Neue Behandlungsmethode kontrolliert chronische Schmerzen

Sportklinik Hellersen setzt neue Technologie ein


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In der vergangenen Woche implantierte Dr. Wolfgang Welke, Chefarzt des Zentrums für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen, als einer der ersten den neuen Inceptiv-Neurostimulator.  Er passt sich selbstständig an die Bewegungen im alltäglichen Leben an und optimiert dadurch die Therapie. von Sportklinik Hellersen
In der vergangenen Woche implantierte Dr. Wolfgang Welke, Chefarzt des Zentrums für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen, als einer der ersten den neuen Inceptiv-Neurostimulator. Er passt sich selbstständig an die Bewegungen im alltäglichen Leben an und optimiert dadurch die Therapie. © Sportklinik Hellersen

Lüdenscheid. Als eine der ersten Kliniken implantierte das Zentrum für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen jetzt eine Neuheit zur Behandlung von chronischen Schmerzen. Der Vorteil für die Patienten: der neue Inceptiv-Neurostimulator des Herstellers Medtronic passt sich selbstständig an die Bewegungen im alltäglichen Leben an und optimiert dadurch die Therapie.


Die Neurostimulation ist einer der Schwerpunkte im breit gefächerten Therapieangebot des Zentrums für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen. „Dieses Verfahren kommt unter anderem bei therapieresistenten Rücken-Bein-Schmerzen, aber auch bei vielen anderen Indikationen im Bereich der chronischen Schmerzen zum Einsatz“, erklärt Chefarzt Dr. Wolfgang Welke, der die Erstimplantation des neuen Stimulators selbst vornahm.

Stimulation wird dosiert

Möglich ist diese Neuheit mit einer speziellen Closed-Loop-Funktion, um die die Firma Medtronic den Stimulator erweiterte. Durch diese unterbricht der Stimulator nicht nur wie sein Vorgänger die Schmerzweiterleitung auf dem Weg vom Rückenmark zum Gehirn, er achtet auf Signale entlang des Rückenmarks und dosiert die Stimulation dementsprechend situationsabhängig.

Dazu misst der Stimulator (ein sechs Millimeter dünnes Gerät, das unter der Bauchhaut implantiert wird und mit einer MRT-fähigen Elektrode im Wirbelkanal verbunden ist) die Aktivierung der Neuronen im Rückenmark 50-mal pro Sekunde und das rund um die Uhr. „Mein Team und ich sind immer bestrebt, unseren Patienten den neuesten technischen Standard anzubieten und ihnen so viel Lebensqualität wie möglich zurückzugeben. Dazu trägt eine solche neue Innovation natürlich bei“, erklärt Dr. Wolfgang Welke, Chefarzt im Zentrum für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen.

Für Ganzkörper-MRT geeignet

Bereits vor zwei Jahren, als der neue VANTA-Stimulator auf den Markt kam, baute die Sportklinik Hellersen diesen europaweit als erstes ein. Dementsprechend stolz ist Dr. Wolfgang Welke, nun auch zu einer der ersten Kliniken zu gehören, die den Inceptiv-Rückenmarkstimulator anbieten.

„Mittlerweile ist die Elektronik des Gerätes auf eine Größe von etwa 4 x 4 Zentimetern geschrumpft und mit nur sechs Millimetern Stärke ist dieses Produkt das weltweit dünnste. Die Systeme, die seit 2014 implantiert werden, sind zudem alle MRT-fähig. Der Inceptiv-Neurostimulator ist jedoch das einzige SCS-System, das auch für Ganzkörper-MRTs vollständig kompatibel ist“, erklärt der Chefarzt.

Lange Lebenszeit

Auch die Lebenszeit des Gerätes sowie die Handhabung haben sich noch einmal verbessert. Die Batterie lässt sich in ungefähr einer Stunde vollständig aufladen und hält seine Akkukapazität für 15 Jahre bei 95 Prozent. Zum Vergleich: Mit dem Vorgänger war nach acht bis neun Jahren aufgrund des Akkus eine Wechseloperation nötig.

In der vergangenen Woche wurde der Inceptiv-Stimulator bei der ersten Patientin in der Sportklinik Hellersen implantiert. Dazu wurde zuerst mit einer Testelektrode getestet, ob die Patientin für dieses Verfahren in Frage kommt. „Die Testung machte schon große Hoffnung und es konnte eine sehr gute Linderung erzielt werden, sodass sie sich für die Implantation entschieden hat“, berichtet Dr. Wolfgang Welke.

Unter Haut implantiert

Es folgte einige Tage später die „Feinanpassung“ der Stimulation durch den Techniker. „Da das Gerät neu ist, hat Medtronic die Ersteinstellung durchgeführt. Wir können das aber auch selbst. Wir haben dazu eigene Spezialisten ausgebildet. Das macht uns und die Patienten unabhängiger“, erklärt Dr. Wolfgang Welke.

Die Patientin lädt nun alle paar Tage via Induktion ihr Gerät auf. Sie kann es mit einer Fernbedienung ein- oder ausschalten, verschiedene Programme aktivieren und die Closed-Loop-Funktion nutzen. Das System ist komplett unter der Haut implantiert, vergleichbar mit einem Herzschrittmacher. Duschen und Schwimmen sind daher problemlos möglich.

Anfang einer völlig neuen Technik

„Der technische Fortschritt, die Innovationsfähigkeit in der Medizin, ist für die Patienten extrem wichtig. Inceptiv meint so etwas wie „Anfang“. So stehen wir am Anfang einer völlig neuen Technik und das ist sehr spannend. Die Neurostimulation ist ein wichtiger Bestandteil, wenn es um die Behandlung therapieresistenter Schmerzen geht. Das Zentrum für Spezielle Schmerzmedizin an der Sportklinik Hellersen geht diesen Weg auch in Zukunft und bleibt auf dem neuesten Stand für die Patienten. Das ist unsere Motivation“, erklärt der Chefarzt.

Was ist Neurostimulation?
  • Die Rückenmarkstimulation unterbricht die Schmerzsignale auf dem Weg vom Rückenmark zum Gehirn.
  • Die Stimulation wird über einen Neurostimulator abgegeben, der unter die Haut implantiert wird.
  • Sanfte Stimulationsimpulse werden über dünne isolierte Drähte, die als Elektroden bezeichnet werden, vom Gerät ans Rückenmark geleitet.
Sportklinik Hellersen

Die Sportklinik Hellersen ist eine bundesweit führende Spezialklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. Sie ist auf die Behandlung orthopädischer und sporttraumatologischer Erkrankungen sowie Verletzungen und den Einbau künstlicher Gelenke (Endoprothesen) spezialisiert.

Als sportmedizinisches Untersuchungszentrum des LSB und DOSB berät das Ärzteteam zudem Freizeit- und Breitensportler und untersucht sie auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Abgerundet wird das Leistungsspektrum mit der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie sowie dem regional einzigartigen Zentrum für Spezielle Schmerzmedizin.

Die mehr als 50 Mediziner sind hoch spezialisiert und gehören zu den führenden Spezialisten auf ihrem Gebiet. Das Team von insgesamt mehr als 400 Mitarbeitern versorgt mit 260 Betten jährlich rund 8.000 Patienten stationär sowie 40.000 Patienten ambulant. Träger der Sportklinik Hellersen ist der Sporthilfe NRW e.V.


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