Sexueller Kindesmissbrauch: Lennestädter räumt Vorfälle größtenteils ein

Berufungsprozess vor dem Siegener Landgericht


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Das Landgericht in Siegen. von Nils Dinkel
Das Landgericht in Siegen. © Nils Dinkel

Siegen/Lennestadt. Ein 44-Jähriger Lennestädter muss sich seit Montag, 29. August, vor dem Landgericht in Siegen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verantworten.


Nachdem er im Januar am Olper Amtsgericht bereits zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden war (LokalPlus berichtete), findet der Berufungsprozess nun am Landgericht in Siegen statt. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Vor der kleinen Strafkammer angeklagt war der vorbestrafte Lennestädter in drei Fällen, in denen er seine 13-jährige Stieftochter an den Brüsten bzw. im Intimbereich berührt haben soll.

Täter legt Geständnis ab

Die Taten räumte er größtenteils ein. Allerdings, so der Angeklagte, hätten sich diese Handlungen anders abgespielt, als ihm nun vorgeworfen werde. Unter anderem sei der Mann von der seinerzeit 13-Jährigen erpresst worden. Das Mädchen habe nach dem ersten Vorfall Dinge und Geld eingefordert.

Bei der Richterin stießen die Vorfälle auf Unverständnis, vor allem, weil der 44-Jährige eine fast gleichaltrige Tochter hat. „Sie haben nicht irgendeine Frau in der Disco aufgetan. Das war Ihre Ihnen anvertraute Stieftochter. Sie sind in der Vaterrolle gewesen“, so die Vorsitzende Richterin Sabine Metz-Horst.

„Es tut mir leid. Das wird nie wieder passieren. Ich habe nie Gewalt angewendet“, sagte der Angeklagte. Das Gesetz verbietet sexuelle Handlungen an Kindern unter 14 Jahren. „Wenn man die anfasst, gehört das unter Strafe gestellt. Das kann ihr ganzes Leben beeinflussen“, so die Vorsitzende Richterin.

Depressive Phasen

Die Befragung des Opfers fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und audiovisuell statt. Die Nebenklägerin erleide aufgrund der Taten depressive Phasen mit Selbstverletzungen, wie Nebenklage-Vertreter Harald Kröning sagte. Die Mutter sagte im Anschluss, dass ihre Tochter froh sei, dass es jetzt vorbei sei.

Bevor die Vorfälle publik wurden, seien der Mutter veränderte Verhaltensweisen an ihrem Kind aufgefallen. Sie habe keinen Zugang mehr zum Kind gehabt. Sie erklärte sich das zunächst mit der eintretenden Pubertät.

Nachdem das Verhältnis zwischen dem Angeklagten und seiner Stieftochter lange angespannt war, sei dies vor der Trennung besser gewesen. Er habe beispielsweise von der Mutter ausgesprochene Verbote aufgehoben und dem Mädchen ein iPhone 12 zu Weihnachten geschenkt.

Angeklagter unterschreibt Geständnis

Im März 2021 habe die Mutter von den Vorfällen erfahren und den Angeklagten zu sich zitiert. Dann habe sie ein Geständnis unterschreiben lassen und ihn rausgeworfen. Anschließend sei sie zur Polizei gegangen.

„Die darauffolgenden Wochen waren die Hölle. Wir saßen zu Hause und starrten an die Wand. Bis wir uns irgendwann gefangen haben“, so die Mutter, die sagte, dass ihre Tochter stark abgenommen habe und die schulischen Leistungen in den Keller gegangen seien. Sie fügte hinzu, dass der Angeklagte die Familie, die Kindheit ihrer Tochter und auch das Leben der gemeinsamen Sohnes zerstört habe.

Zuschauer drohen Angeklagtem

Eine Polizistin sagte aus, dass das Mädchen bei der ersten Aussage gefasst gewesen sei. Bei der zweiten habe es gestresster gewirkt. Bei der genauen Benennung habe die damals 13-Jährige Probleme gehabt. Die Angaben hätten schlüssig geklungen. Ausschlaggebend für die Anzeigenerstattung sei die Mutter gewesen.

Der Prozess ließ Emotionen hochkochen: Ein Zuschauer beabsichtigte, die Verhandlung mitzuschneiden. Zwei weitere bedrohten offenbar den Angeklagten während einer Verhandlungsunterbrechung. Bei allem Verständnis sagte die Richterin: „Wir sitzen hier, um das aufzuklären.“

Der Prozess wird am Montag, 5. September, fortgesetzt.

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