„Wir brauchen mehr Geld“: Finnentroper Stahlarbeiter legen Arbeit nieder

Warnstreik bei Thyssenkrupp


  • Finnentrop, 01.06.2022
  • Wirtschaft
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Die Beschäftigten sind bereit für ihre Forderungen einzutreten. von Nicole Voss
Die Beschäftigten sind bereit für ihre Forderungen einzutreten. © Nicole Voss

Finnentrop. „Wir meinen es ernst. Wir brauchen mehr Geld“, brachte André Arenz, IGM-Bevollmächtiger am Mittwochmittag, 1. Juni, beim Warnstreik bei Thyssenkrupp Steel in Finnentrop die Forderung der Gewerkschaft und der Beschäftigten auf den Punkt.


André Arenz, Bürgermeister Achim Henkel und Betriebsratsvorsitzender Bernd Sasse machten deutlich, dass die von den Arbeitgebern angebotene Einmalzahlung in Höhe von 2.100 Euro nicht ausreiche, sondern die Beschäftigten dauerhalt mehr Geld im Portemonnaie haben müssen.

Einen Tag nach Ablauf der Friedenspflicht versammelten sich einige Beschäftigte auf dem Firmengelände, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Forderung lautet 8,2 Prozent mehr Lohn anstelle der von den Arbeitgebern angebotenen Einmalzahlung.

Sonderkonjunktur im Stahlbereich

André Arenz machte bei der Kundgebung deutlich, dass er in kampfbereite Gesichter von Stahlarbeitern blicke. Der IGM-Bevollmächtige hob hervor, dass die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg die Wirtschaft und die Gesellschaft vor große Herausforderungen stelle.

Doch die meisten Unternehmen hätten während der Pandemie gut verdient und täten es immer noch, so Arenz. Die Konzerne schütteten so viel Geld an die Aktionäre aus wie nie zuvor. Im Stahlbereich gebe es eine Art Sonderkonjunktur und viele Konzerne machten ein richtig gutes Geschäft.

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„Und weil das so ist, fordern wir 8,2 Prozent. Das ist unterm Strich für die ganze Branche angemessen. Ihr habt während der letzten Jahre trotz schwieriger Bedingungen für dauerhafte Stabilität in den Unternehmen gesorgt und die guten Gewinne möglich gemacht. Darum müsst ihr jetzt auch dauerhaft an der guten wirtschaftlichen Situation in der Branche beteiligt werden“, so André Arenz.

Eine Forderung mit einer 8 vor dem Komma habe die IGM für die Stahlindustrie zuletzt 2008 erhoben. Am 10. Juni fange die dritte Verhandlungsrunde wieder bei Null an und die Unternehmen seien in der Pflicht, Verantwortung zu zeigen und die soziale Sicherheit der Beschäftigten zu schützen.

Betriebsratsvorsitzender mahnt zur Teilnahme am Streik. von privat
Betriebsratsvorsitzender mahnt zur Teilnahme am Streik. © privat

Das gehe nur mit einer ordentlichen Erhöhung in der Entgelttabelle. „Wir führen eine Tarifrunde, um ein gutes Ergebnis für euch zu erreichen. Wir müssen zeigen, dass wir uns auch nicht vor einem Arbeitskampf scheuen, weil ihr Geld braucht, um den Konsum anzukurbeln und vor allem, weil ihr es seid, die dafür sorgen, dass die Gewinne im Stahl ordentlich sprudeln“, sagte Arenz.

Bürgermeister Achim Henkel solidarisierte sich mit der Gewerkschaft und den Beschäftigten: „Eine Einmalzahlung kann nicht gut sein. Es muss fair und kompromissbereit miteinander verhandelt werden. Die Reallohn-Verluste liegen erstmals seit Jahrzehnten bei 1,8 Prozent. Geht an einen Tisch und macht einen guten Kompromiss.“

Rekordgewinne in der Stahlbranche

Betriebsratsvorsitzender Bernd Sasse hob hervor, dass sich die Stahlbranche im Umbruch befinde. Die Umstellung auf klimaneutrale Produktion bedürfe politischer Unterstützung. Seit 2021 sei die Nachrage nach Stahl gestiegen und es würden Rekordgewinne verbucht.

Im Zuge des Preisanstiegs in allen Bereichen bräuchten die Beschäftigten mehr Geld im Portemonnaie. Seit 2019 habe es keine Erhöhung mehr gegeben. Gewerkschaft und Beschäftigte stellen sich auf einen „harten Kampf“ ein, getreu den Worten von Bernd Sasse: „Eine Stunde rausgehen und Fähnchen schwenken reichen nicht.“

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