Weihnachten mal franziskanisch: Die Festtage im Konvent San Damiano
Über Bräuche, Traditionen und den Advent
- Olpe, 26.12.2023
- Verschiedenes
- Von Lorena Klein
Olpe. Von Weihnachtstrubel, Hektik vor den Festtagen und ausgefallener Dekoration fehlt im Konvent San Damiano jede Spur. Auf eine leisere, unaufgeregtere Art verbringen die Olper Franziskanerinnen Schwester Katharina und Schwester Veronika den Advent und das Weihnachtsfest. Und erzählen, worauf es für sie in dieser besonderen Zeit ankommt.
Zahlreiche Besucher strömen in der Kreisstadt an zwei Wochenenden auf den Weihnachtsmarkt, durch beleuchtete Straßen bummeln Menschen im Weihnachts-Kaufrausch, und in der St.-Martinus-Kirche stimmen sich Gläubige auf das Fest ein. Es weihnachtet wieder in der Olper Innenstadt. Mittendrin – und doch etwas zurückgezogen: der Konvent San Damiano.
Im Dezember steht für Schwester Katharina Hartleib und Schwester Veronika Fricke Weihnachten direkt vor der Tür. Seit etwa 14 Jahren leben die beiden Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung zu Olpe gemeinsam im Konvent in der Nähe der Kirche. Doch hinter der schweren hölzernen Haustür werden Advent und Weihnachten plötzlich leise.
Keine blinkenden Lichter, kein prunkvoller Schmuck. Nur einen dichten grünen Adventskranz haben die beiden Ordensschwestern zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest in der Kapelle des Konvents aufgestellt.
Denn Advent bedeutet für sie vor allem das Erwarten. „Die Gesellschaft möchte in der Vorweihnachtszeit am liebsten schon feiern. Die Leute können es dann gar nicht mehr aushalten“, erklärt Schwester Veronika. „Dabei ist der Advent eine ruhige Zeit, eine Zeit der Suche. Und eine Zeit, um dem Stillen und Dunklen, das der Winter in Europa mit sich bringt, einen Raum zu geben.“
Gerade dann spürten viele Menschen wieder eine Sehnsucht in sich, überlegt Schwester Katharina. Nach etwas, das über den Erfolg im Job, das Erfüllen von Wünschen und dem Streben nach Erkenntnis hinausgeht.
Ein bis zwei Tage vor Heiligabend stellen die Franziskanerinnen ihren Weihnachtsbaum auf, schmücken ihn mit gesammelten Werken und Lieblingsstücken: Strohsterne, Holzschmuck vom Weihnachtsmarkt und Figuren, elektrische Kerzen – und auch „echte“ Wachskerzen, betont Schwester Veronika. Kugeln gibt es aber keine.
Und dann beginnt sie wirklich: die Weihnachtszeit. Nach einem gemeinsamen Weihnachtsessen und der Christmette in der Pfarrkirche legen die Schwestern das Jesuskind in die Krippe ihrer Kapelle und verbringen gemeinsam den Heiligen Abend bei Weihnachtsmusik und einem Glas Wein.
Eine besondere Tradition ist das Auspacken der Geschenke und Lesen der Weihnachtsgrüße, die über die Adventswochen im Konvent eingetroffen sind: Grüße von den Schwestern auf den Philippinen, lustige und verrückte Geschenke und kleine Aufmerksamkeiten von jenen, mit denen man nicht gerechnet hat.
Der Advent hält für die Schwestern die ein oder andere Überraschung parat: „Einige Leute klingeln bei uns, laufen weg und wenn wir nachsehen, steht etwas Nettes im Flur“, erzählt Schwester Katharina. Doch ausgepackt wird natürlich erst an Weihnachten.
Auch Gäste erwarten Schwester Katharina und Schwester Veronika während der Festtage. Dreieinhalb Jahre hatten die Franziskanerinnen eine ägyptisch-koptische Familie im Dachgeschoss des Konvents aufgenommen, die noch heute zum Weihnachtsessen am ersten oder zweiten Feiertag vorbeikommt. Und wie immer stehen dann Gänsekeulen mit Rotkohl und Klößen auf dem Speiseplan.
Je nach Wetterlage sei schließlich auch das „Krippchen gucken“ in den Nachbarorten eine Tradition, erzählt Schwester Katharina. Dies stehe in diesem Jahr vor einem ganz besonderen Hintergrund, einem großen Jahrestag. Denn vor 800 Jahren habe Franziskus in Greccio das allererste Krippenspiel ins Leben gerufen und die Weihnachtsgeschichte somit erlebbar gemacht. Und das bis heute.
„Den Leuten wird damit noch einmal vor Augen geführt, um was es geht“, sagt Schwester Katharina und Schwester Veronika ergänzt: „Hätte Franz das nicht gemacht, hätte das heute eine andere Bedeutung.“