Was hinter den Dräulzer Familien- und Beinamen steckt

Vortrag stößt auf großes Interesse


Das Drolshagener Heimathaus. von Heimatverein für das Drolshagener Land
Das Drolshagener Heimathaus. © Heimatverein für das Drolshagener Land

Drolshagen. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn des Vortrags zu den Familien- und Beinamen, der jetzt im Drolshagener Heimathaus stattgefunden hat, war der große Vortragssaal gut besetzt. Zuletzt mussten weitere Stühle besorgt werden, um den mehr als 80 Besuchern Sitzmöglichkeiten zu bieten. So groß war offensichtlich das Interesse der Drolshagener, mehr über die Herkunft und Bedeutung der Drolshagener Familien- und Beinamen zu erfahren.


Den Erwartungen konnte der Referent des Abends, Walter Wolf vom Heimatverein für das Drolshagener Land, voll entsprechen. Über anderthalb Stunden hörten die Teilnehmer konzentriert zu und bestätigten, dass sie viel Neues und Ungewöhnliches erfahren hätten.

Viele Drolshagener sind mit den über Jahrhunderte gebräuchlichen Beinamen vertraut und benutzen sie im Alltag. Der Referent bot Erklärungen für mehr als 50 Namen an, die er historisch und sprachwissenschaftlich begründete. Dazu erschlossen auch Rückgriffe auf das Drolshagener Platt, einem Mischdialekt mit niederfränkischen und westfälischen Elementen, den wesentlichen Gehalt der Namen.

Ursprünge in Wohnort und Herkunft

Zu Anfang stellte Walter Wolf das System der Namensbildung vor. Besonders hohe Aufmerksamkeit war zu spüren, als der Referent zunächst alte Familiennamen aus Dokumenten des 15. bis 17. Jahrhunderts ableitete, um dann die dazugehörigen Beinamen zu begründen. Dabei wies er auf, dass bis zum 16. Jahrhundert nur wenige echte Familiennamen vorhanden waren, vielmehr neben den Rufnamen die Bezeichnungen nach Wohnorten, Wohnstätten oder Herkunft dominierten.

Danach aber standen im Wesentlichen die historischen Familiennamen fest, die überwiegend aus der bäuerlichen Lebenswelt stammten wie Ackerschott oder Alterauge, Bezüge zu Wohnstätten aufnahmen wie bei Schürholz, Bieker oder Wigger oder auf Ortsnamen zurückgegriffen wurde wie bei Alperscheid.

Das Heimathaus in Drolshagen. von privat
Das Heimathaus in Drolshagen. © privat

Deutlich machen konnte der Referent auch, dass die Beinamen, die überwiegend im 19. Jahrhundert entstanden, aus Bezeichnungen der Wohnstatt wie bei Biekenpeters oder den Namen der Frauen gebildet wurden wie bei Stinches. Erstaunlich war auch das Gedächtnis der Alltagssprache, die die Beinamen über Jahrhunderte weiterführte wie bei Pennen oder Limpen.

Buch und weitere Vertiefung in Aussicht

Angeregt wurde auch, einen Arbeitskreis zu gründen, der sich der vielen Beinamen der Drolshagener in einer fachlichen Analyse annimmt. Walter Wolf wird die Recherchen, die weit über die an dem Abend vorgestellten Ausführungen hinausgehen, zusammen mit denen zum Dräulzer Platt zeitnah in einem Buch zur Verfügung stellen. Der Arbeitstitel lautet plattdeutsch „Nu klaffe dou…“ – „Nun sag du mal was dazu…“.

Die Ausführungen, die er in dem Buch über Familien- und Beinamen im Wendschen zusammengefasst hat, finden eine sehr gute Resonanz und animieren dort auch, über die Bedeutung der historischen Namen zu forschen. Der Vorsitzende des Heimatvereins Stephan Schlösser, selbst passionierter Ahnenforscher, wünschte sich dies auch für die Arbeit im Heimatverein Drolshagen.

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