Talbrücke Rahmede: Gewisse Tragfähigkeit durch Verstärkungsbleche

A45-Brückenverstärkung nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“


  • Kreis Olpe, 09.12.2021
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  • Von Nils Dinkel
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Die Talbrücke Rahmede. von Sven Prillwitz/Stadt Lüdenscheid
Die Talbrücke Rahmede. © Sven Prillwitz/Stadt Lüdenscheid

Lüdenscheid/Kreis Olpe. Die Talbrücke Rahmede auf der A 45 bei Lüdenscheid weist massive Schäden auf und ist für den Verkehr gesperrt (LokalPlus berichtete). Für Lkw wird sich hieran in den kommenden Jahren nichts ändern; Pkw sollen in drei bis vier Monaten wieder auf die Brücke dürfen. „Wenn das Wetter mitspielt“, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn Westfalen GmbH, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, 9. Dezember.


Die Autobahn Westfalen hat mit den Arbeiten für eine Not-Verstärkung der Talbrücke Rahmede begonnen. Gemeinsam mit Statik- und Stahlbauexperten werden nun die notwendigen Maßnahmen im Detail geplant und koordiniert. Außerdem soll eine Schrankenanlage auf der Sauerlandlinie installiert werden, um Lkw von der Brücke fernzuhalten.

„Auf verbeulte Bleche kommen nun Verstärkungsbleche, die dagegen arbeiten. Hierdurch soll eine gewisse Tragfähigkeit erreicht werden. Die alte Kapazität wird nie wieder erreicht werden“, so Sauerwein-Braksiek. Sie sprach von massiven Beschädigungen, weit über das Toleranzmaß hinaus.

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Die massiven Schäden grafisch dargestellt.

Sauerwein-Braksiek konnte nicht ausschließen, dass die Talbrücke unter der Verkehrslast hätte zusammenbrechen können. Ihren Angaben zufolge waren in diesem Bereich der A 45 täglich 65.000 Fahrzeuge unterwegs. Die Brücke aus den 1960er Jahren sei für diese Verkehrslast nicht ausgelegt gewesen.

Sie erklärte außerdem auf Nachfrage, dass mit der Brückenverstärkung keine Zeit gewonnen werde. „Es dürfen nur Pkw darauf. Für die Region, die Industrie und die Wirtschaft ist das eine Katastrophe. Es gibt keine parallele Autobahn. Das Gelände ist eng und der gesamte Lkw-Verkehr muss im untergeordneten Netz fahren!“, so Sauerwein-Braksiek. Selbst für Rettungs- und Streufahrzeuge gebe es aktuell keinen Spielraum.

Falsche Entscheidung mit weitreichenden Folgen

Laut den Verantwortlichen bei der Autobahn Westfalen habe eine Entscheidung im Jahr 2017 für diesen Herzinfarkt der Sauerlandlinie gesorgt: Nach der Brückenprüfung sei die Priorisierung – der Neubau war für 2019 angesetzt – aufgehoben worden. Die Planungen schliefen ein. Eine Routineuntersuchung habe dann dieses massive Schadensbild aufgezeigt; weitere Untersuchungen bekräftigten die Entscheidung. Die Prüfung der Brücke dauert unterdessen weiter an.

Sauerwein-Braksiek hofft, dass sich die Pläne für den Neubau beschleunigen lassen. Die Planungen hierfür hätten bereits begonnen. In der Regel streichen von Planung bis Neubau heutzutage acht bis zehn Jahre ins Land. Das Unternehmen hätte inzwischen Kontakt mit Anliegern aufgenommen, was Grundstücksfragen angeht.

Brücke liegt in alpinen Gelände

Anhand von Beispielen erklärte Sauerwein-Braksiek die langwierige Planungsphase: „Für die Baugrunduntersuchung müssen wir etwa zehn Baustraßen legen. Das ist hier quasi alpines Gelände“, so Sauerwein-Braksiek. Und weiter: „Nach Umweltgesetzgebung dauert die Kartierung von Flora und Fauna über eine komplette Vegetationsphase. Allein das ist ein Jahr“. Der Eingriff in die Natur, in der die Talbrücke Rahmede, liege – sei zu minimieren und abzuwägen.

Es sei eine Taskforce für Verkehrsbelange gegründet worden. Hierin befinden sich Akteure der Autobahn Westfalen, Straßen.NRW, Polizei und Feuerwehr sowie die Stadt Lüdenscheid und der Märkische Kreis. Auch der Winterdienst seitens der Autobahn Westfalen sei angepasst worden. Diese übernehme den nächtlichen Winterdienst auf der Umleitungsstrecke.

Außerdem sei ein vor Ort-Termin initiiert worden. Bei einem Spitzengespräch mit den Beteiligten in der Region und dem Land NRW sollen unter anderem weitere Optimierungen besprochen werden.

Wie geht´s weiter für Lkw?

Neben den Verstärkungsmaßnahmen wird das Bauwerk künftig kontinuierlich beobachtet. „Wir werden ein Monitoringsystem installieren, das Bewegungen am Bauwerk sofort meldet“, erklärt Michael Neumann. Ein ähnliches System ist bereits an der A43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal installiert.

Auch die geplante Schrankenanlage, die künftig Lkw daran hindern soll, die Brücke zu überfahren, hat bereits ein Vorbild an der A43. „Ohne diese Schranke lässt sich nicht verhindern, dass Lkw über die Brücke fahren“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek.

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