Forschungsprojekt abgeschlossen - „Kardinal Jaeger war keine Lichtgestalt“

„Ein Kirchenmann mit Licht und Schatten“


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Das Forschungsprojekt „Lorenz Kardinal Jaeger“ ist nach intensiver Experten-Arbeit abgeschlossen. Darüber freuen sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Professorin Dr. Nicole Priesching. von Thomas Throenle / Erzbistum Paderbornat
Das Forschungsprojekt „Lorenz Kardinal Jaeger“ ist nach intensiver Experten-Arbeit abgeschlossen. Darüber freuen sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Professorin Dr. Nicole Priesching. © Thomas Throenle / Erzbistum Paderbornat

Paderborn/Olpe. Die Kommission für kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn hat nach sechs Jahren ihr umfassendes Forschungsprojekt „Lorenz Kardinal Jaeger“ am Donnerstag, 11. April, mit einer Tagung in Paderborn abgeschlossen. Paderborns neuer Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz dankte den Fachleuten für die geleistete Arbeit.


Als Vorsitzende der Kommission freute sich Professorin Dr. Nicole Priesching über die Tagungsbände, die ein differenziertes Urteil über Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger ermöglichen: „Das fünfbändige Werk hat sich zu weit mehr entwickelt als zu einer umfangreichen Biografie eines Erzbischofs, dessen Amtszeit (1941-1973) eine gesellschaftlich, politisch und kirchlich spannende Zeit war“, erklärte sie. Insgesamt umfassen die Tagungsbände 59 Beiträge.

Fünf Bücher dokumentieren die Ergebnisse des Forschungsprojekts. Dr. Georg Pahlke, Christian Kasprowski, Professorin Dr. Nicole Priesching, Dr. Gisela Fleckenstein, Dr. Arnold Otto und Dr. Markus Leniger (von links). von Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
Fünf Bücher dokumentieren die Ergebnisse des Forschungsprojekts. Dr. Georg Pahlke, Christian Kasprowski, Professorin Dr. Nicole Priesching, Dr. Gisela Fleckenstein, Dr. Arnold Otto und Dr. Markus Leniger (von links). © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Lorenz Jaeger, 1892 in Halle an der Saale geboren, zog nach dem frühen Tod seines Vaters mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Olpe, wo er aufwuchs und von den Olper Franziskanerinnen gefördert wurde. 1941 wurde er Erzbischof von Paderborn und 1965 ins Kardinalskollegium aufgenommen. Seit 1955 ist Jaeger Ehrenbürger der Stadt Olpe.

Studie erscheint 2025

Im Hinblick auf das Forschungsprojekt und sein Ergebnis sagte Priesching: „Lorenz Kardinal Jaeger war keine Lichtgestalt. Für unser Projekt diente Jaeger in erster Linie als Sonde für größere kirchengeschichtliche Entwicklungen und Zusammenhänge. Damit fiel das Licht nicht nur auf ihn, sondern auf viele Menschen im Erzbistum. Aus unseren Fragen entstanden viel Einsicht, Kritik und Skepsis.“

Die Studie „Missbrauch im Erzbistum Paderborn – Eine kirchenhistorische Einordnung. Die Amtszeiten von Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt (1941 bis 2002)“ soll 2025 erscheinen.

Viel ungehobenes Wissen

Dr. Nicole Priesching erklärte, viele Bischofsbiografien seien heute im Grunde einzustampfen, da das Thema Missbrauch mit keiner Silbe erwähnt werde und „die Betroffenen des Missbrauchs bisher keinen Platz in der Kirchengeschichte“ hatten. Der ungleiche Umgang mit Beschuldigten und mit Betroffenen gehöre heute auch zum Bild von Lorenz Jaeger, der hier keineswegs ungewöhnlich gehandelt habe im Vergleich zu anderen.

Durch das „Jaeger-Projekt“ seien viele bislang völlig unbekannte Züge an Lorenz Jaeger deutlich geworden, erklärte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Das Projekt werde dazu beitragen, dem Wirken von Kardinal Jaeger gerechter zu werden. „Lorenz Jaeger war ein Kirchenmann seiner Zeit, mit allem Licht und Schatten.“ Es gebe bei Kardinal Jaeger noch viel ungehobenes Wissen, „gerade auch im Blick auf dunkle, problematische Züge und Verhaltensweisen, die bis heute nachwirken“.

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