Vorläufige IHK-Lehrstellenbilanz: Schlechte Entwicklung im Kreis Olpe

Mehr Lehrverträge im Siegerland


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Um dauerhaft erfolgreich agieren zu können, benötigen Firmen Nachwuchskräfte – auch in den gewerblich-technischen Berufen. von Pixabay
Um dauerhaft erfolgreich agieren zu können, benötigen Firmen Nachwuchskräfte – auch in den gewerblich-technischen Berufen. © Pixabay

Siegen/Olpe. Die Unternehmen in Industrie und Handel haben bis Ende September in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe 1.977 Lehrverträge abgeschlossen. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr beträgt 4,6 Prozent. Im Kreis Siegen-Wittgenstein steigerten die Firmen die Anzahl der geschlossenen Lehrverträge um 7 Prozent. Dem gegenüber blieb das Ausbildungsvolumen im Kreis Olpe nahezu unverändert.


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„Bei oberflächlicher Betrachtung kann man von einem erfreulichen Ergebnis sprechen. Zuwachs ist immer besser als Rückgang. Nach wie vor gilt jedoch: Es wäre deutlich mehr ,drin‘ gewesen. Zahlreiche Unternehmen blieben im wahrsten Sinne des Wortes auf leeren Lehrstellen sitzen.“ So kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die vorläufige Ausbildungsbilanz 2023.

Man schätze, dass die Unternehmen allein im IHK-Bereich sicherlich etwa 300 Ausbildungsverträge mehr hätten abschließen können, wenn es denn passende Bewerbungen gegeben hätte. Das sei bitter. Schließlich fehlten die jungen Menschen, die derzeit nicht eingestellt würden, in den kommenden Jahren im Beschäftigungssystem.

Hinzu komme, dass derzeit wichtige konjunkturelle Indikatoren wie der Auftragseingang oder die zu erwartenden Erträge eindeutig nach unten zeigten. Dies gelte auch für die Einstellungsdynamik der heimischen Wirtschaft, die nachlasse, wie eine aktuelle Umfrage bei rund 450 Unternehmen belege. Nur noch 11 Prozent der befragten Firmen wollten ihren Beschäftigtenstand ausbauen, 27 Prozent planten dem gegenüber, ihre Beschäftigung zu reduzieren.

Einstellungsdynamik überschreitet Höhepunkt

Klaus Gräbener: „Dies sollten wir ernst nehmen. Wer meint, die Beschäftigung würde sich dauerhaft von der konjunkturellen Lage abkoppeln, ist auf dem Holzweg. Die Einstellungsdynamik der Unternehmen hat offenkundig ihren Höhepunkt überschritten. Wenn junge Leute immer weniger Interesse an der Lehre haben und gleichzeitig die Unternehmen aus konjunkturellen Gründen ihr Angebot reduzieren, werden steigende Ausbildungszahlen im kommenden Jahr nicht wahrscheinlicher. Das ist alles andere als gut.“

Zwischen beiden Kreisen gab es in den ersten neun Monaten erhebliche Unterschiede, betont IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim. „Der Zuwachs von 7 Prozent in Siegen-Wittgenstein resultierte im Wesentlichen daraus, dass die Anzahl geschlossener gewerblich-technischer Lehrverträge um satte 11,6 Prozent anstieg. In den für die industrielle Entwicklung so wichtigen Metall- und Elektroberufen registrierten wir sogar einen Zuwachs von 17,5 Prozent. Das erstaunt und erfreut zugleich.“

Weniger gewerblich-technische Verträge

Eine andere Entwicklung vollziehe sich derzeit im Kreis Olpe. Hier stagnierte bei abgeschlossenen 628 Lehrverträgen das realisierte Ausbildungsvolumen. Die kaufmännischen Verträge stiegen um 6,4 Prozent an, während die gewerblich-technischen Verträge um satte 6,6 Prozent abnahmen.

Die Zahl der in den industriellen Metall- und Elektroberufen im Kreis Olpe abgeschlossenen Lehrverträge sank binnen fünf Jahren um mehr als ein Viertel. Dies verdeutlicht, wo im Kreis Olpe der Schuh drückt. Denn trotz der gedämpften Konjunktur würden auch zukünftig Fachkräfte gebraucht. Diese müsse man heute schon ausbilden.

Durchschnittsalter steigt

Sabine Bechheim: „Was auffällt: Das Durchschnittsalter der Ausbildungsanfänger im IHK-Bezirk liegt inzwischen bei 19,3 Jahren. Junge Menschen lassen sich immer mehr Zeit damit, sich für einen Berufsweg zu entscheiden. Und: 37 Prozent der Auszubildenden bringen die (Fach-)Hochschulreife mit.“ Demzufolge müssten Informations- und Orientierungsangebote rund um die Ausbildung auch an Gymnasien eine größere Rolle spielen. Dafür biete die IHK sich gerne als Partner an.

Im Kreis Olpe wurden die höchsten Zuwächse in der Stadt Olpe (+ 9 Prozent), Drolshagen (+ 7 Prozent) und Lennestadt (+ 19 Prozent) realisiert. Rückgänge gab es in Attendorn (- 6 Prozent), Finnentrop (- 7 Prozent) und Wenden (- 17 Prozent).


Um dauerhaft erfolgreich agieren zu können, benötigen Firmen Nachwuchskräfte – auch in den gewerblich-technischen Berufen.

Foto: Pixabay

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