Bauchweh zum Schulstart? So können Eltern ihren Kindern helfen
LP-Interview: Expertinnen geben Tipps
- Kreis Olpe, 06.08.2023
- Schule & Bildung
- Von Mona Pospischil
Kreis Olpe. Die Sommerferien sind vorbei und für die Schüler in NRW heißt es ab Montag, 7. August, wieder: ab in die Schule! Oft steht der Schulstart für Kinder und Jugendliche aber in Verbindung mit Ängsten und Sorgen: Wie komme ich im Unterricht klar? Wie verstehe ich mich mit meinen Mitschülern? Schaffe ich es, allen Anforderungen gerecht zu werden? LokalPlus-Praktikantin Mona Pospischil hat mit den Schulberaterinnen Ann-Marie Borchert und Carina Schneider-Rudek von Caritas-AufWind gesprochen.
Was sind typische Ängste von Schülern zum Schulstart?
Typische Ängste bestehen einerseits in Bezug auf die Anforderungen als auch in Bezug auf das soziale Miteinander. So gibt es häufig Sorgen, ob man den Leistungsanforderungen gerecht wird, ob man in der Schule Anschluss findet oder vielleicht auch ausgegrenzt wird.
Das Einfinden in eine neue Klassengemeinschaft ist häufig nach einem Schulwechsel für die Kinder ein wichtiges Thema, insbesondere, wenn sie auf der neuen Schule noch niemanden kennen. Einige Kinder leiden auch unter starken, sozialen Ängsten, sodass beispielsweise eine große Angst besteht, durch die Lehrkraft aufgerufen zu werden, vor Mitschülern zu sprechen oder auch Vorträge zu halten.
Wenn ein Kind nicht mehr in die Schule gehen möchte, können aber auch andere Probleme dahinterstecken. Im Besonderen ist hier das Thema Mobbing zu nennen, welches eine Großzahl von Schülern betrifft. Dies ist eine große Herausforderung an Schüler, Familien, Lehrer und andere Fachkräfte.
Unsere Beratungsarbeit bei Caritas-AufWind ist daher immer eine Art „Detektivarbeit“. Es geht jeweils darum, dass individuelle Problem möglichst genau zu erfassen, um gemeinsam eine geeignete Lösung zu finden.
Sind diese Ängste und Sorgen weit verbreitet, haben sie sich verändert?
Wir erleben vor allem, dass sich in den letzten Jahren durch die Lockdowns im Rahmen der Corona-Pandemie viel verändert hat. Die meisten Kinder sehr viel freier in ihrer Zeiteinteilung. So durfte zwischen den Aufgaben auch mal gespielt werden. Einigen Kindern fällt die Umstellung auf den geregelten Alltag nun schwerer. Zudem war im Homeschooling häufig der Umfang der Schulaufgaben geringer. Einige Kinder fühlen sich deshalb mit den nun höheren Leistungsanforderungen überfordert.
Hinzu kommt, dass die Kinder während der Pandemie häufig wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hatten und sich dadurch das Miteinander verändert hat. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Punkt, dass die Lockdowns für die meisten Eltern ebenfalls eine große Herausforderung dargestellt haben. Dies führte häufig zu Spannungen innerhalb des Familiensystems.
Auch zu erwähnen ist die voranschreitende Digitalisierung: Sie bietet neue Chancen, aber sie ist auch eine Herausforderung für die gesamte Familie sowie die betreuenden Institutionen. Oftmals kommt es zu Mobbing in sozialen Medien.
Welche Möglichkeiten gibt es, gegen diese Ängste anzugehen?
Wichtig ist es immer, die Ängste des Kindes ernst zu nehmen und nicht zu verharmlosen. Fragen Sie Ihr Kind, warum es nicht mehr gerne zur Schule geht.
Manchen Kindern fällt es allerdings leichter, mit einer neutralen Person von außen zu sprechen. In solchen Fällen kann man sich gerne an Beratungsstellen, wie zum Beispiel unsere Einrichtung Caritas-AufWind, wenden. Wir bieten kostenlose und vertrauliche Beratung an. Kinder ab 16 Jahren können auch ohne die Zustimmung ihrer Eltern zu uns kommen.
Innerhalb der Beratung nehmen wir auch eine Einschätzung vor, ob gegebenenfalls noch eine weitere Hilfe, wie beispielsweise ein Besuch bei einem Kinderpsychologen, notwendig erscheint. Zudem können Leistungs- und Intelligenzeinschätzungen vorgenommen werden, um anschließend sinnvolle Fördermaßnahmen zu besprechen.
Wie können Eltern oder Sie als Schulberatung die Kinder dabei am besten unterstützen?
Wichtig ist - neben den oben genannten Hinweisen -, die individuellen Fähigkeiten des Kindes hervorzuheben und Bemühungen zu loben. Fällt dem Kind beispielsweise das Lesen schwer, kann man das Beschäftigen mit einem Buch positiv verstärken, indem das Kind gelobt wird. Das Loben geht leider manchmal im Alltag ein wenig unter.
Ein Problem zu erkennen und ernst nehmen bedeutet auch, das Fernbleiben vom Schulunterricht nicht immer wieder zu entschuldigen. Hierdurch erhalten Eltern die Situation häufig aufrecht. Diesbezüglich sollten frühzeitig Hilfsangebote der Beratungsstellen wahrgenommen werden.
Wie können die Schüler für das neue Schuljahr motiviert und fit gemacht werden?
Aus fachlicher Sicht ist eine gute Vernetzung und gelingende Kooperation zwischen dem betreffenden Kind, den Erziehungsberechtigten, den jeweiligen Lehrern, Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen von großer Bedeutung für positive Unterstützungsmöglichkeiten.
Eltern können zum Beispiel die positiven Aspekte der Schule, wie den Kontakt zu Anderen, hervorheben. Gerade wenn Kinder schon früh eine genaue Vorstellung von ihrem Traumberuf haben, kann man ihnen auch verdeutlichen, dass die Schule zur Erreichung des Traumes ein wichtiger Schritt ist. Eltern sollten nicht vergessen, dass sie ein Vorbild sind. Erzählen Sie, wie es Ihnen in der Schule ergangen ist, oder nennen Sie auch mal authentisch Beispiele wie: „Ich habe heute auch nicht so viel Lust, zur Arbeit zu gehen, aber wir schaffen das!“