Auszeit, aber behindertengerecht: Familie Halfar möchte Feriendorf aufbauen

Verein „Timao“ setzt auf jede Unterstützung


  • Wenden, 13.11.2023
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  • Von Lorena Klein
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Familie Halfar aus Elben und der Verein „Timao“ haben ein großes Ziel: Sie wollen ein Feriendorf für Familien mit Kindern mit Behinderung schaffen. von privat
Familie Halfar aus Elben und der Verein „Timao“ haben ein großes Ziel: Sie wollen ein Feriendorf für Familien mit Kindern mit Behinderung schaffen. © privat

Elben. Urlaub soll Erholung bieten. Doch das ist nicht für jede Familie einfach umzusetzen. Tim und Alexandra Halfar aus Elben wissen das. Ihr Sohn Paul ist schwerstmehrfachbehindert – sich mit der ganzen Familie eine Auszeit zu nehmen, ist oft leichter gesagt als getan. Genau das möchten sie jetzt anderen Familien in ähnlichen Situationen ermöglichen. Sie möchten ein eigenes Feriendorf aufbauen – und sind dankbar für jede Form der Unterstützung.


„Wir möchten einen Ort schaffen, wo Familien hinfahren können, um eine gemeinsame Urlaubszeit zu verbringen“, erzählt Tim Halfar. Seine Frau Alexandra und er sitzen nebeneinander am runden Küchentisch. Labrador Caspar wuselt aufgeregt durch den Raum. Hier in ihrem Haus in Elben leben der 46-jährige Vater und die 42-jährige Mutter gemeinsam mit ihrem Sohn Paul (19) und Tochter Laura (13).

Paul hat eine Schwerstmehrfachbehinderung. Er sitzt im Rollstuhl und ist körperlich und geistig eingeschränkt. Die Familie hat erlebt, dass ein behindertengerechter Urlaub oft eine große Herausforderung sein kann. Angefangen dabei, eine rollstuhlgerechte Wohnung zu finden, mit Pflegebett und entsprechendem Badezimmer.

Urlaubsort mit Therapieangebot

Auch Betreuungsangebote, damit die Eltern mal alleine Zeit verbringen können, umfassen meist keine Kinder mit Behinderung, berichtet Tim Halfar von seinen Erfahrungen. Aus diesen Erfahrungen und dem eigenen Bedürfnis heraus sei auch die Idee gewachsen, einen Ort zu schaffen, an dem das alles möglich ist.

Und das ist der Plan: Ein Feriendorf auf einer Fläche von 16.000 Quadratmetern hinter dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle. Auf einer Hälfe sechs rollstuhlgerechte Ferienwohnungen für vier bis acht Personen, der restliche Platz soll für tiergestützte Therapie, insbesondere für Reittherapie, genutzt werden.

So sieht der Konzeptplan für das Feriendorf in Rothemühle aus. von Archifaktur Lennestadt
So sieht der Konzeptplan für das Feriendorf in Rothemühle aus. © Archifaktur Lennestadt

In einem großen Gemeinschaftshaus mit zusätzlichen Therapieräumen soll eine Tagesbetreuung für die Kinder mit Behinderung und deren Geschwister angeboten werden. „Eine Auszeit für alle“, fasst Tim Halfar zusammen – für Kinder und Eltern. Dass alles auf einem Gelände ist, sei besonders wichtig und spare für die Familien erheblichen Aufwand.

Lebensveränderndes Projekt

Um ihren besonderen Plan Wirklichkeit werden zu lassen, ist Familie Halfar bereit, ihr Leben vollständig zu verändern, von der beruflichen Tätigkeit bis hin zum Wohnort. Tim arbeitet im elektronischen Vertrieb, Alexandra in der Apotheke. Für ihr Projekt würden sie nach Rothemühle ziehen und die Leitung des Ferienortes hauptberuflich übernehmen. Die Idee bestehe schon seit mehr als zehn Jahren, erzählt Tim. Die Familie hat bis heute daran festgehalten.

Nach Gesprächen mit der Gemeinde Wenden konnte ihnen die freie Fläche in Rothemühle, die aus dem Verkauf des Balcke-Dürr-Geländes an Sparkasse und Pyramis herausgenommen wurde, zugesichert werden. Einen weiteren Schritt ging die Familie im September mit dem Verein „TIMAO“, der sich momentan in Gründung befindet. Timao – das bedeute „schätzen und ehren“ auf Altgriechisch, erklärt Tim Halfar.

Der Vorstand von Timao (von links): Tim Halfar (1. Vorsitzender), Melanie Bähr (2. Vorsitzende), Ruth Schröder (Schriftführerin) und Lukas Rüsche (Kassierer). von privat
Der Vorstand von Timao (von links): Tim Halfar (1. Vorsitzender), Melanie Bähr (2. Vorsitzende), Ruth Schröder (Schriftführerin) und Lukas Rüsche (Kassierer). © privat

Mit Tobias Hermes von der Archifaktur Lennestadt fand man schließlich einen Architekten, der seine Unterstützung zusagte, genauso wie Reittherapeutin Nina Henken aus Finnentrop. Auch Tim Halfar besitzt drei Pferde und kennt sich mit den Tieren aus. Einige Menschen hätten auch schon ehrenamtliche Hilfe angeboten und man erhalte viel positive Rückmeldung, erzählt er. Bei der Umsetzung wolle man mit lokalen Firmen zusammenarbeiten.

Umsetzung nur mit Spenden möglich

Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei rund fünf Millionen Euro. „Damit das alles klappen kann, sind wir neben Fördergeldern auch auf Spenden angewiesen“, betont Alexandra Halfar. Das geht zum einen durch eine Vereinsmitgliedschaft, die 10 Euro im Jahr beisteuert, und durch weitere Geldspenden. Infos zur Mitgliedschaft und Spendenmöglichkeit gibt es unter www.timao.info.

„Die Planung läuft, es hängt also von der Spendenbereitschaft unserer Mitbürger ab. Wir sind auf die Menge der Allgemeinheit angewiesen und freuen uns über jeden Euro!“, betont Tim Halfar. 2024 werde ein spannendes Jahr, denn dann werde sich herausstellen, ob das Vorhaben wirklich umsetzbar sei. Wenn ja, könnte das Feriendorf in drei Jahren Familien willkommen heißen. Außerhalb der Ferien soll der Ort auch für lokale Angebote zur Verfügung stehen.

Familie Halfar und Timao haben ein großes Ziel. Noch sind es einige Meter und Hürden bis dorthin, doch einen langen Weg sind die Initiatoren schon gegangen. Aber es lohnt sich, alles dafür zu geben, weiß Alexandra Halfar: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

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