Ende einer Ära: Bahnhof-Apotheke in Altenhundem schließt nach 65 Jahren

Zwei Generationen prägen Geschäft


  • Lennestadt, 13.03.2024
  • Wirtschaft
  • Von Nils Dinkel
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Die Bahnhofs-Apotheke in Altenhundem schließt Ende Mai. Von links: Andrea Loos, Veronika Vielhaber, Kerstin Steden, Matthias Schütte, Petra Becker, Maria Höffer und Simone Schütte. von Nils Dinkel
Die Bahnhofs-Apotheke in Altenhundem schließt Ende Mai. Von links: Andrea Loos, Veronika Vielhaber, Kerstin Steden, Matthias Schütte, Petra Becker, Maria Höffer und Simone Schütte. © Nils Dinkel

Altenhundem. Eine Ära geht zu Ende: Nach stolzen 65 Jahren schließt die Bahnhof-Apotheke in Altenhundem ihre Türen. Die Apotheke, geführt in zweiter Generation, war ein fester Bestandteil des Marktplatzes in Altenhundem. Der letzte Öffnungstag ist am 31. Mai.


Als Hermann-Josef Schütte im Jahr 1959 die Türen der Bahnhof-Apotheke öffnete, konnte er kaum ahnen, welchen Einfluss sie auf die lokale Gemeinschaft haben würde. 1980 zog die Apotheke an den Marktplatz um, doch ihr Name blieb unverändert.

Für Matthias Schütte, Sohn des Gründers, war von Anfang an klar, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten werde. „Ich habe mich schon immer für die Naturwissenschaften interessiert. Die Verbindung mit der Pharmazie schien mir daher ein natürlicher Weg“, erinnert er sich zurück.

Nach dem Studium sei das Lernen erst richtig losgegangen. 1991 stieg Matthias Schütte in die Apotheke ein und übernahm sie im Jahr 1994. Direkt modernisierte er sie mit der Einführung eines PC-Systems. „Bis dahin haben wir noch mit Lochkarten gearbeitet“, so Matthias Schütte.

Digitalisierung verändert den Beruf

Doch nun, 30 Jahre später, steht das Ende bevor. Die Digitalisierung hat Einzug gehalten und die Landschaft der Pharmazie hat sich verändert. Doch die Entscheidung, die Apotheke zu schließen, ist dennoch mit Wehmut behaftet für Matthias Schütte und sein Team.

„Es ist eine selbstbestimmte Entscheidung. Aber es hat viele Gründe. Damals war man noch Arzneimittelhersteller. Heute werden zwar immer noch Rezepturen hergestellt, heute bin ich aber mehr ein digitaler Fachmann und Dokumentationskünstler“, erzählt der 60-Jährige.

Neben dem auslaufenden Mietvertrag benannte er Lieferengpässe, die Digitalisierung, die immer weiter zunehmende Bürokratie, die Belastung durch Notdienste, steigende Kosten bei unveränderter Honoraranpassung, Inflation, Gesundheitspolitik oder auch die zunehmende Konkurrenz durch Online-Apotheken als Gründe.

Außenperspektive der Bahnhof-Apotheke am Marktplatz in Altenhundem. von Aaron Busenius
Außenperspektive der Bahnhof-Apotheke am Marktplatz in Altenhundem. © Aaron Busenius

Es war eine Entscheidung, die von Herzen kam und von vielen schlaflosen Nächten begleitet wurde. Aber die Grundversorgung mit Arzneimitteln in Altenhundem sehe er weiter gewährleistet.

„Alle Mitarbeiter, die an einer Weiterbeschäftigung interessiert sind, haben nahtlos einen neuen Arbeitsplatz im Raum Lennestadt und Kirchhundem gefunden“, so Matthias Schütte. Petra Becker und Kerstin Steden seien schon seit seinem Einstieg dabei gewesen: „Ich habe am 1. Juli angefangen, einen Monat später hat Kerstin ihre Ausbildung bei uns begonnen“, erinnert sich der Apotheker.

Sabbatjahr steht an

Nach der Schließung werde Matthias Schütte zunächst ein Sabbatjahr einlegen. Er wird das Miteinander im Team und die vielen sozialen Kontakte vermissen, jedoch nicht die Notdienste und die damit verbundenen vielen Nächte auf dem Sofa. Trotz aller damit verbundenen Hürden sei es emotional wohl leichter zu eröffnen, als zu schließen.

Neben seinem langjährigen Kundenstamm dankt Matthias Schütte seinem Team, dem aktuell Kerstin Steden, Maria Höffer, Simone Schütte, Andrea Loos, Petra Becker, Veronika Vielhaber, Mara Dinkel und Hermann Steden angehören. Angelika Daum sei kürzlich in den Ruhestand gegangen, Sandra Lumme befinde sich in Elternzeit.

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