Nach Kirchenaustritt: Keine Reaktion auf kritischen Brief
Pfarrer räumt Versäumnis ein
- Lennestadt, 30.06.2023
- Glaube & Religion
- Von Christine Schmidt
Lennestadt. „Mit Bedauern habe ich erfahren, dass Sie vor der zuständigen zivilen Behörde Ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt haben.“ Mit diesem Satz beginnt das Pastorale Schreiben, das auch Maximilian Müller aus Altenhundem nach seinem Austritt aus der Kirche erhielt. Der 24-Jährige antwortete vor drei Monaten darauf. Bislang gibt es keine Antwort.
Schon Ende 2021 entschied sich Maximilian Müller endgültig dazu, der katholischen Kirche den Rücken zu kehren. Beim Amtsgericht unterschrieb er die Austrittserklärung. „Meine Abwendung und aktive Kritik richtet sich nicht an diejenigen Menschen, die sich im Rahmen ihres katholischen Glaubens für ihre Mitmenschen einsetzen, sondern gegen die aktuelle Organisation der katholischen Kirche“, so Müller.
Personen, die aus der Kirche austreten, erhalten in den meisten Fällen Post von ihrer Kirchengemeinde. Es ist ein Schreiben, das den Gemeinden von der Deutschen Bischofskonferenz seit Jahren als Vorlage zur Verfügung gestellt wird. In dem Brief wird den Ausgetretenen aufgezeigt, welche Konsequenzen ihr Schritt hat.
In dem Pastoralen Schreiben heißt es unter anderem: „Die Erklärung des Kirchenaustritts vor der zuständigen zivilen Behörde stellt als öffentlicher Akt eine willentliche und wissentliche Distanzierung von der Kirche dar und ist eine schwere Verfehlung gegenüber der kirchlichen Gemeinschaft.“
Genauso steht in dem Brief aber auch, dass die örtlichen Pfarrer Gespräche anbieten: „Ich würde gerne mit Ihnen über die Gründe, die Sie zu Ihrem Schritt bewogen haben, sprechen und habe als Seelsorger auch die Pflicht, die Motivation Ihres Kirchenaustritts zu erfragen und eine entsprechende Einschätzung vorzunehmen.“
Maximilian Müller hielt das für keine schlechte Idee und antwortet seinem Pfarrer vor Ort, Markus Leber, sehr ausführlich per Mail. „Ich wollte das nicht so stehen lassen und mich natürlich gerne erklären“, so der Altenhundemer. Er unterbreitete einige Vorschläge: „Schaffen Sie Raum für öffentliche Diskussionen, gehen Sie auf die Bedenken und Kritik an der Kirche hier in der Region ein.“
Die Mail sendete Müller bereits im März ab. Eine Antwort gab es nicht. „Das ist schon sehr schade“, so Müller. Gerne wäre er zu Gesprächen oder auch öffentlichen Diskussionen bereit gewesen, um etwas anzustoßen. Nur im 4-Augen-Gespräch darüber zu reden, bringe nichts mehr, man müsse offen an die Themen ran gehen – auch hier vor Ort.
Auf Nachfrage von LokalPlus antwortete Pfarrer Markus Leber, dass Ende 2021 nach seinem Amtsantritt als Pfarrer und Leiter des Pastoralen Raumes Lennestadt sehr viel Neues auf ihn zugekommen sei. „Irgendwann im Laufe des Jahres kam mir die Frage in den Sinn, wie man bisher mit den Ausgetretenen umgegangen ist. Bisher gab es keine Regelung, darum haben wir Ende 2022 mit der Praxis begonnen, die ehemaligen Kirchenmitglieder anzuschreiben. Nach dem Motto: Besser spät als nie.“
Dass er auf die lange Mail von Maximilian Müller nicht geantwortet habe, sei richtig. „Ich entsinne mich, dass ich nach dem Lesen der langen Mail dachte, dass ich für die Beantwortung doch etwas Zeit brauche. Das wollte ich dann mal in einer stillen Stunde tun. Darüber ist die Mail in Vergessenheit geraten. Das tut mir leid“, so Leber. Der vielbeschäftigte Geistliche räumt ein: „Sicherlich - siehe Antwort auf die Mail - bleibt manches auch wegen menschlicher Schwäche und Unzulänglichkeit auf der Strecke... “
Er hält die Anschreiben, das aktuell nochmal überarbeitet und stark gekürzt worden sei, dennoch für wichtig. In dieser Woche habe man dadurch sogar zwei Wiederaufnahmen verzeichnen können. „Ca. 10 Prozent der Ausgetretenen melden sich zurück, bei einigen kommt es dann auch zu Gesprächen“, erklärt der Pfarrer. Er weiß aber auch: „Viele haben den Bezug zur Kirche längst verloren oder nie gehabt, da reichen Skandale oder schlechte Schlagzeilen, um aus der Kirche auszutreten.“
Sein Ziel ist weiterhin: „Meine Arbeit vor Ort möglichst ordentlich und menschfreundlich zu machen und dabei mit den Menschen vernünftig umzugehen und mit dafür zu sorgen, dass wir als Gemeinde geschwisterlicher miteinander unterwegs sind.“