftemangel mitten in der heimischen Wirtschaft angekommen wäre, so IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim: „In Industrie, Handel, Dienstleistungen und Handwerk in Siegen-Wittgenstein und Olpe hätten sicherlich 700 bis 800 Lehrverträge mehr geschlossen werden können, wenn es geeignete Bewerber gegeben hätte.“

Dass man das vorhandene Potential an offenen Lehrstellen in der Region leider abermals nicht vollständig ausschöpfen konnte, hat nach Auffassung der IHK mehrere Ursachen. Zahlreiche junge Menschen seien verunsichert und verzögerten ihre beruflichen Einstiegsentscheidungen. Der gesellschaftliche Drang zu abschlussbezogener Höherqualifizierung sei zudem nahezu ungebrochen. Darüber hinaus habe die Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen durch Corona erheblichen Schaden genommen.

Frauenerwerbstätigkeit steigern

Die rund 200 in der Statistik der Agentur für Arbeit enthaltenen noch unversorgten Lehrstellenbewerber habe man kürzlich erneut eingeladen, um mit ihnen über Hunderte noch offener Ausbildungsplätze zu sprechen. Dass gerade einmal 10 Personen erschienen seien, verdeutlicht für Klaus Gräbener die Problemlage: „Mit immer größerem Kraftaufwand versuchen wir, einen immer kleineren Anteil junger Menschen für die offenen Ausbildungsplätze zu interessieren. Das ist mehr als deprimierend.“

Sabine Bechheim findet, man müsse an mehreren Stellschrauben drehen, um den Arbeitskräfteengpässen in der Wirtschaft wirkungsvoll zu begegnen: „Es gilt, die Frauenerwerbstätigkeit noch weiter zu steigern.“ Dazu müsse aber vor allem das Betreuungsangebot für den Nachwuchs noch stärker ausgebaut werden. Dauerhaft werde auch an einer deutlichen Steigerung qualifizierter Zuwanderer kein Weg vorbeiführen, so Bechheim.

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