Gedenktafel gegen das Vergessen an 77 deportierte Frauen eingeweiht

Gedenkfeier in Drolshagen


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Die Mitglieder der Erinnerungsinitiative mit Christiane Kapusciok an der Gedenktafel. von privat
Die Mitglieder der Erinnerungsinitiative mit Christiane Kapusciok an der Gedenktafel. © privat

Drolshagen. „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden…“ - so klang es am Schluss der bewegenden Gedenkfeier für 77 Frauen mit Behinderung, die am 8. April 1943 auf Befehl der nationalsozialistischen Militärverwaltung aus dem damaligen St. Gerhardus-Krankenhaus in die Provinzialheilanstalt in Marsberg deportiert worden waren. Für viele von ihnen war dies der Beginn einer Odyssee in den Tod.


Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger hatten sich am Montagabend, 8. Mai, auf Einladung der „Erinnerungsinitiative Opfer des Nationalsozialismus in Drolshagen“, die Teil des Drolshagener Heimatvereins ist, zu einer Gedenkfeier in der Cafeteria des St. Gerhardus-Seniorenzentrums eingefunden.

Regina Stahlhacke-Schmandt stellte als Gründungsmitglied der Initiative die Ergebnisse ihrer intensiven Nachforschungen zum Schicksal der 77 Frauen vor. Durch die Recherchen von Stahlhacke-Schmandt konnte nachgewiesen werden, dass 22 der 77 Frauen in Marsberg selbst starben.

Die Gedenktafel für die am 8. 4. 1943 deportierten 77 Frauen des Sankt Gerhardus-Hospitals. von privat
Die Gedenktafel für die am 8. 4. 1943 deportierten 77 Frauen des Sankt Gerhardus-Hospitals. © privat

21 weitere wurden ein halbes Jahr später in die berüchtigte Provinzial-Heilanstalt Obrawalde bei Meseritz deportiert; bereits nach einem Monat waren 18 von ihnen tot, umgekommen durch Giftspritze oder Verwahrlosung. Eine dritte Gruppe wurde von Marsberg in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Lüben in Niederschlesien verschleppt, wo sich ihre Spur verliert.

Der vielleicht bewegendste Moment des Abends war der Lebensbericht von Christiane Kapusciok, Bewohnerin des Hauses „Auf’m Kampe“ in Drolshagen, die anschaulich unter Beweis stellte, wie erfüllend und gesellschaftlich bereichernd das Leben mit einer Behinderung sein kann. In eindringlichen Worten warb sie um Akzeptanz und Teilhabe am alltäglichen Leben.

Zahlreiche interessierte Menschen waren zur  Gedenkfeier in das St. Gerhardus-Seniorenzentrum gekommen. von privat
Zahlreiche interessierte Menschen waren zur Gedenkfeier in das St. Gerhardus-Seniorenzentrum gekommen. © privat

Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof bedankte sich bei der Erinnerungsinitiative für ihr Engagement und die Vorbereitung der Gedenkfeier und forderte alle Anwesenden auf, nicht nachzulassen im Bemühen, den dunkelsten Teil der Deutschen Geschichte aufzuarbeiten, Lehren daraus zu ziehen und sich mutig gegen Geschichtsklitterung und Relativierung der Gräueltaten Nazideutschlands zu stellen.

Der Leiter des Pastoralen Raums Olpe/Kirchspiel Drolshagen, Pfarrer Johannes Hammer, weihte eine Gedenktafel aus Aluminium ein, die von einem Metallunternehmen kostenlos gefertigt worden war. Neben einem Hinweis auf die verhängnisvolle Deportation der Frauen sind darauf alle 77 Namen eingraviert: „Ihre Namen bleiben…“ Ihren endgültigen Standort wird die Tafel neben dem alten Eingang des heutigen St. Gerhardus-Seniorenzentrums in der Gerberstraße bekommen.

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