Mit Kokain und Whisky im Blut: Junger Mann raubt Geld in Spielhalle

Aufsicht und Zeuge wurden verletzt


  • Olpe, 09.04.2024
  • Blaulicht , Verschiedenes
  • Von Wolfgang Schneider
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Das Landgericht in Siegen. von Nils Dinkel
Das Landgericht in Siegen. © Nils Dinkel

Olpe/Siegen. Eine 22-Jähriger aus Olpe muss sich seit Dienstagmittag, 9. April, wegen schweren räuberischen Diebstahls in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts Siegen verantworten. Er soll in einer Olper Spielhalle Geld aus der Getränkekasse gestohlen und die Spielhallenaufsicht und einen anderen Gast, der zur Hilfe eilte, verletzt haben.


Der 22-jährige Ahmed H. (Name geändert) lebt seit Herbst 2022 in Deutschland. Er ist nach eigenen Aussagen drogenabhängig, konsumiert regelmäßig Haschisch und Kokain. Außerdem trinkt er viel Alkohol. Auch am Dienstag, 17. Oktober, habe er nachmittags begonnen, eine 1-Liter-Flasche-Whisky zu trinken, berichtete er gestern vor Gericht. Außerdem schnupfte er an jenem Tag zwei bis drei Gramm Kokain.

Über hohe Trennwand geklettert

Am Abend besuchte er dann die Spielhalle an der Franziskanerstraße in Olpe. Er habe gehofft, beim Automatenspielen etwas Geld zu gewinnen, um wieder Drogen kaufen zu können, sagte er aus. Im Spiel hatte er kein Glück, so dass ihm eine andere Idee kam. Als die Spielhallenaufsicht kurz zum Rauchen vor die Tür ging, kletterte er über die 2,8 Meter hohe Trennwand zum Bereich der Aufsicht, „Kanzel“ genannt, und nahm sich laut Anklage 80 Euro aus der Getränkekasse.

Warum er den 100-Euro-Schein, der noch in der Kasse lag, nicht einsteckte, blieb ungeklärt. Vor Gericht hatte der junge Tunesier einige Erinnerungslücken und konnte sich an viele Einzelheiten nicht erinnern, da er angetrunken und bekifft gewesen sei.

Monatelang Schmerzen

Als die Aufsicht den Griff in die Kasse bemerkte, lief sie schnell zur Kanzel und entriss dem 22-Jährigen ihr Portemonnaie, das dieser aus der Handtasche der Angestellten geholt hatte. Als Ahmed H. flüchten wollte, stand ihm die Aufsicht im Weg. Er schubste sie offenbar um, so dass die Frau zu Boden fiel.

Die Drolshagenerin rappelte sich wieder auf und wurde danach noch zweimal vom Angeklagten geschubst, zuletzt gegen den Türrahmen. Dabei brach sie sich zwei Rippen. Außerdem erlitt sie eine Prellung am Knie. Folge: Die 61-Jährige war zwei Wochen arbeitsunfähig und hatte noch monatelang Schmerzen.

Flasche auf Kopf geschlagen?

Ein anderer Gast der Spielhalle kam derweil der Angestellten zur Hilfe und wollte Ahmed H. stellen. Laut Anklage kam es dabei zu einem Streit, bei dem der Angeklagte zu einer Whiskeyflasche griff und diese dem Zeugen auf den Kopf schlug.

Warum der Angeklagte erst aus der Spielhalle flüchtete, verfolgt vom Zeugen, und kurz darauf wieder zurückkam, konnte am ersten Verhandlungstag nicht geklärt werden. Auch was es mit dem Schlag mit der Whisky-Flasche auf sich hatte, ist noch unklar. Der Zeuge, der bei der Attacke eine Schwellung am Kopf erlitt, wurde zum Prozessauftakt noch nicht befragt.

Vorwürfe eingeräumt

Die beiden Verteidiger des Angeklagten erklärten, ihr Mandant räume die Vorwürfe grundsätzlich ein. Zu der körperlichen Auseinandersetzung sei es nicht gekommen, weil er seine Beute habe verteidigen wollen, sondern weil er einfach aus der Situation herausgewollt habe.

Während Ahmed H. sagte, regelmäßig Gast in der Spielhalle gewesen zu sein, konnte sich die Spielhallenaufsicht nicht erinnern, ihn vor dem Tattag dort gesehen zu haben. Einige Details des Vorfalls hatte die 61-jährige Zeugin nicht mehr gut in Erinnerung. „Damit hätte keiner gerechnet, dass so was mal passiert. Alles ging so furchtbar schnell“, sagte die Frau im Zeugenstand. Der Prozess wird am 26. April fortgesetzt.

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