Aus der Autobahn in den Stollen: Fledermäuse bekommen neues Zuhause
Neubau der Talbrücke Ottfingen
- Wenden, 23.10.2023
- Straße & Verkehr , Verschiedenes
- Von Lorena Klein
Ottfingen. Fledermäuse leben seit Jahren in der Talbrücke Ottfingen. Die soll allerdings im Rahmen des sechsspurigen Ausbaus der A 45 abgerissen und neu gebaut werden. Um den Tieren nicht zu schaden, hilft die Autobahn Westfalen beim „Umzug“ nach – und kann schon erste Erfolge vermelden.
Was für einige Menschen vielleicht der tägliche Weg zur Arbeit, die schnelle Verbindung von A nach B ist, haben sich Fledermäuse als Winterquartier auserkoren. Mitten in der Talbrücke Ottfingen der A 45 fühlen sich das Braune Langohr und die Bartfledermaus zuhause.
Im Abschnitt zwischen dem Kreuz Olpe-Süd und Freudenberg soll die Autobahn auf sechs Spuren erweitert werden. Unter anderem die Talbrücke in Ottfingen hat dabei eine besonders hohe Priorität: Die Brücke aus dem Jahr 1971 ist eines von zwölf Bauwerken in diesem Abschnitt, die ersetzt werden sollen, wie aus der Projektbeschreibung der Autobahn Westfalen hervorgeht.
Doch kein Neubau ohne den Schutz der Fledermäuse: „Die Quartiere der Fledermäuse in der Talbrücke Ottfingen sind seit den ersten Untersuchungen der Fauna im Jahr 2017 bekannt. Schon in einem frühen Planungsstadium werden die natur- und artenschutzrechtlichen Themen bearbeitet“, erklärt Susanne Schlenga, Pressesprecherin bei der Autobahn Westfalen, auf Anfrage von LokalPlus.
„Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen bei einer Baumaßnahme geschützte Tierarten in ihrem Lebensraum nicht beeinträchtigt werden. Das bedeutet, bevor Quartiere zum Beispiel beim Abriss einer Brücke zerstört werden, müssen Ersatzquartiere geschaffen werden.“
Der alte Löhkopfstollen in Ottfingen ist ein solches Ersatzquartier, das fledermausfreundlich umgestaltet wurde. Wenn die Tiere das Angebot der neuen Unterschlupfmöglichkeiten annehmen, dürften die Quartiere an der Brücke wegfallen, führt Schlenga aus.
„Bis es soweit ist, muss aber zunächst Baurecht für die Brücke geschaffen werden. Liegt das Baurecht vor und ist der Auftrag für den Neubau vergeben, werden die Fledermausquartiere an der Brücke vor einem Abriss verschlossen. So wird sichergestellt, dass kein Tier zu Schaden kommt.“
Und tatsächlich haben schon Fledermäuse den Weg in das neue Heim gefunden. „Dass bereits jetzt, wenige Wochen nach Fertigstellung der Stollenöffnung, im Stollen Fledermäuse nachgewiesen werden konnten, ist ein sehr großer Erfolg“, betont Susanne Schlenga. Ein Prozess bis hin zu dem Punkt, an dem ein Quartier als „bezogen“ gilt, könne sich über mehrere Jahre ziehen. Wie viele Fledermäuse es genau sind, sei derzeit noch unklar.
„Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir weitere Tiere anlocken können. Dazu werden auch in den kommenden Wochen noch mit Hilfe eines speziellen Gerätes Fledermausrufe ausgesendet, auf die die Tiere reagieren. Im Stollen selbst zeichnet ein weiteres Gerät dann Rufe der einfliegenden Tiere auf.“
Die Autobahn Westfalen ist in Sachen Fledermäuse guter Dinge: „Der Stollen bietet mit dem vorgebauten Betonrohr sehr gute Bedingungen“, so Schlenga. „Das hat sich mit dem Nachweis des ersten (Braunen) Langohrs schon bestätigt.“