Warum Busfahren im Kreis Olpe derzeit wenig Spaß macht

Fahrer fehlen, Busse sind voll


  • Kreis Olpe, 08.09.2023
  • Schule & Bildung , Straße & Verkehr
  • Von Nils Dinkel
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Busfahrer werden von den Verkehrsbetrieben dringend gesucht. von Wern Group
Busfahrer werden von den Verkehrsbetrieben dringend gesucht. © Wern Group

Kreis Olpe. Probleme im Schülerfahrverkehr, stöhnende Berufspendler und auch jene, die den Bus für Erledigungen benutzen: Aktuell hagelt es Beschwerden von allen Seiten und an vielen Orten. Die VWS Siegen führt die Gründe auf, warum, es aktuell Probleme im Kreis Olpe gibt.


Geschäftsführer Jörg Mühlhaus und der kaufmännische Leiter und Presssprecher Stefan Boch erklärten, dass die Deutsche Bahn als Subunternehmer, die bis vor kurzem mit Westfalenbus im Kreis Olpe unterwegs war, eine Leistungsrücknahme vollzogen habe. Zudem gebe es aktuell einen erhöhten Krankenstand. Wie viele andere Branchen auch, sei die Branche akut vom Fachkräftemangel betroffen.

Der Olper Busbahnhof. von Nils Dinkel
Der Olper Busbahnhof. © Nils Dinkel

„Mit der Leistungsrücknahme des Subunternehmers sind uns 25 Busfahrer weggebrochen. Mit ihnen konnten wir vertraglich keine Einigung erzielen. Aber auch hier gab es Probleme in der Zusammenarbeit und letztlich auch in der Situation“, erklärten Jörg Mühlhaus und Stefan Boch. Die Schwierigkeit liege darin, dies jetzt zu kompensieren.

„Absolute Priorität hat der Schülerfahrverkehr. Hierzu haben wir zum Teil Fahrer aus Siegen abgezogen, weil die Busse verglichen mit den ländlichen Gegenden im Kreis Olpe, eine andere Taktung haben“, so die Vertreter der VWS.

Kurzes Tischtuch, großer Tisch

Und weiter: „Sobald hier Busse ausfallen, sind immer Schüler betroffen. Das ist in Siegen etwas anders. Wir versuchen mit einem viel zu kurzem Tischtuch einen großen Tisch zu decken. Aber: Es bleiben keine Schüler stehen“, so Jörg Mühlhaus und Stefan Boch. Durch die Verschiebungen werde die Aufgabe im großen und ganzen erfüllt.

Schülerverkehr, Symbolfoto von LP
Schülerverkehr, Symbolfoto © LP

Dafür seien auch Fahrten zusammengelegt geworden. Wo zuvor mehrere Busse gefahren seien, komme nun ein Buszug oder ein Gelenkbus zum Einsatz. Das führe – gerade hier – zu volleren Bussen. Beide bekennen: „Das geht zu Lasten des Komforts. In der Verkehrsspitze gibt es dann vielleicht keinen Sitzplatz mehr. Voll besetzte Busse sind nicht bequem und nicht komfortabel. Aber es funktioniert.“ Die Busse seien voll aber nicht übervoll.

Man hoffe aktuell bei der VWS auf eine Besserung des Krankenstandes, damit es zumindest an der Stelle Entspannung gebe. Zudem setze man auf weniger gefragten Strecken Kleinbusse von Taxiunternehmen ein.

Fahrergewinnung ein langfristiges Thema

Wie viele Unternehmen bundes- und europaweit sei auch die VWS auf Fahrersuche. „Das wird sich dramatisch erweitern in nächsten Jahren. In Kürze sehen wir keine Möglichkeit, Fahrer in nennenswerter Weise auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Langfristig gebe es Möglichkeiten etwa über Arbeitsamt-Umschulungen oder Weiterbildungen gebe. Außerdem sei man dabei, Fahrer aus dem Ausland anzuwerben.

„Es ist ein langfristiges Thema. Es laufen Gespäche mit der Polikik, die Attraktivität des Berufes zu steigern“, so Jörg Mühlhaus und Stefan Boch. Ein Problem sei auch, dass vermehrt beim Schienenersatzverkehr Fahrer bänden. „Das ist für sie extrem lukrativ. Aber genau diese Fahrer könnten auch im Schüler- oder Linienverkehr eingesetzt werden“, so die Vertreter der VWS.

„Außerhalb der Schulzeiten fahren fast nur noch Taxis“

„Nicht nur ich bin betroffen. Es gibt generell viele Menschen, die Probleme haben, hin und her zu kommen“, erzählt Niklas Gerhard aus Bamenohl. Er nutzt den Bus, um zur Arbeit nach Oedingen zu kommen. „Außerhalb der Schulzeiten fahren fast nur noch Taxis“, so der 22-Jährige.

Morgens seien die Busse stets überfüllt. Nachmittags ständen mit ihm teilweise etwa 20 Menschen am Finnentroper Bahnhof, die mit ihm auf die Linie R 81 warten. „So viele passen nicht ins Taxi. Es muss ein Zweites kommen“, so Niklas Gerhard. In den Ferien müsse er über Eslohe fahren, um Überhaupt zu seiner Arbeitsstätte zu kommen, erzählt der 22-Jährige.

„Ich bin auf den Bus angewiesen. Einen Führerschein habe ich nicht und meine Arbeitskollegen kommen alle aus anderen Richtungen“, so Niklas Gerhard. Das Thema stand dieser Tage auch bei so mancher Schulpflegschaftssitzung im Kreis Olpe auf der Agenda. Die Eltern beschwerten sich, dass die Busse teilweise nicht fahren, oder die Busse völlig überfüllt sind. Teilweise ließen die Fahrer auch die Kinder nicht aussteigen.

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