Lichterkette in Olpe für Opfer der Pandemie und als Weckruf an Impfgegner
Aufforderung zum Nachdenken statt Querdenken
- Olpe, 28.12.2021
- Gesundheit & Medizin
- Von Sigrid Mynar
Olpe. Etwa 80 Menschen haben am Dienstagabend, 28. Dezember, eine Lichterkette in Olpe gebildet, die vom Geschichtsbrunnen am Kurkölner Platz bis zur Gedenkstätte im Weierhohl reichte, um damit an die Verstorbenen der Corona-Pandemie zu erinnern. Alle Altersgruppen, aber vorwiegend junge Leute, zeigten Empathie für die Leidtragenden der Corona-Pandemie und übten Kritik an Impfgegnern.
Lena Kohlmann, 17-jährige Schülerin am Berufskolleg Olpe, die mit Unterstützung der Grünen Jugend Kreis Olpe die Versammlung organisiert hatte, zeigte sich von der großen Resonanz freudig überrascht. „Und das trotz Regenwetter und der schwierigen Corona-Lage“. Sie widme den Abend auch den Angehörigen der Verstorbenen, den Erkrankten und all denen, die einfach nur noch müde seien, sagte sie.
Auch sie sei der Pandemie mit all ihren Einschränkungen müde. „Ich habe die besten Jahre meiner Jugend hauptsächlich mit Zoom und Teams verbracht“ berichtete die Schülerin. „Aber wir wissen, dass Spaziergänge ohne Maske und Abstand das Immunsystem nicht stärken, sondern es im Zweifel nur mit einer Corona-Infektion versorgen.“
Sie appellierte an die „Corona-Spaziergänger“, die zeitgleich in Olpe gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gingen, dass sich diese Pandemie nicht durch Verweigerung, Trotz und Hetze beenden lasse, sondern nur durch das Einhalten wissenschaftlicher Empfehlungen.
Lena Kohlmann erntete Beifall für ihre Worte und eine Frau in der Menschenkette empörte sich, dass zeitgleich Impfgegner und Corona-Leugner durch Olpe zögen und das, obwohl ihnen bewusst sein müsse, dass sie sich dadurch auf eine Stufe mit Rechtsradikalen, Holocaust-Leugnern und Antisemiten begäben, die diese “Spaziergänge„ als Plattform benutzten.
„Es scheint diese Gruppierung nicht zu stören. Sie verschließen ihre Augen vor dem Leid, welches täglich in Deutschland passiert“, so die Kritik.
„Ich wollte verstehen, was in den Köpfen solcher Menschen vorgeht“, sagte auch Lea Klein (19), zweite Rednerin und ebenfalls Schülerin am Berufskolleg Olpe. Sie berichtete: Eine „Querdenkerin“ schrieb mir: „Menschen sterben auch trotz der Pandemie“. Eine solch dumme Aussage, die den Verlust und Leidensweg dieser Menschen nicht ernst nehme, sei für sie empathie- und respektlos.
Sie selbst habe in diesem Jahr einen sehr geliebten Menschen verloren und über zwei Monate lang täglich ihre Zeit in Krankenhäusern verbracht, berichtete die junge Frau. Dabei habe sie das Leid und die Überlastung mit eigenen Augen gesehen.
„Ich hoffe so sehr, dass einigen ,Spaziergängern' die frische Luft so gut tut, dass wir auf zeitnahe Einsicht hoffen können“, endete sie - und es schien, als spräche sie damit den Teilnehmern der Versammlung aus der Seele.