Mit dem Rad durch Wald, Wind und Wetter – und am Ende das Nordkap

Teil 2 der Fahrradreise von Ricarda Schneider


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Ricarda Schneider am Ziel ihres Traums - dem Nordkap. von privat
Ricarda Schneider am Ziel ihres Traums - dem Nordkap. © privat

Oberveischede/Bad Aibling. Zusammen mit rund 250 Bikern aus mehr als 40 Ländern hatte Ricarda Schneider nur das eine Ziel: sich ihren großen Traum zu erfüllen und ab Turin den nördlichsten Punkt Europas per Rad zu erobern. Malerische Natur, aber auch einige Herausforderungen erlebt die 34-Jährige auf ihrem Weg, bevor sie am langersehnten Ziel ankommt – dem Nordkap.


„Geschlafen haben wir nicht viel. Manchmal in Hotels und Pensionen, manchmal unter Vordächern oder in halboffenen Hütten. Unsere Verpflegung, von der wir Unmengen benötigten, kauften wir im Vorbeifahren in Supermärkten oder Tankstellen. Und manchmal dauerte es sehr lange, bis wir daran vorbei kamen“, erzählt Ricarda.

Die Route führt durch malerische Landschaften, endlose Weiten, entlang von Flüssen und Seen. Vor allem die 500 Kilometer durch Schweden sind meistens einsame, schnurgerade Strecken. „Ab und zu erblickten wir einen Elch oder andere Wildtiere und sehr viel Wald.“

Immer weiter...

So einige der gestarteten Biker brechen ihr Abenteuer vorzeitig ab. Wegen gesundheitlicher Probleme oder weil sie mental am Ende sind. Dieser Umstand kommt Ricarda und Valerie zugute, als sie eine Fähre ab Oslo besteigen wollen. Eigentlich war sie längst ausgebucht, doch genau dort begegnen sie drei Abbrechern, deren Ticket sie übernehmen können. Was für ein Glücksfall!

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Ricarda Schneider radelte von Turin bis zum Nordkap.

Unterwegs müssen viele Hürden genommen werden: Fahrradpannen, Wind, Regen, Hitze und auch Kälte in der Nacht.

Auf die Frage, ob sie nie versucht gewesen sei, die Tour abzubrechen, antwortet Ricarda schmunzelnd: „Einmal, als ich in einer urig-gemütlichen Holzhütte in Schweden übernachtete, schön warm und trocken. Am Morgen war es draußen lausig kalt, es nieselte und war sehr windig. Da wäre ich am liebsten dort geblieben. Aber natürlich haben wir uns gegenseitig motiviert und sind weitergeradelt.“

Ein Lebenstraum geht in Erfüllung

Die letzte große Hürde ist dann der Nordkap-Tunnel, der sieben Kilometer unter dem Meeresspiegel verläuft. Er verbindet das norwegische Festland mit der Insel „Mageroya“, auf der sich das Nordkap befindet.

Mit neun Grad Gefälle, tief runter bis auf 212 Meter unter dem Meeresspiegel – und dann wieder hinauf. Eisig kalt ist es da unten und ein Höllenlärm, den die Autofahrer so gar nicht mitbekommen. Und auch dort: kein Radweg.

Ricarda Schneider am Ziel ihres Traums - dem Nordkap. von privat
Ricarda Schneider am Ziel ihres Traums - dem Nordkap. © privat

Letztendlich ist es Position 79, auf der Ricarda im Ziel ist – Platz 10 bei den Frauen. Eine tolle Leistung! Und ihr Gefühl, am Ziel angekommen zu sein? „Unbeschreiblich! Ich habe geweint, teils vor Stolz und Freude und auch ein wenig wehmütig, weil es das Ende meines lang ersehnten Abenteuers war“, beschreibt Ricarda. „Ein Lebenstraum und eine Fahrt, die ich nie vergessen werde.“

Zurück geht es per Flugzeug. „Ich wurde in Frankfurt von meinen Eltern in Empfang genommen und bin gedanklich immer noch nicht ganz zurück.“

Nach der Ankunft kehrt für die Abenteurerin, die als Industriekauffrau bei der Firma SEFAR arbeitet, auch der Alltag wieder ein. Als Willkommensgruß erwartet Ricarda ein Sektempfang am Arbeitsplatz – und Glückwünsche und Mails aus aller Welt.

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