IHK-Wirtschaftsgespräch in Drolshagen: „Politik macht es uns nicht einfach“

Thema: Flächenversorgung


Bildzeile: Tauschten sich beim Wirtschaftsgespräch aus: (v.l.) Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof, IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und Dr. Stephan Schlösser vom Heimatverein für das Drolshagener Land. von IHK
Bildzeile: Tauschten sich beim Wirtschaftsgespräch aus: (v.l.) Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof, IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener und Dr. Stephan Schlösser vom Heimatverein für das Drolshagener Land. © IHK

Drolshagen. „Wer, wenn nicht wir, soll das schaffen?“ Die Frage von Ulrich Berghof begleitete das IHK-Wirtschaftsgespräch im Heimathaus in Drolshagen bei allen angesprochenen Themen. Der Bürgermeister ging vor den mehr als 40 Gästen der örtlichen Wirtschaft und Politik auf aktuelle Entwicklungen der Kommune ein.


Auch wenn sich der schon für dieses Jahr von der Stadtspitze befürchtete Gewerbesteuereinbruch am Ende nicht eingestellt habe, stehe die Stadt vor enormen finanziellen Herausforderungen: Inflation, hohe Tarifabschlüsse, hohe Zinsbelastungen und eine sehr hohe Kreisumlage. Zudem gelte es, ein Klimaschutzkonzept zu stemmen und die baulichen Voraussetzungen für die Ganztagsbetreuung zu schaffen.

Hoffnung machten ihm die nach wie vor stabilen Strukturen am Wirtschaftsstandort Drolshagen, so Ulrich Berghof. Dazu gehöre ein breit aufgestelltes Feld mittelständischer und familiengeführter Unternehmen, die in der Vergangenheit, ebenso wie die Stadt selbst, von der hohen Standortgunst am Autobahnkreuz A4/A45 profitiert hätten.

Schwierige Flächenversorgung

Dies konnte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener bestätigen: „Die gemessen am IHK-Bezirk überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung wie auch die Entwicklung der Kaufkraft sind für eine Stadt mit dieser Struktur beachtlich.“ Problematisch sei jedoch der perspektivische Mangel an Industrie- und Gewerbeflächen. Am interkommunalen Gewerbegebiet „Hüppcherhammer“ hat Drolshagen einen Anteil von 26 Prozent. „Hier werden noch zwei weitere Bauabschnitte umgesetzt. Die Ausweisung neuer Flächen für Industrie und Gewerbe gestaltet sich jedoch schwierig“, ergänzte Ulrich Berghof.

Auch die aktuellen Anpassungen des Landesentwicklungsplanes und die seit Jahren verfolgte Neuaufstellung des Regionalplans stimmen wenig hoffnungsvoll: Der Druck auf die Raumplanung sei durch den politisch verfolgten Ausbau der erneuerbaren Energien nochmals gestiegen, hob IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer hervor.

Standorte werden unattraktiver

Bis 2025 will das Land 1,8 Prozent seiner Gesamtfläche für Windenergie ausweisen, rund 13.200 Hektar alleine für Südwestfalen. „Industrie und Gewerbe beanspruchen im Kreis Olpe gerade einmal 1,3 Prozent der Gesamtfläche. Das alleine zeigt bereits das Ausmaß der Planungen“, legte Langer dar. In bestehenden Gewerbegebieten sollten Windanlagen ausschließlich dann errichtet werden dürfen, wenn sie der Versorgung in dem Gebiet dienen.

„Wir wollen Arbeitsplätze in Deutschland und Drolshagen erhalten. Aber die Politik macht es uns nicht einfach“, betonte Christian Hermann, KRAH Elektronische Bauelemente GmbH. „Ganz gleich, wieviel erneuerbare Energien wir zubauen: Der Strompreis steigt!“ Gerade für Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stünden, werde der Standort hierzulande immer unattraktiver, denn es verschlechterten sich mehrere Standortfaktoren gleichzeitig. „Immer häufiger werden nicht nur einfache Tätigkeiten ins Ausland ausgelagert, sondern etwa auch Ingenieurleistungen.“

Angebote aus den USA

Längst seien auch ausländische Firmen auf die Situation aufmerksam geworden. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener verwies auf US-Unternehmen, die heimischen Betrieben bereits in mehreren Fällen konkrete Angebote unterbreitetet hätten und unter anderem mit den niedrigen Energiepreisen in den USA werben würden.

Für den heimischen Wirtschaftsraum sei dies eine gefährliche Entwicklung, hob Volker Römer, Röpa Römer-Metallbau GmbH, hervor: „Wenn ein Betrieb einmal Richtung Ausland plant, ist er in der Regel auf Jahre hinaus dorthin orientiert und wird hier nicht mehr investieren.“

Artikel teilen: