Pizza backen statt Grammatik: Ukrainische Kinder werden „Fit in Deutsch“
Spielerisch die Sprache lernen
- Lennestadt, 18.07.2023
- Schule & Bildung
- Von Christine Schmidt
Meggen. Zwei Wochen Deutschkurs in den Ferien – klingt langweilig, ist es aber kein bisschen. Etwa 20 ukrainische Kinder haben an dem Programm „Fit in Deutsch“ der Stadt Lennestadt teilgenommen. Wasserbombenschlacht statt Diktat und Pizza backen statt Aufsatz.
„Aubergine“, „Ich möchte“, „Pyramide“ und „der, die, das“: Die 20 Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren werfen bei einem Besuch in der Meggener Grundschule die unterschiedlichsten Begriffe ein. Worte, die sie in den vergangenen zwei Wochen gelernt und aufgeschnappt haben.
Zum vierten Mal findet das Projekt „Fit in Deutsch“ statt, initiiert von der Stadt Lennestadt. Svetlana Ruschke, Integrationsbeauftragte der Stadt, koordiniert den Kurs und steht bei wichtigen Übersetzungsangelegenheiten zur Seite.
Lena Vogt und Nikola Plassmann, beide angehende Lehrerinnen, leiten in diesem Jahr das Projekt. Die Kinder kommen von verschiedenen Schulen aus dem Raum Lennestadt, erklärt Ruschke. Sie stehe mit Familien und Schulen in Kontakt. Die Kinder, die hohen Bedarf an sprachlicher Entwicklung haben, konnten teilnehmen.
„Uns geht es hier gar nicht um Grammatik oder darum, gut Deutsch zu sprechen“, erklärt Nikola Plassmann. Viel mehr wollen die beiden jungen Frauen den Kindern die Umgangssprache und alltagsnahe Situationen näherbringen.
Lena Vogt berichtet, dass es natürlich auch Arbeitsblätter gebe, aber es solle sich keinesfalls wie purer Deutschunterricht anfühlen. „Es sind schließlich Ferien“, so Vogt. Aber auch durch spielerische und praktische Aufgaben werde die Kommunikation angeregt.
Ob Wasserbombenschlacht, einkaufen gehen und anschließend gemeinsam Pizza machen, ein Besuch im Galileo-Park oder einfach nur kneten – so werden natürliche Sprachanlässe geschaffen, die den Kindern gleichzeitig auch noch Spaß bereiten.
Die ukrainischen Kinder sind unter sich und trauen sich so auch eher mal deutsch zu sprechen, beobachtet Lena Vogt. In einer normalen Klasse hätten die Kinder mehr Hemmungen, eine fremde Sprache zu sprechen. Die sprachlichen Barrieren seien einfach noch sehr groß.
Auch für Lena Vogt und Nikola Plassmann war es teilweise herausfordernd. Viele der Kids können nur wenig deutsch. Einige andere wie die kleine Vieka zum Beispiel hingegen schon sehr gut. „So hat Vieka für ihre Mitschüler übersetzt und genauso für uns“, erzählt Nikola Plassmann.
Und wenn Worte nichts mehr helfen, könne man sich immer noch über Gestik und Vormachen verständigen. Die Schüler gucken sich auch gegenseitig etwas von den anderen ab, viele fragen nach Wörtern und bei einigen seien auch tolle Fortschritte zu sehen.
Einen tollen Nebeneffekt für die Kinder gibt es auch: Viele neue Freundschaften konnten geknüpft werden. Die Kinder gehen auf unterschiedliche Schulen, wohnen teilweise noch in Flüchtlingsunterkünften. „Es ist richtig schön zu sehen, was hier entstanden ist und wie gut sich die Kids untereinander verstehen“, so Vogt und Plassmann. So trage das Projekt „Fit in Deutsch“ auch zur Integration bei, sagt Svetlana Ruschke.
Die beiden angehenden Lehrerinnen betonen, wie gut es sei, auch mal fernab vom Unterricht Zeit für die Schüler zu haben – ganz individuell und ohne Bewertung.
Info
Das Programm, gefördert durch das Ministerium für Schule und Bildung NRW und die Stadt Lennestadt, zielt auf die Verbesserung der deutschen Sprache von Kindern und Jugendlichen ab.