Update: Großer Zulauf bei Bauern-Demo in Siegen

Etwa 1.000 Fahrzeuge in der Innenstadt


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Mit mindestens 200 Traktoren und Lastwagen machten sich Landwirte und Vertreter anderer Branchen von Hünsborn aus auf den Weg zur Demonstration in Siegen. von Lorena Klein
Mit mindestens 200 Traktoren und Lastwagen machten sich Landwirte und Vertreter anderer Branchen von Hünsborn aus auf den Weg zur Demonstration in Siegen. © Lorena Klein

Kreis Olpe/Hünsborn. Zu einer großen Demonstration gegen die Haushaltspläne der Bundesregierung schließen sich am Freitag, 29. Dezember, eine Vielzahl von Landwirten und Vertretern weiterer Branchen aus der Region zusammen. Hunderte Trecker und Lastwagen sind am Morgen von mehreren Treffpunkten aus in Richtung Siegen gestartet - so auch an der Sammelstelle am Hünsborner Löffelberg.


In Netphen, Wilnsdorf und Hünsborn trafen sich die Demonstranten mit ihren Fahrzeugen, um sich gemeinsam in Konvois auf den Weg zu machen. Ziel der „Sternfahrt“ ist die Siegener Innenstadt. Dort findet ab 13 Uhr vor dem Apollo-Theater eine zentrale Kundgebung statt. Zahlreiche Landwirte, Spediteure und Teilnehmer weiterer Berufsgruppen sind es, die ihren Unmut bezüglich der geplanten Einsparungen im Bundeshaushalt kundtun.

Geduldsfaden der Landwirte gerissen

Auf „locker über 200“ Fahrzeuge schätzte Bernd Eichert die Anzahl der Traktoren und Lastwagen, die sich im Hünsborner Industriegebiet am Löffelberg einfanden, viele von ihnen bestückt mit Schildern und Plakaten.

Bernd Eichert ist stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, Gemeindeverbandsvorsitzender der CDU Wenden und hat einen Bio-Hof in Bebbingen.

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Mit mindestens 200 Traktoren und Lastwagen machten sich Landwirte und Vertreter anderer Branchen auf den Weg zur Demonstration in Siegen: Björn Kirchhoff (links) und Bernd Eichert (rechts).

Hätten die Organisatoren anfangs noch versucht, eine Teilnahme an der Demo gezielt über ein Anmeldeverfahren zu regeln, habe man mittlerweile den Überblick verloren. Die Resonanz auf die Demonstration, die ursprünglich von Landwirtin Julia Afflerbach angemeldet und durch die Landwirtschaftsverbände unterstützt wurde, ist riesig.

„Auf jeden Fall wird heute ein Zeichen gesetzt“, ist sich Bernd Eichert sicher. Viele Restriktionen erlebe die Landwirtschaft seit Jahren. „Die Pläne für den Agrardiesel und die Kfz-Steuer waren der Tropfen, der das Fass nicht nur zum Überlaufen, sondern zum Bersten gebracht hat“, betont Eichert.

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Mit mindestens 200 Traktoren und Lastwagen machten sich Landwirte und Vertreter anderer Branchen auf den Weg zur Demonstration in Siegen.

Momentan sei auch großer Rückhalt aus der Bevölkerung zu spüren, die Menschen hätten Zukunftsängste. Damit die Demonstration Extremisten keinen Raum gibt, habe man sich im Vorfeld auf einen Verhaltenskodex geeinigt. Es solle ein „vernünftiger Diskurs“ stattfinden. Für einen ruhigen Ablauf sorge dabei vor allem die sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei.

Deutlich ist die Botschaft der Schilder an den Fahrzeugen: Mit den Sparplänen der Bundesregierung sind die Landwirte nicht einverstanden, sie sind entrüstet. Auflagen und viel Bürokratie schränkten die Bauern immer mehr ein, findet Wolfgang Engel, der als heimischer Landwirt ebenfalls mitfährt. Was erhofft er sich von diesem Tag? „Nicht viel“, gesteht Engel. „Doch wir machen das, um zu zeigen, dass wir da sind.“

Kundgebung in Siegen

Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis alle Traktoren und Lastwagen die Sammelstelle als lange Kolonne verlassen hatten. Durch die Hünsborner Ortsmitte führte der Weg durch Oberholzklau nach Geisweid und dann durch die Siegener Innenstadt bis zur Siegerlandhalle.

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Update von 16.15 Uhr:

Sowohl die Konvois als auch die Versammlung wurden von zahlreichen Einsatzkräften der Polizei begleitet. Auf dem Jakob-Scheiner-Platz vor dem Apollo-Theater begann - mit knapp einstündiger Verspätung wegen des großen Andrangs - gegen 14 Uhr die Kundgebung mit sechs verschiedenen Rednern, darunter Paul Ziemiak, Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär des CDU-Landesverbandes NRW, sowie der Grünen-Landtagsabgeordnete Dr. Gregor Kaiser.

Durch die Demonstration kam es bei der Anfahrt der ca. 1.000 Trecker und Lastwagen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Zahl der Teilnehmer war deutlich größer als erwartet. Auch nach dem Ende der Kundgebung gegen 15.15 Uhr gibt es während der Rückfahrt der Demonstranten wieder Behinderungen auf den Straßen in Siegen und Umgebung.

Veranstaltung bis auf einen Ausreißer friedlich

„Bis auf einen Zwischenfall mit einem Traktorfahrer, der sich nicht an die polizeilichen Anweisungen gehalten hat, ist für die Größe der Demonstration alles gut verlaufen“, zieht Bernd Eichert ein Resümee der Veranstaltung.

„Dass die Stimmung emotional hochkocht, wenn Mitglieder der Ampel-Parteien sprechen, war klar“, so Eichert. „Doch aus Sicht der Landwirte war es heute eine gute und wichtige Veranstaltung hier in Siegen. Alle Themen kann man nicht lösen, jedoch auf Probleme aufmerksam machen.“

Maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung habe neben der „hochprofessionellen Polizeiarbeit“ auch die Unterstützung der VWS Siegen beigetragen, deren Mitarbeiter die Demonstranten von den Stellplätzen mit Shuttlebussen in die Innenstadt brachten.

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