Überlebt nur noch jedes vierte Krankenhaus im Land?

MdB Baradari besucht Hospital Altenhundem


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Im Gespräch: (v.l.) Dr. med. Martin Asbach, Dr. med. Martin Bischopink, Nezahat Baradari, Dr. med. Gereon Blum und Ingo Morell. von GFO Kliniken Südwestfalen
Im Gespräch: (v.l.) Dr. med. Martin Asbach, Dr. med. Martin Bischopink, Nezahat Baradari, Dr. med. Gereon Blum und Ingo Morell. © GFO Kliniken Südwestfalen

Altenhundem. Die Krankenhausstruktur steht sowohl NRW- als auch bundesweit vor einem historischen Umbruch. Die Reformen und die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausgerufene „Revolution“ werden das Gesundheitswesen nachhaltig verändern. Um über Fragen und Sorgen zu sprechen, war die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari jetzt im St. Josefs-Hospital Lennestadt, Standort der GFO-Kliniken Südwestfalen, zu Gast.


Dort traf sich die Kinderärztin aus Attendorn, die aktuell Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages ist, mit Ingo Morell, Geschäftsführer der Maria-Theresia-Bonzel-Stiftung, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen. Gesprächspartner waren außerdem Dr. med. Gereon Blum (Geschäftsführer der GFO-Kliniken Südwestfalen) sowie Dr. med. Martin Asbach und Dr. med. Martin Bischopink (beide Chefärzte der Medizinischen Klinik des St. Josefs-Hospitals Lennestadt).

„Wir brauchen alle drei Krankenhäuser“

Ingo Morell brachte seine große Besorgnis zum Ausdruck: „Wenn das, was Bundesgesundheitsminister Lauterbach plant, eins zu eins in die Tat umgesetzt wird, überleben von aktuell 330 Krankenhäusern in NRW nur noch rund 80.“ Darunter wären noch 36 Krankenhäuser, die sich in der Form um Patienten kümmern, wie man es bislang kenne. „Und natürlich werden die nicht im ländlichen Raum sein, sondern im Speckgürtel der Ballungsgebiete. Wir werden aber unserer Meinung nach alle drei Krankenhäuser im Kreis Olpe brauchen.“

Morell erinnerte daran, dass neben Lauterbachs Reformplänen auch die aktuell hohe Inflation an den Krankenhäusern nagt, außerdem die Krankenhausplanung Nordrhein-Westfalens: „Das wird schwierig genug, aber wir sind da in guten Gesprächen. Wir denken auch, dass eine Strukturreform nötig ist.“

Medizinische Qualität sichern

Nezahat Baradari stellte klar, dass der Strukturwandel im Krankenhausbereich schon lange geplant war, „aber dann kam Corona dazwischen“. Es sei wichtig, die medizinische Qualität zu sichern, ohne dass ein Kahlschlag geschehe: „Wir müssen eine Reform durchführen, die den Krankenhäusern dennoch ihre Flexibilität lässt. Starre Vorgaben sind nicht zielführend.“

Aber: „Die Krankenhauslandschaft braucht eine Veränderung, damit sich nicht einige große Kliniken nur noch auf die lukrativen Operationen konzentrieren.“ Das sah auch Ingo Morell so: „Monopolanbieter sind genauso schädlich wie ruinöser Wettbewerb. Eine gewisse Konkurrenzsituation ist sinnvoll.“

Stadt und Land haben andere Maßstäbe

Man könne auf dem Land nicht die gleichen Maßstäbe wie in der Stadt anlegen, merkte Dr. med. Martin Bischopink an: „Was möchte denn der Patient hier im ländlichen Raum? Nach den aktuellen Plänen müssten mehr als 34.000 Menschen länger als 30 Minuten zum nächsten Krankenhaus fahren. Das wird unter dem Deckmäntelchen der Qualität in Kauf genommen. Wer behauptet denn eigentlich, dass wir hier vor Ort keine hohe medizinische Qualität haben?“

Nezahat Baradari machte deutlich: „Die wohnortnahe medizinische Versorgung muss weiter sichergestellt werden. Die Gesundheitsversorgung ist Teil der Daseinsvorsorge.“ Dr. med. Gereon Blum mahnte Tempo an: „Es muss schnell Klarheit geschaffen werden – sonst wandern die Fachärzte aufgrund der Unsicherheit ab.“

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